Selb - Die Bosch-Stiftung machte es möglich: Im Rahmen ihres Grenzgänger-Programms war der Autor Jan Koneffke - dank der Vermittlung von Pfarrer Dr. Jürgen Henkel - zu Gast am Walter-Gropius-Gymnasium.

Jan Koneffke kann gewiss als Grenzgänger gelten: Nach seinem Studium in Wien verbrachte er sieben Jahre in Rom und lebt heute als Schriftsteller, Publizist und Übersetzer in Wien und Bukarest.

Auch sein letzter Roman, "Die sieben Leben des Felix Kannmacher", ist die Geschichte eines Grenzgängers: 1934 aus dem Dritten Reich geschmuggelt, kommt der Held zunächst als "Kindermädchen" für die Tochter des Pianisten Marcu unter, wird aber entlassen, als die Beziehung zu Virginia zu nah wird. In der Folge muss er sich unter falschem Namen in einem fremden Land durchschlagen.

Aus diesem Roman las Koneffke im Atrium des Walter-Gropius-Gymnasiums vor 180 Schülern der Q 11 und Q 12.

Allerdings war die Veranstaltung mehr als nur eine Lesung: Die Schüler kamen der Einladung, Fragen an den Autor zu stellen, bereitwillig nach, so dass sich die Veranstaltung schnell zu einem Gespräch über Koneffkes literarische Werkstatt und die Lebensbedingungen eines Schriftstellers entwickelte.

So wurde er zunächst gefragt, wie der Autor überhaupt zu seinen Themen komme. Koneffke hat nach seiner eigenen Aussage zunächst die Figuren im Kopf. Dann entwickelt sich daraus eine Geschichte, aus deren Logik sich weitere Figuren ergeben.

Die Ideen zu seinem aktuellen Buch seien gut geflossen, da die Figur des Felix Kannmacher in der Familiengeschichte der Koneffkes wurzelt. Es handelt sich um einen in Ungnade gefallenen und dann verschollenen Onkel, dem Jan Koneffke mit diesem Buch eine Geschichte geben wollte.

In diesem Zusammenhang machte der Autor die Planmäßigkeit beim Schreiben deutlich. Zunächst einmal investierte Koneffke viel Zeit in Forschungsarbeit über das Rumänien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Außerdem hielt er Handlung und Figuren generalstabsmäßig auf einem Storyboard fest, nicht zuletzt um Widersprüche zu vermeiden. Den Roman legte er vor der Veröffentlichung einer rumänischen Kulturwissenschaftlerin vor, um auch die Stimmigkeit der Details zu überprüfen.

Nach seinen Zielen als Autor fragten die Schüler auch: Natürlich, so Koneffke, träume jeder Autor vom Nobelpreis. Dies sei für ihn aber nicht realistisch, zumal der Nobelpreis erst vor Kurzem an Herta Müller, also eine Autorin mit rumänischem Hintergrund, gegangen sei. Dagegen wären der Büchner-Preis oder der lukrative Deutsche Buchpreis schon im Bereich des Möglichen.

Damit kamen die Schülerinnen und Schüler mit Koneffke auch auf die Verdienstmöglichkeiten als Schriftsteller zu sprechen. Der Autor betonte, dass er sich insofern privilegiert fühle, als er von seiner Schriftstellerei einigermaßen gesichert leben könne. Dabei habe er zu Beginn seiner Karriere auch Glück gehabt. Freilich seien die ersten Jahre etwas schwierig gewesen, er habe es aber nie bereut, Schriftsteller geworden zu sein. Allerdings machte er klar, dass ein Autor in der heutigen Zeit eine ganze Menge an Zeit und Energie investieren und medientechnisch professionell vorgehen müsse, um im Gespräch zu bleiben.

Mit solchen und ähnlichen Fragen waren die 90 Minuten ziemlich schnell vorbei. Schön war auch, dass sich Koneffke in der Pause und nach der Lesung Zeit nahm für Einzelgespräche mit Schülern, die selbst schreiben. Wolfgang Eschenbeck