Selb Kampf um mehr Geld

Von TAMARA POHL

Seit 1. März verhandeln die Gewerkschaften und die Arbeitgeber neue Löhne für den öffentlichen Dienst, bislang erfolglos. Im Landkreis kommt es heute zu Warnstreiks.

 
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Selb - 6,5 Prozent mehr Lohn - das ist eine der Forderungen der Gewerkschaft Verdi für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Klingt nach viel Geld. Das sagt auch die Arbeitgeberseite, die sich über die Forderung so empört hat, dass sie nicht bereit war, ihrerseits ein Angebot vorzulegen. Seit Montag rollt eine Welle von Warnstreiks durch das Land: Kindergärten und Stadtverwaltungen haben geschlossen, Busfahrer, Bauhofmitarbeiter, Krankenhauspersonal und andere legen ihre Arbeit nieder.

Detlef Krank ist Leiter der Physikalischen Therapieabteilung am Haus Selb des Klinikums Fichtelgebirge und Betriebsrat. Einen Streik wird es im Klinikum zwar nicht geben, er findet aber die Forderung der Gewerkschaft in Ordnung - jedenfalls wenn er an die jüngsten Lohnerhöhungen im Bereich von 0,9 oder 1,4 Prozent denke. "Das gleicht ja nicht einmal die Inflation aus."

6,5 Prozent machten bei einem Ärztegehalt natürlich eine Menge aus, bei dem Gehalt einer Reinigungskraft aber spreche man hier von rund 65 Euro im Monat. "Unsere Azubis im dritten Lehrjahr verdienen rund 200 Euro weniger als die Azubis im Einzelhandel - sie tragen aber viel mehr Verantwortung." Umso gerechter, dass auch für die Azubis 100 Euro mehr Lohn gefordert würden.

Ärgerlich findet er, dass die Arbeitgeberseite nun wieder mit dem Schreckgespenst der Unbezahlbarkeit drohe. Er zitiert eine Verdi-Stellungnahme: "Die Arbeitgeber greifen in die Mottenkiste der antigewerkschaftlichen Vorurteile und drohen mit Leistungskürzungen für die Bürger, Personalabbau und weiteren Privatisierungen."

Freuen kann sich Detlef Krank über die Haltung seines Arbeitgebers: "Unser Geschäftsführer Martin Schmidt steht zu seiner Aussage, dass die Beschäftigten auch eine ordentliche Lohnerhöhung kriegen sollen."

Allerdings kann Detlef Krank auch die Arbeitgeber und ihre finanziellen Zwänge verstehen, dennoch: "Das darf nicht immer zulasten der Beschäftigten gehen."

Uwe Schacht sieht das genauso. Er ist Mitarbeiter am Selber Bauhof, Personalrat und derzeit als Hausmeistervertreter an der Luitpoldschule tätig. "Sicher kann ich die Haltung der Kommunen verstehen - aber die müssen uns auch verstehen." Wenn er heute einkaufen gehe, bekomme er den Wagen für 50 Euro schlicht nur noch halb voll - und das, obwohl er eine anstrengende Arbeit habe: "Ich bin sei 1999 dabei und für den Straßenunterhalt zuständig. Im Sommer teeren, 180 Grad von unten und die Sonne brennt; da weiß man nach acht Stunden, was man getan hat."

Die Warnstreiks empfindet Uwe Schacht als gerechtfertigt und die Gehaltsforderungen auch - als frech empfindet er aber das Gebahren der Arbeitgeber: "Die müssen doch auch Vorstellungen haben, was sie zahlen wollen, und nicht einfach aufstehen und gehen, um ihren Willen durchzusetzen."

Sein Wunsch ist, dass etwas über die Hälfte der Forderungen umgesetzt wird.

Warnstreiks in Marktredwitz, Arzberg und Waldershof

Die Stadtverwaltungen in Marktredwitz, Arzberg und Waldershof sind für heute von Verdi zum Warnstreik aufgerufen worden. In Marktredwitz ist laut Stadt davon auszugehen, dass Hallenbad, Stadtbücherei und Touristinformation aber wie gewohnt geöffnet haben.

Die Gewerkschaft Verdi verhandelt auch im Namen der Gewerkschaften der Polizei (GdP), Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Sie fordert, dass die Gehälter um 6,5 Prozent, mindestens aber um 200 Euro im Monat erhöht werden. Die Auszubildenden sollen im Monat 100 Euro mehr bekommen. Der Tarifvertrag soll zwölf Monate laufen. Außerdem verlangt Verdi, dass Auszubildende nach erfolgreichem Abschluss unbefristet im erlernten Beruf übernommen werden.

Die Arbeitgeberseite - vertreten durch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und Thomas Böhle für die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) - lehnt die Forderungen ab und hat folglich noch kein Angebot vorgelegt.

Am 12. März gehen die Tarifverhandlungen in die zweite Runde.




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