Rehau Die Zukunft ist ungewiss

Nadine Schobert
Vom Rehauer Sägewerk ist nicht mehr viel übrig. Das Wohnhaus konnte die Feuerwehr schützen, der Rest des Betriebs, inklusive der historischen Mühle, ist niedergebrannt. Foto: Uwe von Dorn

Beim Großbrand im Sägewerk Georg Rothemund in Rehau geht die Polizei von Brandstiftung aus. Die Ermittlungen laufen. Wie es für den Familienbetrieb jetzt weitergeht, ist unklar.

 
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Rehau - Als der Feueralarm am Freitagabend gegen 21.30 Uhr ausgelöst wird, ist Volker Bucher gerade bei der Arbeit. "Ich habe sofort gewusst, dass das etwas Großes ist", berichtet der zweite Kommandant der Rehauer Feuerwehr. Schon von Weitem habe er den Rauch und die Flammen gesehen. "Als ich im Feuerwehrhaus ankam, habe ich die Alarmstufe sofort erhöht." Auch wo das Feuer loderte, wusste der Rehauer gleich: "Da brennt es beim 'Breddla-Schorsch', hab ich mir gedacht."

Und tatsächlich: Als der Kommandant am Einsatzort ankommt, stehen weite Teile des Geländes des Sägewerks Georg Rothemund bereits in Flammen. "Es herrschte eine unglaubliche Hitze", berichtet er. Einen Brand dieser Größenordnung sehe man nicht alle Tage. "Als ich ankam, kamen die Bewohner des angrenzenden Wohnhauses gerade nach draußen", erinnert sich der Feuerwehrmann. Einigermaßen gefasst habe die Familie gewirkt. "Aber natürlich überfordert. Schließlich stand alles um sie herum in Flammen."

Es handelte sich um den größten Einsatz im Landkreis Hof in diesem Jahr. Insgesamt 250 Helfer waren vor Ort. Eineinhalb Stunden dauerte es, bis der Brand unter Kontrolle war. "Das Wohnhaus der Familie konnten wir zum Glück schützen. Es blieb weitgehend unbeschädigt", sagt Feuerwehrmann Volker Bucher. Die historische Mühle dagegen habe man früh aufgeben müssen. "Diese Entscheidung hab ich relativ frühzeitig getroffen. Man kann die Einsatzkräfte nicht wegen eines Gebäudes in Lebensgefahr bringen", erklärt Bucher.

Erst in den frühen Morgenstunden waren die letzten Flammen auf dem Gelände des Sägewerks gelöscht. Die vergangenen Tage rückte die Rehauer Wehr noch regelmäßig zu Nachlöscharbeiten an. "Montagvormittag wurden wir das letzte Mal alarmiert", berichtet Bucher. Mit der Arbeit der Einsatzkräfte sei er sehr zufrieden. Vor allem, da man zu Beginn mit viel größeren Schwierigkeiten bei den Löscharbeiten gerechnet habe. "Die Innenstadtlage und das Ausmaß haben zunächst noch Schlimmeres Befürchten lassen", so der Feuerwehrmann. "Ich bin wirklich dankbar, dass alles so geordnet und ruhig abgelaufen ist. So muss es sein."

Wie es für den Rehauer Traditionsbetrieb jetzt weitergeht, steht derweil noch in den Sternen. "Das Wohnhaus blieb zum Glück weitgehend unbeschädigt", informiert ein Mitarbeiter des Sägewerks Georg Rothemund. Mit Arbeit sehe es in naher Zukunft aber erst einmal schlecht aus. "Ansonsten ist alles niedergebrannt. Die Säge, alles." Welcher Schaden dem Betrieb durch den Ausfall entstehen wird, sei noch nicht absehbar. "Im Moment geht alles drunter und drüber", berichtet der Mitarbeiter. Am Montag sei die Polizei den ganzen Tag mit Spürhunden auf dem Gelände unterwegs gewesen. "Wir wissen auch noch nichts Neues. Nur, dass die Polizei von Brandstiftung ausgeht." Dass irgendjemand den Familienbetrieb vorsätzlich in Brand stecken würde, hätte man sich vorher nicht vorstellen können. "Aber heutzutage ist anscheinend alles möglich", sagt der Mitarbeiter. In nächster Zeit komme auf die Inhaber noch viel Arbeit zu. "Es ist noch einiges zu tun, was das Geschäft betrifft. Auch um die Versicherung müssen wir uns kümmern." Wie es in Zukunft weitergeht, wisse man nicht. "Da wird wohl noch Größeres auf alle Beteiligten zukommen." Den Betroffenen gehe es den Umständen entsprechend gut. "Es muss ja irgendwie weitergehen."

Zirka 750 000 Euro beträgt der Sachschaden laut Polizei. Der historische Schaden für die Stadt ist laut Bürgermeister Michael Abraham höher. "Die alte Mühle befand sich im ältesten Teil der Rehauer Innenstadt", erklärt er. Zwar sei die Mühle an sich wegen der Rehauer Stadtbrände keine 800 Jahre alt, "aber urkundlich war es das älteste Gebäude der Stadt". Zum dritten Mal in der Geschichte sei die Mühle nun schon Flammen zum Opfer gefallen.

Neue Erkenntnisse gibt es laut Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken noch keine. "Die Ermittlungen der Spezialisten der Kripo Hof laufen", informiert Pressesprecher Martin Prechtl auf Nachfrage der Frankenpost. Auf einen Zusammenhang zu anderen Bränden in Sägewerken, wie beispielsweise in Rauschenhammermühle in Schwarzenbach am Wald im Jahr 2015, deute bisweilen nichts hin. "Die Kollegen der Kriminalpolizei haben keine Hinweise gefunden, dass es sich um einen Serientäter handeln könnte. Einen Zusammenhang schließen wir deshalb aus", erklärt Prechtl. Die Ermittlungen würden noch einige Zeit andauern.

Die Betroffenen hoffen derweil, dass bald Ruhe einkehrt. "Am schlimmsten sind die Schaulustigen, die täglich kommen und Fotos und Videos machen", berichtet ein Mitarbeiter des Sägewerks. "Es wäre schön, wenn das aufhören würde."

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