Selb In Selb sind die Wikinger los

Von Tamara Pohl
Eigentlich umfasst die Lagergruppe um Rene "Ivric" Mayer 13 Erwachsene und noch einige Kinder mehr. Wer alle Rus-Wikinger von "Streif Ulver" kennenlernen will, kann das beim "Festival Mediaval" tun. Foto: privat

Am Donnerstag reisen sie an, die Lagergruppen, die das "Festival Mediaval" erst so richtig bunt machen. Eine davon ist "Streif Ulver" aus Niederbayern. Sie wird gegen Piraten kämpfen.

 
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Selb - Am Freitag geht's los: Dann öffnet das 8. "Festival Mediaval" am Selber Goldberg seine Pforten. Drei Tage lang erklingt Musik, bieten Handwerker ihre Waren feil und zeigen Lagergruppen, wie die Menschen in früheren Zeiten gelebt haben. 23 solcher Gruppen aus der halben Republik reisen an diesem Donnerstag an, darunter auch eine aus Niederbayern: "Streif Ulver" heißt sie und stellt das Leben der Rus-Wikinger dar.

Rene Mayer alias "Ivric" hat die Gruppe vor vier Jahren gegründet. "Wir sind 13 Erwachsene und ein paar Kinder, und wir alle kommen am Donnerstagmittag in Selb an." Er selbst interessiert sich schon seit über zehn Jahren für das große Thema Mittelalter, war in verschiedenen Vereinen aktiv, die sich mit den Gepflogenheiten und Künsten vergangener Zeiten auseinandersetzen. "Irgendwann hatte ich dann die Idee, eine eigene Gruppe ins Leben zu rufen." Und zwar eine, die sich dem Leben der Rus im 9. Jahrhundert widmet. "Zum Glück interessiert sich meine Frau für das Thema genauso wie ich", freut sich Rene Mayer, "denn eigentlich dreht sich unser ganzes Leben um die Rus und ihre Zeit. Während andere abends auf der Couch sitzen oder vor dem Computer hängen, nähen wir Kleidung oder ich gehe und schmiede etwas." Die Gruppe "Streif Ulver" bemüht sich, alles so authentisch wie möglich zu zeigen. Die Wolle für die Kleidung zum Beispiel färben die "Ulvers" mit Pflanzensäften - Reseda, Färberkrapp, Zwiebeln und Indigo haben schon so manchem Beinwickel Farbe verliehen. Um historisch so exakt wie möglich zu arbeiten, studieren die Mitglieder überlieferte Bilder ebenso, wie sie sich an authentischen Funden im Museum orientieren. "Wobei wir niemanden auslachen würden, weil er Schuhe der falschen Epoche zum falschen Harnisch trägt", betont Rene Mayer, "schließlich soll das alles ja auch Spaß machen." Den haben besonders die Kinder in der Gruppe. "Die haben in ihrem Freundeskreis zu Hause niemanden, der das macht, was sie tun können", berichtet Rene Mayer. Obwohl es durchaus Freundschaften zwischen verschiedenen Lagerguppen gebe. Wenn man viel auf Mittelaltermärkten und ähnlichen Treffen unterwegs ist, kenne man irgendwann die meisten Gesichter.

"Für unsere Kinder ist es jedenfalls das Höchste, wenn sie mit zum Lager dürfen - wir kochen über offenem Feuer und sind tagelang an der frischen Luft und im Zelt, das finden die klasse." Wobei das Zelt nur bedingt authentisch sei: Die Rus haben ihre Zelte nämlich auf ihren Schiffen aufgeschlagen, "und man kann schlecht überall ein Schiff aufstellen", sagt Rene Mayer augenzwinkernd.

Obwohl es am Haidteich zurzeit auch zwei solche gibt: Der Verein "Alte Schule" hat seine Drachenboote "Hugin" und "Munin" angekündigt. Wo sie liegen, werden auch die Wikinger von "Streif Ulver" zu finden sein. Dort kann man der Gruppe dann beim Handarbeiten zusehen und vielleicht auch beim Kämpfen: "Streif Ulver" kreuzen die Schwerter allerdings nach dem "Codex Belli", einem modernen Regelwerk für Schaukämpfe.

"Wir sind also Krieger und Händler zugleich", sagt Rene Mayer lachend. In dieser Eigenschaft werden die Wikinger nach Selb kommen: Sie zeigen in ihrem Lager nicht nur, wie man früher verschiedene Güter anfertigte, sondern werden am Sonntagabend auch an der großen Schlacht der Wikinger gegen die Piraten in der Goldbergbucht teilnehmen - zu der der Eintritt im Übrigen frei ist. "Ich bin mal gespannt", sagt Rene Mayer mit Blick auf seine Widersacher, "wie das so wird, wenn wir Wikinger gegen die Piraten kämpfen." Wahrscheinlich wild.

Gespannt sind die Mitglieder von "Streif Ulver" aber auf das ganze "Festival Mediaval" - immerhin sind sie zum ersten Mal dabei. "Eine Freundin hat uns vom Festival berichtet. Wir haben uns als Lagergruppe beworben, und dann hat uns Veranstalter Bläcky Schwarz gefragt, ob wir bei der Schlacht mitmachen würden. Na klar!"

Während andere abends auf der Couch sitzen, färben wir unsere Wolle selbst.

Rene Mayer von "Streif Ulver"

Von Nord nach Ost

Die Rus lebten in Osteuropa. Eine der gängigsten Abstammungstheorien ist die normannische: Demnach waren die Rus, auch Waräger genannt, Völkerschaften aus dem schwedischen Raum, die Funden aus dem 7. bis 9. Jahrhundert zufolge in Lettland und an der Schwelle zur Wikingerzeit in den Nordwesten Russlands einwanderten. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie lange als Händler und Krieger. Quelle: Wikipedia

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