Flieg

geflügeltes Pferd,

flieg hinaus

in die Welt.

Der Schrei des Bussards

begleitet dich.

Du, Vogel und Reiter -

seid eins.

Wunsiedel - Zeilen wie diese nennt Susanne Ziegler Wortaquarelle. 64 solche Dichtungen hat die Breitenbrunnerin, die in diesem Wunsiedler Ortsteil eine Naturheilpraxis betreibt, in ihrem Buch "Der Schrei des Bussards" veröffentlicht.

Aber wie kommt Susanne Ziegler eigentlich auf solche Zeilen? "Inspirationen hatte ich beim Spazierengehen. Ich habe mich auf den Augenblick konzentriert. Und schon sind mir die ersten Zeilen eingefallen", sagt die Autorin der Frankenpost. Schnell sei ihr auch klar gewesen, welchen Titel das Buch einmal tragen soll: Der Schrei des Bussards. Es sei bereits 2003 gewesen, als ein Schrei eines solchen Greifvogels sie aufhorchen ließ.

Alltägliche Szenen

Fortan blieb sie bei ihrer Idee, aus solchen Erfahrungen und Erlebnissen ein Buch zu machen. Die von ihr beschriebenen Szenen können eigentlich jedem täglich widerfahren. Susanne Zieglers Kunst ist es, das Geschenk einzelner Augenblicke zu erkennen. Sie will damit nicht nur die Augen öffnen, sondern auch das Herz. Ihre Gedichte kreisen um Themen wie Werden, Vergehen und Wiederentstehen. Susanne Ziegler bezeichnet ihre Werke als "lebendige Lyrik, die mit Worten Bilder malt". So ist es auch kein Wunder, dass die Breitenbrunnerin ihre Zeilen als "Wortaquarelle" bezeichnet. "In der Malerei ist es auch so: "Bei Aquarellen trocknet die Farbe schnell. Meine Zeilen schreibe ich nicht am Computer, sie fallen mir in der freien Natur ein. Daheim feile ich ab und zu nur noch an den Texten", berichtet Susanne Ziegler von ihrer Arbeitsweise.

Kein Zufall sei es auch, dass sie 64 Wortaquarelle veröffentlicht hat. In der Philosophie des alten China wird die Welt in 64 Bildern, die aus je sechs durchgehenden oder unterbrochenen Linien bestehen (Hexagramme), beschrieben. Zu China hat Susanne Ziegler eine besondere Verbindung. Als sie mit 14 Jahren erkrankte, kam sie auf ihrem Weg zur Heilung zuerst zum Yoga, später zum Qigong, das sie viele Jahre bei Professor Jiao Guorui erlernte. Schließlich machte sie dieses Wissen zum Beruf; sie wurde Heilpraktikerin.

Anfangs waren ihre Gedichte nur als Bildbeschreibungen gedacht. "Durch ein weiteres spirituelles Erlebnis haben meine Gedichte noch eine tiefere Dimension bekommen", erzählt die Breitenbrunnerin, die auch eine begeisterte Fotografin ist.

Seit einiger Zeit liest die Breitenbrunnerin fast jeden Monat im Weißenstädter Kurzentrum. Vor Kurzem war sie zusammen mit dem bekannten Kirchenlamitzer Zitherspieler Gerhard Wunderlich im Bauernhofcafé in Großschloppen. Übers Jahr war sie zudem bei den drei bedeutendsten Buchmessen im deutschsprachigen Raum in Leipzig, Basel und Frankfurt zu Gast. Dabei ergeben sich, wie die Autorin berichtet, stets Gespräche mit Besuchern - über Gott und die Welt. Oder Susanne Ziegler empfiehlt den Besuchern, sich ein Gedicht von ihr zum Tage auszuwählen. Hier seien der Fantasie des Lesers keine Grenzen gesetzt, meint die Breitenbrunnerin.

Das Schreiben geht weiter

Im Gespräch weist sie noch darauf hin, dass es sich beim "Schrei des Bussards" um ein echtes Produkt aus dem Fichtelgebirge handelt. Das Titelbild stammt von der Falknerei in Wunsiedel.

In Sachen "Schreiben" will Susanne Ziegler auf jeden Fall am Ball bleiben. Ob es ein zweites Buch geben wird, ist allerdings noch völlig offen. "Wenn, dann wird es bestimmt nicht im selben Stil sein. Mal schauen, was sich in Zukunft ergibt", sagt Susanne Ziegler. Den Zauber des Augenblicks wird sie aber auf alle Fälle weiterhin in vollen Zügen genießen.

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Das Buch "Der Schrei des Bussards" kostet 9,80 Euro. ISBN-Nummer: 978-3-89950-507-8.