"Wir sind alle potenzielle Kreative, aber wir brauchen die entsprechende Kultur, um unser Potenzial freizusetzen", sagt Claus-Christian Carbon, Professor für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre an der Universität Bamberg. Etwa 140 Gäste aus Wirtschaft und Wissenschaft sind an diesem Tag gekommen, um sich Tipps zu holen, wie sie eben jene Innovationskultur in ihren Unternehmen beziehungsweise ihren Bildungseinrichtungen etablieren können.
Freiräume für die kreativen Köpfe - das ist nach Ansicht des Professors eine zentrale Voraussetzung für ein gutes Innovationsklima. Carbon, der über Erfahrung als Unternehmer verfügt, ist ein starker Befürworter von Teamarbeit mit Mikro-Budgets. Das bedeutet, dass eine Gruppe innerhalb einer Firma eine überschaubare Summe und ausreichend Zeit bekommt, um eigene Projekte voranzutreiben und umzusetzen. Und zwar ohne dass sich die Mitglieder permanent rechtfertigen müssen - und ohne Vorgaben des Chefs, in welche Richtung sie denken sollen. Seine Erfahrungen mit dieser Art von Teamarbeit seien positiv, weil dadurch Energie, Einsatzbereitschaft und Kreativität der Mitarbeiter gesteigert würden, sagt Carbon.
Andreas Ermer von der AVS Allgemeine Verwaltungs- und Service GmbH hat sich intensiv mit Innovationsmanagement auseinandergesetzt. In dem Bayreuther IT-Unternehmen, das etwa 200 Mitarbeiter beschäftigt, hat er mit einem Team an neuen Geschäftsfeldern gearbeitet. Ermer rät zu einem "Handeln in kleinen Schritten". Entscheidend sei es, viel zu kommunizieren und die Mitarbeiter mitzunehmen. Mitunter müsse man auch mal einen Schritt zurückgehen, um dann wieder zwei nach vorne machen zu können. "Veränderungen sind manchmal nur in homöopathischen Dosen möglich", sagt Ermer. Um glaubwürdig zu sein, sei ebenfalls Selbstkritik wichtig. Daher müsse man nicht nur gute Projekte preisen, sondern auch offen darüber reden, wenn etwas schlecht gelaufen ist.
Robin Cyrnik, geschäftsführender Gesellschafter der Audemagna GmbH in Memmelsdorf im Landkreis Bamberg, rät Unternehmern und Teamleitern, viel stärker die ruhigen und zurückhaltenden Mitarbeiter einzubinden, um Innovationspotenziale zu heben. Nicht immer hätten die lauten und meinungsstarken "Platzhirsche" auch die meiste Ahnung. Gerade viele männliche Führungskräfte überschätzten ihre Kompetenzen.
Pema-Chefin Dr. Laura Krainz-Leupoldt sagt, das kulturelle Engagement ihres Betriebs wirke sich positiv auf das Unternehmens- und Innovationsklima aus.
Die Gründerkultur in Deutschland habe nachgelassen, äußert sich Dr. Heinrich Strunz, Vorsitzender des IHK-Gremiums Hof und Chef der Rehauer Firma Lamilux, besorgt. "Deutschland lebt von seiner Innovationskraft. Wir müssen den Nährboden für Innovation bereiten", fordert er.
Auch der Hofer Hochschul-Präsident Professor Jürgen Lehmann warnt vor Selbstzufriedenheit. Deutschland habe eine starke Wirtschaft, doch in puncto Digitalisierung gebe es "noch eine Menge zu tun". Das gelte auch für die Hochschulen, zeigt er sich selbstkritisch.