"Manchmal ist man schon erschüttert und fragt sich, was Menschen antreibt", sagt Heike Richter. Frauen, die von ihren Männern verprügelt werden, Kinder, die von Verwandten missbraucht werden, Menschen, die einfach Angst vor ihren Partnern oder Familien haben - das alles haben Richter und Schmidling schon erlebt. "Am schlimmsten ist es, wenn Kinder die Leidtragenden sind", sagt Richter.
Diesen verängstigten und teilweise auch geschundenen Menschen zu helfen, sehen die Mitarbeiter des "Weißen Rings" als ihre vornehmste Aufgabe an. "Wir hören vor allem zu, geben Rückendeckung, vermitteln die Hilfesuchenden an Beratungsstellen weiter und begleiten sie bei Behörden- oder Gerichtsterminen", fasst Schmidling zusammen. Und seine Kollegin ergänzt: "Wir begleiten die Menschen auf ihrem Weg. Wie der aussehen soll, entscheiden sie selbst." Es sei nicht ihre Aufgabe, die Initiative zu übernehmen.
Den Kontakt nehmen die Opfer in der Regel von sich aus auf, wobei meist die Polizei auf den "Weißen Ring" hinweist. Die Helfer selbst unterliegen der Schweigepflicht und wenden sich ihrerseits nicht an die Justiz- oder Polizeibehörden.
Um vier bis fünf Fälle im Monat kümmert sich jeder der hochfränkischen Mitarbeiter. Und da kommen schnell 20 bis 30 Stunden zusammen. Um mit dem Erlebten und Gehörten klarzukommen, trifft sich die Gruppe regelmäßig und tauscht sich aus. "Jeder hat so seinen Weg, das alles zu verarbeiten." In der Regel sind die Mitarbeiter allein tätig, haben aber immer Rückhalt bei den Kollegen und dem Verband. "Und zu manchen Treffen gehen wir auch zu zweit", sagt Schmidling.
Die beiden neuen Außenstellenleiter wollen die Arbeit in der Region intensivieren. "Wir wollen unsere Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und bewusst machen", sagt Schmidling. Info-Stände oder Vorträge hält er für ein geeignetes Mittel, um Präsenz zu zeigen. Auch Heike Richter sieht das so: "Wir wollen ja auch Menschen helfen, deren Fälle nicht bei der Polizei gelandet sind. Und die Dunkelziffer ist groß."