Das Paar hat Erfahrung mit Herausforderungen: Vor vier Jahren umrundeten sie Baden-Württemberg, damals privat. In 22 Tagen legten sie 1500 Kilometer mit 15 000 Höhenmetern zurück - mit 16 verschiedenen Fortbewegungsmitteln. Die Tour hatte viel mediale Aufmerksamkeit erhalten, sodass für die beiden feststand: Beim nächsten Mal würden sie den Sport mit einer Spendentour verbinden - in Bayern.
Die Planung für die Bayerntour startete vor gut zwei Jahren und vor einem halben Jahr ging das intensive Training los. "Wir müssen 50 Tage am Stück fit und verletzungsfrei sein. Das bedeutet, sehr auf sich achtgeben", erklärte der Arzt Markus Frommlet. Auch die Ernährung mussten sie umstellen und viel Essen. Dann gibt es auch schon mal acht Brötchen zum Frühstück. "Der Körper braucht das, wir sind acht bis zehn Stunden am Tag unterwegs."
Die Grenzumrundung Bayerns ist eine anspruchsvolle Tour, das Höhenprofil gleicht einem "Sägezahnmuster". 100 Kilometer und über 1600 Höhenmeter legten sie auf der Etappe von Hohenberg bis Bad Steben zurück. "Die Strecke war kraftraubend. Wir haben schweres Gepäck, da wir meistens zelten", erzählt Ute Jansen. Nun freuen sie sich, dass sie in Bad Steben in einem Hotel übernachten können. "Das Angebot, den Tag in der Therme verbringen zu dürfen, ist für uns eine tolle Möglichkeit, Kräfte zu tanken."
Das Paar wirbt mit der Aktion für das Thema Inklusion, die möglich wird, wenn sich Kinder mit Handicap gemeinsam mit Gleichaltrigen schmerzfrei bewegen können. Es steht die sportliche Betätigung der Kinder mit Handicap im Mittelpunkt, für die es spezielle Sportprothesen und Sportrollstühle braucht. "Doch gerade für solche Hilfsmittel, die für Freizeit und Sport notwendig sind, übernehmen die Krankenkassen nicht die Kosten. Wenn es der Geldbeutel der Eltern nicht hergibt, haben die Kinder keine Chance auf Sport", sagt Frommlet. Die Kinder seien häufig auf Spenden angewiesen. "Darauf möchten wir aufmerksam machen." Die ehrgeizige Expedition in der Heimat soll aber auch zeigen, dass es im eigenen Land auch möglich ist, noch niemals zuvor unternommene Abenteuer zu erleben.
Stellvertretender Bürgermeister Wolfgang Gärtner hat selbst Erfahrung auf dem Gebiet der Inklusion: Seine Frau ist seit zwölf Jahren nach einem Unfall querschnittsgelähmt. "Über Inklusion lässt sich leicht reden, aber letztendlich entscheiden auch die finanziellen Mittel und ein Sportrollstuhl ist teuer." Monika Josiger vom Marketing bedauerte, dass Projekte mit Vereinen oder der Grundschule aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich waren. "Wir stellen aber gerne in unserer Tourist-Info eine Spendenbox auf."
Markus Frommlet ist freiberuflicher Gesundheitsmanager und konnte sich Zeit für die Tour "freischaufeln". Wenn Ute Jansen zurückkommt, wird sie am nächsten Tag wieder vor der Klasse stehen.