Leseratten erwarten Frühling

Selb - Leseratten blicken dieser Tage nach Leipzig: Dort findet heuer vom 14. bis 17. März die Buchmesse statt, und mit ihr die größte ihrer Art in der Republik. Zugegeben, die Frankfurter Buchmesse ist größer, doch in Leipzig steht die ganze Stadt Kopf - mit der Schwesterveranstaltung "Leipzig liest" und dem Schwerpunkt "Comics in Leipzig" deckt die Veranstaltung an den vier Messetagen 350 Veranstaltungsorte ab. Das ist einmalig in Deutschland.

Die Wurzeln der Leipziger Buchmesse reichen auch weit zurück, nämlich bis ins 17. Jahrhundert. Wichtige Bücher wurden dort im Laufe der Epochen vorgestellt. So präsentierten, um nur ein Beispiel zu nennen, auch die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm am 1. Mai 1852 den ersten Band ihres berühmten "Deutschen Wörterbuchs" zu dieser Messe.

Mit Neugier verfolgen Buchinteressierte auch die Verleihung des "Preises der Leipziger Buchmesse", für den heuer unter anderem im Bereich Belletristik Ralph Dohrmann mit "Kronhardt" und die junge Lisa Kränzler mit "Nachhinein" nominiert sind.

"Das Werk des Preisträgers werden wir sicher anschaffen", erzählt Annette Reckmann, Leiterin der Selber Stadtbücherei. Bislang habe es allerdings noch keine Nachfragen zu den Büchern der Nominierten gegeben. Obwohl die Zeit zwischen dem Ende des Winters und dem Beginn des Frühjahres eine gute Zeit für Bücher sei - es werde viel gelesen und dementsprechend auch viel ausgeliehen. Die Leipziger Buchmesse an sich habe aber kaum einen Einfluss auf das Leseverhalten der hiesigen Besucher. Eher noch die "Spiegel"-Bestsellerliste, deren Titel in der Bücherei ziemlich schnell nach der Veröffentlichung zu finden seien.

Annette Reckmann selbst wird sich aber auf den Weg nach Leipzig machen. "Die Stiftung ,Junges Fichtelgebirge' hat zu der Fahrt eingeladen." Unter dem Motto "Bürger helfen Bürgern" hat es sich die Stiftung zur Aufgabe gemacht, Familien zu fördern und besonders die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Deshalb bieten die Verantwortlichen den Lesepaten der hiesigen Kindergärten und Grundschulen auch die Reise an: In Leipzig wird es nämlich auch einen Schwerpunkt zur Leseförderung geben.

Ein Messetrend sind seit Jahren auch Hörbücher, und das spiegelt sich auch im Angebot der Stadtbücherei wieder: "Wir haben im vergangenen Jahr bestimmt für 3000 Euro Hörbücher angeschafft", zieht Annette Reckmann Bilanz, "es gibt auch immer mehr Leute, die das Hörbuch für sich entdecken." Sie selbst hat gerade Wladimir Kaminer ausgehört.

Auch Comics erfahren einen Wandel. Verstärkt bringen Verlage Literaturklassiker als "Graphic Novels", also Comicbücher heraus, die sich an Erwachsene wenden. Franz Kafkas "Die Verwandlung" und Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" sind nur zwei Beispiele dafür. Gleich als Comic erschienen sind die Biografien "Maus" von Art Spiegelmann und "Persepolis" von Marjane Satrapi. Bei der Leipziger Buchmesse gibt es zu diesem Thema unter anderem eine Podiumsdiskussion, in der Selber Stadtbücherei füllen die Comics eine ganze Ecke. Dort finden sich neben den Kinderklassikern wie "Die Schlümpfe" und "Spirou" auch Werke für ältere Leser wie die Science-Fiction-Reihe "Die Schiffbrüchigen von Ythaq" oder die garstigen und schwarzhumorigen Abenteuer der "Gnome von Troy". Auch Comic-Adaptionen erfolgreicher Romane, darunter Kai Meyers "Seide & Schwert", stehen hier. "Die Comics werden in allen Altersstufen gut angenommen", stellt Annette Reckmann zufrieden fest.

Wer sich einen Überblick zum Angebot der Selber Stadtbücherei verschaffen will, dem sei ein Ausflug ins Internet empfohlen. Man muss auf www.selb.de nur dem Button "Leben in Selb" und dann "Bildung & Soziales" folgen. tami