Himmelstadt Eine Flut an Briefen für das Christkind

Angelika Resenhoeft
Liebevoll und persönlich: Der Brief eines Kindes an das Christkind ist im einzigen bayerischen Weihnachtspostamt zu sehen. Foto: Daniel Karmann/dpa Quelle: Unbekannt

Mehr als 4000 haben das einzige Weihnachtspostamt des Freistaats im unterfränkischen Himmelstadt bereits erreicht. Ein Thema jenseits der Geschenke beschäftigt die Kinder besonders.

 
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Himmelstadt - "Wie siehst du aus?" oder "Bist du mit dem Weihnachtsmann verwandt?" - Solche und ähnliche Fragen erreichen das Christkind im unterfränkischen Himmelstadt alljährlich. Auch heuer wird Bayerns einziges Weihnachtspostamt wieder mit Wunschzetteln und Briefen aus aller Welt überhäuft. Mehr als 4000 sind schon eingetroffen, vergangenes Jahr kamen etwa 65 000 bis Ende Dezember.

Darin gehe es längst nicht nur um die passenden Geschenke zum Fest, sagt die ehrenamtliche Leiterin der Poststelle, Rosemarie Schotte. Die Corona-Pandemie sei das Thema in diesem Jahr - auch beim Nachwuchs.

"Es belastet die Kinder sehr, dass sie ihre Großeltern nicht besuchen können", erzählt Schotte, die am Nikolaustag 80 Jahre alt wird. Sie wollten Oma und Opa schützen, seien aber sehr traurig über die Situation. Auch dass viele Kinder sich nicht mehr wie noch im vergangenen Jahr unbeschwert mit ihren Freunden treffen könnten, beschäftige die Kinder.

Bis kurz vor Heiligabend sollen die Einsendungen aus aller Welt beantwortet werden - teils persönlich, teils mit einem standardisierten Schreiben. Das Weihnachtspostamt in dem kleinen Dorf im Landkreis Main-Spessart gibt es seit 1986, damals kamen jedes Jahr etwa 3500 Briefe an. Schotte hilft seit 1993 mit, heuer sind es etwa 35 Ehrenamtliche.

Bis zum Heiligen Abend werden die emsigen Helfer des Christkindes Dutzende Wäschekörbe mit Briefen bearbeitet haben. Vielfach haben die Kinder die Schreiben fantasievoll bemalt, mit Bildchen verziert oder anderweitig ausgeschmückt. Das Christkind schert sich nicht um Rechtschreibfehler oder Kleberreste. Jeder Wunschzettel wird beantwortet, auch wenn die Eltern mitgeholfen haben.

Die Kinder wünschen sich nach Schottes Worten vor allem Einhörner, Spielzeug, Computer, Tiere und Elektronikartikel. Viele berichteten dem Christkind aber auch von ihren Sorgen.

Coronabedingt bleiben in diesem Jahr die Türen der himmlischen Weihnachtspostfiliale für Besucher geschlossen. Wer will, kann seinen Wunschzettel dennoch persönlich vorbeibringen und durch ein Fenster reichen. Zudem gibt es einen extra aufgestellten Briefkasten nur für Weihnachtspost der Kinder.

Wer Antwort vom Christkind haben möchte, sollte seinen Brief "An das Christkind, Kirchplatz 3, 97 267 Himmelstadt" adressieren. Bundesweit gibt es sechs weitere Weihnachtspostfilialen, an die auch Briefe an den Weihnachtsmann oder Nikolaus geschickt werden können.

Denn die Corona-Krise ist dieses Jahr auch in den Briefen von Kindern an den Nikolaus das Topthema. Es gebe kaum ein Schreiben, in dem die Pandemie nicht erwähnt sei, sagte Sabine Gerecke vom Nikolauspostamt in St. Nikolaus im Saarland der Deutschen Presse-Agentur. Auf Wunschzetteln stehe meist ganz oben, "dass Corona weggehen oder das Virus verschwinden soll". Oder: "Dass die Kinder mit der ganzen Familie Weihnachten feiern und auch wieder die Oma besuchen wollen", berichtete Gerecke als Leiterin der Aktion.

Seit mehr als 50 Jahren schreiben Kinder "An den Nikolaus" in dem kleinen Ort in der Gemeinde Großrosseln nahe der französischen Grenze. Nach Angaben der Deutschen Post ist es das älteste Nikolauspostamt in Deutschland. Die Partnerschaft zwischen dem Festausschuss und der Post besteht bereits seit 1967. Es ist immer noch gefragt: Es seien bereits mehr als 9000 Briefe aus aller Welt eingegangen.

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