Wunsiedel Katholiken wünschen lückenlose Aufklärung

Wunsiedel - Die katholische Kirche gerät im Missbrauchsskandal immer stärker unter Druck. An den Stammtischen im Landkreis Wunsiedel wird zuweilen heiß über Doppelmoral, Zölibat und eine Untersuchung der Missbrauchsfälle diskutiert.

 
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Wunsiedel - Die katholische Kirche gerät im Missbrauchsskandal immer stärker unter Druck. An den Stammtischen im Landkreis Wunsiedel wird zuweilen heiß über Doppelmoral, Zölibat und eine Untersuchung der Missbrauchsfälle diskutiert. Wir sprachen mit einem Pfarrer, einem Gemeindereferenten und einer Pfarrgemeinderatsvorsitzenden. Sie wünschen allesamt eine lückenlose Aufklärung.

Pfarrer Günter Vogl von der katholischen Kirche in Wunsiedel "ist glücklicherweise noch nicht auf das Thema angesprochen worden", obwohl viel hinter vorgehaltener Hand geredet werde, meint er auf Nachfrage der Frankenpost. Zu den Missbrauchsfällen selbst will sich Günter Vogl "relativ zurückhalten". Eine lückenlose Aufklärung hält er jedoch für nötig.

Ob ein Runder Tisch, an dem Opfer, Vertreter von Kirche und Staat sitzen, wie dies Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger fordert, etwas bringt, "da bin ich überfragt", sagt der Geistliche aus Wunsiedel. Auf die Frage, ob dieser Missbrauchsskandal nicht wieder einmal den Zölibat in Frage stellt, betont der katholische Pfarrer, dass dies nicht im Zusammenhang gesehen werde könne. Allerdings sei der Zölibat ein anderes Kapitel, "über das man sprechen sollte".

Els Schubert, die Vorsitzende des Wunsiedler Pfarrgemeinderates wünscht sich, dass das Thema gut aufgearbeitet wird. "Ich hoffe, dass man da jetzt in die Tiefe geht." Aber den Einfluss der Basis schätzt sie als gering ein. "Das muss alles auf höherer Ebene geschehen." Die Diskussion über die Missbrauchsfälle dominiere derzeit nicht die Gespräche bei Treffen in der Gemeinde, meint die Pfarrgemeinderatsvorsitzende. "Gestern hatten wir ein Glaubensseminar, da ging es um andere Themen."

Dem Arzberger Gemeindereferenten Ulrich Frey ist die laufende Debatte zu hitzig - auf allen Seiten. So habe er sich über die heftige Reaktion des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, auf die Aussage von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) gewundert. Leutheusser-Schnarrenberger hatte gesagt, die katholische Kirche erwecke bislang nicht den Eindruck, dass sie auch nur bei Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs von Kindern mit den Strafverfolgungsbehörden konstruktiv zusammenarbeiten wollte. Die Ministerin, so Frey, habe ja damit nur eine persönliche Einschätzung abgegeben. "Gottseidank haben wir heute eine andere Situation als in meiner Kindheit. Die Leute schauen heute genau hin, wenn in der Kirche etwas nicht passt", sagt er. Und fügt ein Aber hinzu: "Aber niemand ist von vorneherein verurteilt." Freys Wunsch: Man müsse etwas sagen, um einer Sache einen Dienst zu leisten und nicht um etwas oder jemanden fertig zu machen. In der aktuellen Diskussion um die Missbrauchsfälle müsse das vordringlichste Ziel sein, den Menschen, die so etwas Schlimmes erlebt haben, zu helfen. zys/ts

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