Guttenberg - Es ist Anfang 2002, als in Kulmbach die CSU-Welt unruhig wird, denn der damalige Bundestagsabgeordnete Bernd Protzner steckt mitten in einer Steueraffäre. Der Kulmbacher CSU-Kreisvorstand entscheidet, Protzner für die Wahlen im Herbst nicht mehr zu nominieren. Rückblickend gesehen ist dies die Chance eines damals weitgehend unbekannten jungen Mannes: Karl-Theodor zu Guttenberg wird als Protzners Nachfolger nominiert.

Wie es dazu kam, ist in der ersten Biografie nachzulesen, die über den heutigen Verteidigungsminister erschienen ist. Die Journalistin Anna von Bayern hat sie geschrieben. Über die Nominierung im Jahr 2001 weiß sie interessante Hintergründe zu berichten: Der damalige oberfränkische CSU-Bezirkschef Dr. Werner Schnappauf "gilt als einer der schwächsten Minister Stoibers, und wenn er nicht ins nächste Kabinett käme, müsste er stempeln gehen", schreibt sie, denn dem Kronacher fehlt ein Landtagsmandat. Schnappauf entwickelt einen Plan: Guttenberg soll neuer Kreisvorsitzender in Kulmbach werden und kraft dieses Amtes dafür sorgen, dass der Lichtenfelser Landtagsabgeordnete Christian Meißner als Protzners Nachfolger antritt, während Schnappauf dann das freiwerdende Landtagsmandat in Lichtenfels übernehmen könnte. Doch es kommt anders: Guttenberg schafft es, dass er selbst als Bundestagskandidat im Kreis Kulmbach nominiert wird - der Aufstieg eines Politstars beginnt.

Permanenter Stress

Solches Hintergrundwissen ist es, das diese Biografie lesenswert macht. Die Autorin ist Politikredakteurin der Bild am Sonntag und deshalb mit der Materie eng vertraut. Da sie zudem die Familie Guttenberg seit Langem kennt, kann sie manches berichten, was noch nicht in jeder Zeitung stand. Sie schreibt jedoch mit Diskretion und geht verstehend auf die Gründe ein, warum der Politiker, "der in Ruhe ein mehr als angenehmes Leben führen könnte", freiwillig eine Aufgabe wählt, die Einsatz rund um die Uhr fordert und permanenten Stress mit Feind und Parteifreund gleichermaßen garantiert. "Weil Guttenberg Status und Vermögen nicht als Inhalt, sondern als Verpflichtung empfindet", schreibt Anna von Bayern. "Und vielleicht auch, weil mit seiner Herkunft ein Eigenheim mit zwei Kindern nicht als Lebensziel reicht." Ein Glamour-Leben erscheine ihm schon seit frühester Jugend sinnlos. "Wir sind nicht Jetset", zitiert die Autorin den Minister. "Unser Grundanspruch ist, mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen." Von Anfang an habe er bei seinen Reden große Worte benutzt, auch wenn ihm in einem Dorfwirtshaus nur zehn Leute zuhörten.

Noch lange an der Spitze

Im Nachwort erlaubt sich die Autorin eine kleine Spekulation über Guttenbergs Zukunft. Er habe auf alle Fragen eine Antwort, auch wenn sein Ressort gar nicht betroffen sei, schreibt sie, doch Freunde mache er sich damit nicht. "Er ist besser als die anderen, aber er macht den Fehler, es sie spüren zu lassen." Doch in Wirklichkeit zweifelten auch seine Kritiker nicht daran, dass er noch lange an der Spitze der Politik mitspielen werde. schn



Das Buch

"Karl-Theodor zu Guttenberg - Aristokrat, Politstar, Minister" von Anna von Bayern ist im Verlag Fackelträger erschienen und kostet 19,95 Euro.

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"Karl-Theodor zu Guttenberg - Aristokrat, Politstar, Minister" von Anna von Bayern ist im Verlag Fackelträger erschienen und kostet 19,95 Euro.

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