Selb Ronny Hein stellt Wehren auf den Prüfstand

Ronny Hein (Zweiter von links) weiß, worauf es im Ernstfall ankommt. Sein Wissen gibt er an Kollegen weiter. Foto: pr

Der frisch gebackene Schiedsrichter aus Selb nimmt Leistungsprüfungen ab. Denn wenn es brennt oder jemand verletzt ist, muss jeder Handgriff sitzen.

 
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Selb - Ronny Hein aus Selb hat alle Hände voll zu tun. Ehrenamtlich ist er Mitglied der Feuerwehren Selb und Längenau, Ansprechpartner für die Betreuer der Kinderfeuerwehren im Landkreis und seit 16. August auch noch offiziell Feuerwehr-Schiedsrichter. "Ja", beantwortet er schmunzelnd die Frage, ob ihm da überhaupt noch Freizeit bleibe. "Ich mache das mit Leib und Seele."

Als Schiedsrichter darf der 37 Jahre alte Selber Leistungsprüfungen im ganzen Landkreis abnehmen und bewerten. "Die Abnahmen sind das A und O. Sie prüfen, ob die Einsatzgrundsätze der Feuerwehr bei Löscheinsätzen und technischer Hilfeleistung sitzen." Die Trupps müssen bei den Einsatzübungen möglichst fehlerfrei und innerhalb einer festgelegten Zeit zusammenarbeiten. Denn "wenn es brennt oder jemand verletzt ist, muss jeder Handgriff sitzen", stellt der gebürtige Thüringer klar.

Die Prüfungen seien eine freiwillige Tätigkeit, wie die Feuerwehr im Allgemeinen. Wer sie nicht besteht, darf sie wiederholen. "Entweder am gleichen Tag oder zwei Wochen später." Jedoch sei es eher die Ausnahme, dass eine Gruppe durchfällt. "Die Jungs knien sich richtig rein. In der Regel beginnen sie eine Woche im Voraus, um sich intensiv auf die Prüfung vorzubereiten."

Die Leistungsabzeichen gibt es in sechs verschiedenen Verleihungsstufen: Stufe 1, Bronze; Stufe 2, Silber; Stufe 3, Gold; Stufe 4, Gold/Grün; Stufe 5, Gold/Blau und Stufe 6, Gold/Rot. Für jede bestandene Prüfung erhalten die Feuerwehrmitglieder eine Anstecknadel für die Uniform und sind damit für die Teilnahme an der Prüfung für das nächsthöhere Abzeichen qualifiziert. Relativ neu ist das Ü-40-Leistungsabzeichen. "Mitglieder, die schon alle Stufen erreicht haben und 40 Jahre oder älter sind, können das Abzeichen separat ablegen und ihr Wissen ein weiteres Mal unter Beweis stellen", sagt Hein.

Für den Feuerwehrmann ist das neue Amt ein zusätzlicher Aufwand zum regulären Dienst bei der Feuerwehr Selb. Wer Schiedsrichter werden möchte, sollte keinen vollen Terminkalender haben: "Die Aufgabe ist sehr zeitintensiv. Um die Abnahmen zu machen, ist man viel bei den regionalen Feuerwehren unterwegs", berichtet der hauptberufliche Lagerleiter. Am Beginn der Ausbildung heißt es erst einmal die Schulbank drücken. In einem Lehrgang an einer staatlichen Feuerwehrschule lernen Anwärter theoretische und praktische Grundlagen kennen. "Nach einer Woche muss man eine Prüfung absolvieren. Wer sie besteht, erhält ein Zeugnis."

Anschließend dürfen sich amtierende Schiedsrichter von den Frischlingen ein Bild machen. "Die ersten fünf Abnahmen finden unter Aufsicht statt und müssen bestätigt werden. Für jede erfolgreiche Abnahme gibt es eine Unterschrift auf der Rückseite des Zeugnisses. Im Landkreis Wunsiedel haben Kreisbrandrat Wieland Schletz und Klaus Huber, Fachbereichsleiter Wettbewerbe im Kreisfeuerwehrverband Wunsiedel im Fichtelgebirge, ein Auge auf angehende Richter. Letzterer hat Hein schließlich als Schiedsrichter bestätigt.

Offiziell ist Ronny Hein seit acht Jahren Mitglied der Feuerwehr, inoffiziell jedoch bereits viel länger. "Schon mein Vater war Feuerwehrmann, deshalb bin ich dort quasi großgeworden." Der Nachwuchs ist ihm wohl auch deswegen ein Anliegen. Einmal im Jahr organisiert er eine Ausbildung für die Betreuer der Kleinen, das übrige Jahr steht er als Ansprechpartner bei Fragen Rede und Antwort, vor allem in rechtlichen Dingen.

"Wir haben einen sehr guten Stand", sagt Hein. Seit vergangenem Jahr gebe es beim Nachwuchs rund ein Drittel mehr Mitglieder. Das liege vor allem an der Novellierung des Bayerischen Feuerwehrgesetzes. Seit 2017/2018 dürfen Mädchen und Jungen schon ab sechs Jahren in die Wehren eintreten. Vorher war der früheste Eintritt mit zwölf Jahren möglich.

Trotz der guten Entwicklung in Kinder- und Jugendwehren, kämpften die Feuerwehren um Mitglieder. Insgesamt gingen die Zahlen immer weiter zurück. "Dabei sind auch Ältere und Quereinsteiger bei den Wehren herzlich willkommen", macht Hein deutlich.

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