Selb Zitterpartie im "Brauhaus"

Von Tamara Pohl
Das Brauhaus in der Schillerstraße gehört zu den bekanntesten gastronomischen Adressen in Selb. Foto: Florian Miedl

Das Amtsgericht Hof schreibt das Anwesen Schillerstraße 23 in Selb zur Zwangsversteigerung aus. Ob es so weit kommt, ist ungewiss.

 
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Selb - Das Selber Brauhaus Ploss gehört zu den bedeutendsten Bauten in der Innenstadt. Das liegt nicht nur an seiner prominenten Lage und seinem künstlerisch gestalteten Äußeren, sondern auch an seinem Innenleben. Hier gibt es neben einer anerkannten Gastronomie auch eine eigene Brauerei, in der Peter Ploss seit Jahren zum Beispiel seinen beliebten Zoigl braut. Ob er das auch über den 29. Januar 2016 hinaus tun wird, ist noch nicht ganz klar.

Fakt ist, dass das Amtsgericht Hof unter dem kryptisch anmutenden Geschäftszeichen K 56/15 den Eintrag zur Versteigerung des Anwesens Schillerstraße 23 listet. Am 29. Januar um 10 Uhr soll das Brauhaus demnach unter den Hammer kommen, ebenso die Spielhalle. Es ist eine "Versteigerung im Wege der Zwangsvollstreckung". Wie die Abteilung Rechtspflege am Amtsgericht bestätigt, hat sie bereits den Verkehrswert für Gebäude und Grundstück in der Schillerstraße 23 ermitteln lassen. Den hat ein Sachverständiger auf 311 000 Euro festgesetzt, den Wert des Zubehörs auf 30 750 Euro. Versteigert werden sollen dem Gerichtseintrag zufolge nämlich nicht nur 2085 Quadratmeter Gebäude- und Freiflächen, sondern auch Tische, Bänke, Stühle, die Biergarten-Möbel, Geschirr, Bestecke, die Kücheneinrichtung, die Theke und die Brauanlage.

Wenn es denn überhaupt zur Versteigerung kommt: Womöglich kann sich Peter Ploss nämlich vorher mit der Gläubigerin, der Sparkasse Hochfranken, anderweitig einigen.

Dass das möglich ist, bestätigt auch die Abteilung Rechtspflege am Amtsgericht: Wenn Peter Ploss beispielsweise mit Einverständnis der Sparkasse einen Käufer findet, kann die Sparkasse auf die Vollstreckung verzichten. Dann würde das Versteigerungsverfahren angehalten.

Ein sogenannter "freihändiger Verkauf" an einen anderen Interessenten könnte sich anbahnen. Details wollte Peter Ploss nicht nennen, er verwies auf seinen Anwalt. Dieser ist jedoch derzeit wegen Krankheit nicht zu erreichen. Allerdings bestätigte Peter Ploss, dass die Gaststätte nach wie vor in Betrieb ist und das Geschäft ganz normal weiterläuft: "Selbstverständlich empfange ich Gäste." Bei der Sparkasse Hochfranken war keine Auskunft darüber zu bekommen, ob das Institut einem "freihändigen Verkauf" zustimmen würde: Der zuständige Mitarbeiter befindet sich für längere Zeit im Urlaub.

Allerdings wäre das Anwesen für Käufer durchaus attraktiv. Das zeigt sich nicht nur im geschätzten Verkehrswert, sondern auch am Renommee, das die Gaststätte genießt. Sie steht schon auf geschichtsträchtigem Grund: Einst befand sich an dieser Stelle das Selber Gesellschaftsbrauhaus, 1897 wurde es Eigentum der Brauerei Rauh & Ploss. Peter Ploss war bis Ende 1991 Mitinhaber dieser Privatbrauerei, seit 1998 führt er die Familientradition mit der kleinen Gasthausbrauerei fort.

Das breite Sortiment an Biersorten lockt heute Besucher aus nah und fern. Neben dem untergärigen Lagerbier und der obergärigen Selber Weisse sind auch saisonale Biere im Ausschank, etwa ein Roggen- und ein Sommerbier, aber auch der bekannte dunkle Zoigl. Auch die Küche steht in gutem Ruf, so gewann das Gasthaus unter anderem den Wettbewerb "Bayerische Küche". Kulturell hat das Brauhaus ebenfalls eine abwechslungsreiche Geschichte - zum Beispiel sind hier bereits zahlreiche Musikgruppen aufgetreten, bei Frühschoppen wie bei Kneipennächten. Auch Ausstellungen fanden hier schon statt. Und während der Grenzlandfilmtage spielt das Brauhaus nicht nur bei der Preisverleihung die heimliche Rolle des Star-Treffs. Viele Einheimische und Gäste würden wohl bedauern, wenn die traditionsreiche und angesehene Gaststätte nicht weiterbestünde.

Schon im November vergangenen Jahres gab es einen Moment des Bangens. Damals hatte die "Sächsische Grundstücksauktionen AG" das Anwesen versteigert, Besitzer Peter Ploss hat allerdings in den Verkauf nicht eingewilligt. Nur 130 000 Euro hätte der ungenannte Bieter zahlen wollen. "Ein Witz", so nannte Peter Ploss den Betrag seinerzeit gegenüber der Frankenpost. Verständlich angesichts des jetzt vom Amtsgericht festgesetzten Verkehrswerts von insgesamt 341 750 Euro. Damals hatte Peter Ploss erklärt, er wolle das Grundstück aus Altersgründen verkaufen: Er sei über 70 Jahre alt, "ein unendliches Leben gibt es nicht, und ich habe eine Lösung für später gesucht". Deshalb habe er Kontakte geknüpft, um einen Käufer für das Areal zu finden.

Nun bleibt abzuwarten, wer sich wann als Käufer findet. Wie die Abteilung Rechtspflege am Amtsgericht Hof erklärt, kann das Versteigerungsverfahren jederzeit angehalten werden, wenn sich Bank und Besitzer anderweitig einigen. Theoretisch sogar bis zum 29. Januar selbst: Wenn bis 7 Uhr ein entsprechendes Fax am Amtsgericht vorliegt, kommt es nicht zur Versteigerung.

Selbstverständlich empfange ich Gäste.

Peter Ploss

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