Regionalsport Nichts geht mehr im Jahr 2020

Verärgert, überrascht und bereit, den Klageweg zu beschreiten: SpVgg-Geschäftsführer Wolfgang Gruber. Foto: P. Kolb Quelle: Unbekannt

Der Bayerische Fußballverband schickt seine Vereine nun offiziell in die Winterpause. Doch nicht alle Vereine sind mit dieser Entscheidung einverstanden. Die SpVgg Bayreuth will dagegen klagen.

 
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München/Hof/Bayreuth - Nun ist es offiziell: In den bayerischen Amateurklassen rollt der Ball in diesem jahr nicht mehr. Das ist das wenig überraschende Ergebnis einer Vorstandssitzung des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) am Montagabend. Bedingt durch die vom Freistaat Bayern umgesetzten Bund-Länder-Beschlüsse zur Eindämmung der Corona-Infektionen und dem damit einhergehenden vierwöchigen Trainings- und Wettkampfverbot für den kompletten Breitensport im November hat der Vorstand des Bayerische Fußball-Verbandes (BFV) den vorzeitigen Gang in die Winterpause beschlossen. Gleichzeitig aber unterstrich das Gremium in seinem einstimmig getroffenen Beschluss die große Notwendigkeit, auf Sicht zumindest den Trainingsbetrieb in angepasster Form wieder zu gestatten, um weiteren Schaden von den Sportvereinen abzuwenden. Hier seien alle Sportfachverbände in der Pflicht, mit einer Stimme zu sprechen, heißt es in einer Mitteilung des BFV..

"Dass wir bereits jetzt mit allen Spiel- und in Altersklassen in die Winterpause gehen, ist sicherlich keine überraschende Nachricht, sondern vielmehr die logische Konsequenz aus dem jetzt verhängten Sportverbot", betont Schatzmeister Jürgen Faltenbacher, der im BFV-Präsidium für den Spielbetrieb in Bayern verantwortlich zeichnet: "Fakt ist, dass wir im kompletten November ein Sportverbot haben. Es wäre keinem Verein zuzumuten, jetzt abzuwarten und direkt im Dezember wieder ins Geschehen einzugreifen. Das wäre ohnehin nur mit einer Vorlaufzeit von zwei Wochen möglich gewesen. Es macht aber keinen Sinn, Mitte Dezember, wo vielerorts witterungsbedingt Spielen quasi schon unmöglich ist, nochmals einen Versuch zu unternehmen - zumal wir heute noch gar nicht wissen, wie sich die Zahl der Infektionen nach diesen harten Einschnitten entwickelt und welchen Kurs die Politik in vier Wochen verfolgt."

Formell hat der BFV-Vorstand am Montagabend einstimmig die pandemiebedingte, allgemeine Wettkampfs-Spielbetriebsaussetzung bis 31. Dezember 2020 beschlossen, alle weiteren Entscheidungen hinsichtlich der Spielplangestaltung für den Re-Start im neuen Jahr 2021 werden - wie auch schon in der Vergangenheit - individuell von der jeweils zuständigen spielleitenden Stelle auf Verbands-, Bezirks- und Kreisebene getroffen. Grundsätzlich gilt für alle Ligen und Altersklassen weiterhin eine zweiwöchige Ankündigungszeit, ehe der Wettkampf-Spielbetrieb wiederaufgenommen werden kann.

Überhaupt nicht einverstanden mit der Entscheidung des Bayerischen Fußballverbandes ist Regionalligist SpVgg Bayreuth. Als "extrem ärgerlich und nicht nachvollziehbar" ist für die Bayreuther und deren Geschäftsführer Wolfgang Gruber, dass auch die Altstadt mit in den Topf der Amateure geworfen wird, die Regionalliga also nicht als Profi-, sondern als Amateurklasse gesehen wird und de facto so behandelt wird wie jede B-Klasse.

Laut seines Sprechers Fabian Frühwirth hatte sich der BFV am Wochenende ein Meinungsbild von seinen Regionalligisten eingeholt - mit klarer Tendenz zum Abbruch. Dass damit die in diesen Zeiten so wichtige Frage, ob die Regionalliga eine Profi- oder eine Amateurliga ist, so eindeutig und im Schnellverfahren beantwortet wird, stößt Wolfgang Gruber so sauer auf, dass er das Recht auf Berufsausübung sogar einklagen will. "Ich glaube, da haben wir ganz gute Chancen."

Die SpVgg hatte zumindest auf einen Kompromiss gehofft: den Spielbetrieb im November unterbrechen, weitertrainieren und die ausgefallenen Spiele im Dezember anhängen. Stattdessen nun kompletter Stillstand. Wodurch Gruber nun Zweierlei befürchten muss: Einerseits erhebliche Einbußen durch Ausfälle von Zuschauer- und Sponsoring-Einnahmen. Diese könnten nur unter dem Profistatus durch Staatshilfen kompensiert werden. Andererseits hat der Geschäftsführer große Sorge, dass die Regionalliga enorm unter Termindruck gerät und im schlimmsten Fall gar nicht mehr zu Ende gespielt werden kann. Für seine Altstädter, die ihren Etat kräftig erhöht, den Kader aufgerüstet und ihre Aufstiegsambitionen mit drei Siegen in Folge noch einmal deutlich unterstrichen haben, wäre das nicht weniger als eine Tragödie.

Aus dieser Warte ist der Ärger Grubers nachvollziehbar. Die Regionalliga nicht als Profiliga zu betrachten, hält der Mediziner für "die größte aller Lebenslügen". Es gebe schließlich keinen Viertligisten, der nicht über einen Etat von mindestens einer halben Million Euro verfüge. Die meisten Beschäftigungsverhältnisse in dieser Liga seien sozialversicherungspflichtig. Für Gruber ist das ein entscheidender Beleg für professionelle Verhältnisse. wum/B. N.

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