Wunsiedel - Ohne Zwischenfälle ist am frühen Samstagabend in Wunsiedel eine Gedenkveranstaltung für den 2009 verstorbenene Neonazi-Funktionär und Hamburger Rechtsanwalt Jürgen Rieger zu Ende gegangen. Rieger war bundesweit als Organisator der inzwischen verbotenen Heß-Gedenkmärsch bekannt geworden.

Nur eine kleine Schar von Rechtsextremen war der Einladung der NPD nach Wunsiedel gefolgt. Die Polizei schätzte die Zahl der Rechtsextremen auf rund 150. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 800 Teilnehmer gewesen. Abseits der Innenstadt zogen die Teilnehmer - darunter der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt - durch Wunsiedler Wohngebiete und spielten dort über Lautsprecher Hetzreden des verstorbenen Riegers vom Band ab.

Die Innenstadt, in der die NPD gerne aufmarschiert wäre, gehörte hingegen den Wunsiedlern. Parteien, Gewerkschaften und Bürgerinitiativen rückten hier das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt des Tages. Höhepunkt war ein Schweigemarsch auf jener Route, auf der in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 Hunderte von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald von ihren SS-Bewachern durch Wunsiedel getrieben wurden. Mindestens 30 von ihnen wurden in und um die Stadt ermordet und ruhen auf dem Wunsiedler Stadtfriedhof. Namen und Silhouetten von Opfern der rechtsradikaler Gewalt seit 1990 wiesen darauf hin, dass der Nationalsozialismus auch heute noch eine gewalttätige Ideologie ist.



Nach Schätzung von Polizei und Veranstalter nahmen rund 500 Bürger an dem Aktionstag teil, im vergangenen Jahr waren es noch über 1000 gewesen. Hundertschaften der Bereitschaftspolizei sorgten dafür, dass die beiden Lager nicht auf einander trafen.

Im Umfeld kam es laut Polizei zu mehreren Zwischenfällen, die Strafanzeigen nach sich ziehen. Sechs Personen wurden vorläufig festgenommen und erst am Abend wieder auf freien Fuß gesetzt.

Vier Festnahmen erfolgten bereits bei Kontrollen der anreisenden Teilnehmer und zwei weitere Festnahmen während den Veranstaltungen. Drei der sechs Festgenommen sind dem rechten Spektrum zuzuordnen. In vier Fällen führten die Festgenommenen Messer mit sich, ein Teilnehmer trug Stahlkappenschuhe und ein weiterer Teilnehmer hatte ein Tierabwehrspray bei sich. An einer Kontrollstelle leistete ein anreisender Versammlungsteilnehmer Widerstand.