Bayreuth/Obernsees/Weißenstadt - Anlässlich der 1000-Jahr-Feier Hollfelds machten sich einige kluge Köpfe Gedanken darum, wie die Zukunft der Stadt aussehen könnte - unter ihnen Peter Meyer. Schnell kam die Diskussion auf die Möglichkeiten, den Tourismus zu fördern. Warum nicht eine Thermencard für die ganze Region, warf der Landtagsabgeordnete in die Runde. Für ganz Oberfranken. Also für die Thermen in Obernsees, Bayreuth, Weißenstadt, Bad Steben, Bad Staffelstein und Bad Rodach. „Von mir aus nehmen wir noch andere mit“, sagt Meyer später im Gespräch mit unserer Zeitung und blickt dabei in die Oberpfalz.

Schnell ging sein spontaner Gedanke auf dem Hollfelder Podium wieder unter. Und Meyer legt im Gespräch mit unserer Zeitung wert auf die Feststellung, dass es nur eine Idee war, die ihm just in diesem Moment in der Diskussion kam. Aber: „Eine Idee, die es sicher lohnt, mal zu verfolgen.“ Er nennt eine Thermencard „ein Fernziel“. Aber irgendwann müsse man damit ja mal anfangen, sagt er.

Auf die Idee einer Thermencard angesprochen, reagiert Siebenquell-Geschäftsführer Stephan Gesell aufgeschlossen. „Das wäre natürlich ein Ansatz“, sagt er. Ob es überhaupt den typischen Thermentouristen gibt, so wie es auch Skitouristen gibt? „Das ist natürlich die Frage“, sagt Gesell. Er erweitert den Begriff auf Gesundheitstourismus. „Diese Gäste gibt es schon.“ Die Thermen der Region böten unterschiedliche Heilmittel. Das könne es für den gesundheitsorientierten Touristen interessant machen, bei einem Urlaubsaufenthalt zwischen unterschiedlichen Thermen zu pendeln.

Gesell gibt allerdings zu bedenken, dass es schwierig werden würde, private und kommunale Betreiber für eine Thermencard unter einen Hut zu bringen. Dass es untereinander einen „Wettbewerbsneid“ gebe, glaubt er nicht. „Es könnte ein Mehrwert für alle sein.“
Grundsätzlich offen, wenngleich etwas zurückhaltender, fällt die Reaktion bei der Leitung der Lohengrin-Therme in Bayreuth aus. „Die Idee einer Bäderkarte ist grundsätzlich gut“, sagt Harald Schmidt von den Stadtwerken Bayreuth. „Es scheitert aber schon an der Machbarkeit aufgrund unterschiedlicher Kassensysteme“, sagt der Bäderleiter. Ohne einen „erheblichen finanziellen Aufwand“ sei das kaum vorstellbar. Der typische Bädertourist? Für Schmidt eher die Ausnahme.

Auch Gernot Geyer, Geschäftsführer der Therme Obernsees, hat seine Zweifel, ob Aufwand und Nutzen für die Thermenbetreiber in einem guten Verhältnis stehen. Auch er gibt zu bedenken, dass die Kassensysteme nicht kompatibel sind. Und da spricht er nur von Obernsees und Bayreuth. Die Systeme von sechs oder mehr Bädern unter einen Hut zu bringen, dürfte eine ungleich größere Herausforderung werden.
Geyer verweist andererseits aber auch darauf, dass es eine solche Idee schon einmal gab. Und dass zwischen den Thermen Obernsees und Bayreuth schon eine Kooperation läuft – beispielsweise mit dem gemeinsamen Saunawochenende oder beim Verkauf von Gutscheinen. Aber auch wenn Geyer hohe Hürden für eine regionale Thermencard sieht, sagt er: „Wir wären Gesprächen darüber, ganz gleich mit wem und in welchem Rahmen, nicht abgeneigt.“

Es fehlt offenbar nur noch jemand, der ein Projekt Thermencard in die Hand nimmt und alle Beteiligten an einen Tisch bringt. Denn von Harald Schmidt und Stephan Gesell kommen ähnliche Signale. Gesell sagt: „Ich könnte mir da durchaus einen Arbeitskreis vorstellen.“ Die Bäder der Region sind teils in öffentlicher, teils in privater Hand. Und zudem würde die Stadt Bayreuth die Lohengrin-Therme gerne verkaufen. Eine Gemengelage, die eine gemeinsame Thermencard schwierig machen dürfte. Nicht zuletzt deshalb spricht der Landtagsabgeordnete Meyer auch von einem Fernziel.

Doch was aus einer Vision werden könne, habe das Projekt Siebenquell in Weißenstadt gezeigt. „In Weißenstadt hat auch irgendwann mal ein Investor gesagt: Ich fange an“, sagt Meyer. Die Therme sei jetzt „ein Leuchtturm für Oberfranken“. Meyer ist überzeugt, dass eine gemeinsame Thermencard helfen könnte, Oberfranken als Urlaubsregion ins Bewusstsein von Touristen zu rücken.