Rehau Mit List zurück zum "REH"

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In der Stadt Rehau will man sich nicht mit dem Nein des Kreisrats zur Wiedereinführung der alten Kennzeichen abfinden. Zweiter Bürgermeister Werner Bucher erhebt zudem schwere Vorwürfe gegen Landrat Bernd Hering.

 
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Rehau - Eigentlich ist die Sache gegessen. Nach dem mehrheitlichen Nein der Kreisräte (die Frankenpost berichtete) wird es im Landkreis Hof auch in Zukunft keine REH-, NAI- und MÜB-Kennzeichen geben. Es bleibt beim einheitlichen HO-Kennzeichen für alle. Eigentlich. Denn die Stadt Rehau will sich damit nicht abfinden - und strebt für ihren Fuhrpark eine List an, die am Ende doch zum gewünschten REH-Kennzeichen, am allerliebsten freilich in Verbindung mit der Buchstabenfolge -AU, führen könnte.

Hans-Peter Zeeh, Hauptamtsleiter im Rehauer Rathaus, und zweiter Bürgermeister Werner Bucher, der wegen der Urlaubszeit derzeit die Amtsgeschäfte führt, haben ihre Idee im Gespräch mit der Frankenpost vorgestellt. Und sie sind zuversichtlich, dass der Weg zum "REH" ein leichter sein wird.

Ihre Überlegung ist Folgende: Mit der Ablehnung der Wiedereinführung der alten Kennzeichen steht der Landkreis Hof ziemlich allein auf weiter Flur. Zumindest rundherum, in den Landkreisen Wunsiedel, Kulmbach, Tirschenreuth und Bayreuth sowie im benachbarten Vogtland, dürfen die Autofahrer fortan wählen, welches Kennzeichen die Stoßstange schmücken soll. Wie berichtet, kommt im angrenzenden Landkreis Wunsiedel eine Besonderheit zur Anwendung, die auf die Kreisreform im Jahre 1972 zurückzuführen ist. Weil bis dahin Teile des Landkreises, Schönwald etwa, zum Altlandkreis Rehau gehörten, dürfen die dort lebenden Menschen sich jetzt wieder für das REH-Kennzeichen entscheiden, sofern sie das wollen. Den eigentlichen Rehauern bleibt das durch die Entscheidung der Hofer Kreisräte verwehrt.

Hauptamtsleiter Hans-Peter Zeeh ist deshalb wild entschlossen. Er sagt: "Wenn das so ist, dann werden wir einen Fahrzeughalter im Landkreis Wunsiedel finden, auf den wir unsere Autos zulassen. Punkt." Laut Zeeh und Bürgermeister Bucher könnte diesen findigen, aber legalen Trick auch die Rehau AG anstreben. "Ein Briefkasten in Selb - und schon kann die gesamte Flotte des Weltunternehmens den Schriftzug REH-AU durch die Welt tragen - als Werbung für die Firma und unsere Stadt", sagt Bucher. In der Rehau AG selbst gibt man sich unentschlossen. Pressesprecher Wolfgang Narr verweist auf Anfrage der Frankenpost auf die Ferienzeit. In dieser Woche seien die Verantwortlichen nicht im Haus - und: "Nach meinem Wissensstand gibt es zu dem Thema aktuell keine neuen Entwicklungen."

An der Sicht von Bucher und Zeeh auf die Thematik ändert das nichts. Sie werfen Landrat Hering, der bereits vor dem Kreisratsbeschluss angekündigt hatte, dass es mit ihm keine Rückkehr zu den alten Kennzeichen geben werde, Starrsinn vor. "Er setzt hier seinen Betonkopf durch", sagt Bucher. Anders könne man die Verweigerung nicht deuten. Sie weisen darauf hin, dass es für die Entscheidung gar keinen Beschluss des Kreisrates gebraucht habe. Das Bayerische Kabinett habe es den Landräten überlassen, die alten Kennzeichen wieder einzuführen. Das sei falsch gewesen. "Umso wichtiger wäre es, dass die Verantwortlichen vor Ort die Weitsicht besessen hätten, im Sinne der Bürger zu entscheiden", sagt Bucher - und verweist auf das eindeutige Ergebnis einer entsprechenden Umfrage unter Rehauer Bürgern. Die hatte die Hochschule Heilbronn unter Leitung von Dr. Ralf Bochert im Jahr 2010 im Rahmen einer bundesweiten Untersuchung durchgeführt. Mit seinen Studenten hatte der Professor damals deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Bochert hatte 11 000 Bürger in 50 deutschen Städten befragt, die im Zuge der Gebietsreformen ihre alten Kennzeichen eingebüßt hatten. 73 Prozent der Befragten wünschten sich genau diese zurück; lediglich zwölf Prozent sprachen sich für die Beibehaltung der aktuellen Situation aus. Auch in Rehau war die Mehrheit der 200 Befragten für die Wiedereinführung der REH-Kennzeichen.

Wirklichkeit wurde dieser Wunsch nicht. "Und das wird auch nie passieren, wenn der Landrat jetzt nicht schleunigst tätig wird", erklärt Zeeh. Aus dem Wirtschaftsministerium habe man erfahren, dass es nach dem 30. April dieses Jahres kein Zurück gebe. Bis dahin müssten die Landkreise die Anträge gestellt haben. "Danach ist der Zug abgefahren. Dann hilft es uns auch nichts mehr, wenn im nächsten Jahr ein neuer Landrat kommt", ärgert sich Bucher. Bernd Hering hinterlasse seinem Nachfolger auf diesem Gebiet "verbrannte Erde", denn eine Möglichkeit zur Umkehr gebe es nicht.

Unverständlich sei für ihn auch, dass die Kreisräte den Beschluss in nichtöffentlicher Sitzung gefasst haben. "Eigentlich ist der Beschluss dadurch rechtswidrig", stellt Bucher klar. Obendrein zeige die Entscheidung, dass für die Mehrheit der Kreisräte nur die Kreisumlage aus Rehau interessant sei, "andere Belange der Stadt interessieren sie nicht".

Das Ergebnis für die Rehauer, die es sich nicht leisten können, eine Briefkastenfirma zu gründen, ist für Bucher und Zeeh klar: "Der mündige Bürger ist der Dumme."

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