Regionalsport Tormaschine Lucas Köhler

Der Münchberger Lucas Köhler (rechts, hier narrt er Marcel Findeiß) war am Samstag von der Selbitzer Abwehr nicht in den Griff zu bekommen. Viermal traf er beim 5:0 ins Netz - mit dem Fuß und dem Kopf. Foto: Katharina Hübner Quelle: Unbekannt

Beim 5:0 (2:0)-Derbysieg erzielt der Sturmtank des FC Eintracht Münchberg vier Tore. Für die Bächer-Elf ist es ein optimaler Re-Start in die Fußball-Bezirksliga-Saison. Die SpVgg Selbitz indes hatte sich vieles anders vorgestellt.

 
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FC Eintracht Münchberg: Möschwitzer - Ott, J. Köhler (52. Richter), Hübler (66. Schuberth), L. Köhler, T. Lang, F. Lang (77. Spindler), Frank, Rietsch, Pajonk, Fleischer.

Vorbildlich umgesetztes Hygienekonzept

Schon vor der Kasse die Erfassung der Kontaktdaten, am Eingang der Spender mit dem Desinfektionsmittel, mit rotweißen Absperrbändern vorgezeichnete Wege, mit Mund-Nasenschutz bewehrte Helfer - es war alles etwas anders bei diesem ersten Fußballspiel in Münchberg. Die Corona-Pandemie zwingt zu Hygieneauflagen, und die Amateurvereine bemühen sich bestens, die geforderten Rahmenbedingungen umzusetzen. Am Samstag in Münchberg gelang dies vorbildlich. Knapp 30 Ehrenamtliche waren dafür im Einsatz, berichtete Hauptkassierer Hermann Föhn.

140 zahlende Zuschauer waren es letztlich, 200 wären erlaubt gewesen. Schon kurz nach Öffnung des Stadions waren 120 auf dem Gelände. Wer später kam, sah dann wohl aufgrund der bereits vollbesetzten Parkplätze von einem Besuch des Spiels ab.

Zu diesem Derby, gerade angesichts der sportlichen Ausgangslage und aufgrund des schönen Wetters, wären wohl 400 gekommen. Dass es nicht mal die Hälfte wurden, das war für Föhn das einzig Bedauerliche. Schließlich sind die Amateurvereine angesichts der laufenden Kosten dringend auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Föhn nahm es dennoch gelassen: "Wir sind froh, dass wir überhaupt wieder vor Publikum spielen können.” Vielleicht hätte ein Kartenvorverkauf mehr gebracht, doch das sei in der Kürze der Zeit nicht mehr zu organisieren gewesen.

Übrigens: Auch die Zuschauer verhielten sich vorbildlich. Wo sie Masken auf dem Gelände tragen sollten, trugen sie diese auch und hielten entlang der Bande den vorgeschriebenen Abstand. Und wenn doch mal ein paar etwas eng beieinanderstanden, forderten freundliche Ordner, die unablässig ihre Runden drehten, dazu auf, doch etwas mehr Distanz zu halten. ts-r


SpVgg Selbitz: Schall - Kaschel, Vuckov, Lang, Herrmann, Strootmann, Bargenda, Röthlingshofer, Szewzyk, Wich (46. Narr-Drechsel), Findeiß.

Schiedsrichter: Do Adro (Kulmbach). - Zuschauer: 140. - Tore: 27., 34. und 49. Min. L. Köhler 1:0, 2:0 und 3:0, 82. Min. Pajonk 4:0, 88. Min. L. Köhler 5:0. - Gelb-Rote Karte : Röthlingshofer (74./Selbitz, wiederholtes Foulspiel)

Das Bild nach Spielschluss sprach Bände: Der Münchberger Trainer Markus Bächer stand im hellen Sonnenlicht auf dem Rasen, entspannt und von jeglicher Anspannung frei gab er ein erstes Statement zu den abgelaufenen 90 Minuten ab. 5:0 (2:0) hatte seine Mannschaft, der FC Eintracht, Tabellenführer der Fußball-Bezirksliga Oberfranken Ost, gerade das Derby gegen die SpVgg Selbitz gewonnen. "Es hat vieles gepasst", sagte der 36-jährige Bächer und lächelte.

Keine zehn Meter weiter, saß da sein Pendant auf Selbitzer Seite, Florian Narr-Drechsel, 40, auf einem weißen Plastikstuhl. Im Schatten. Abgekämpft, erschöpft, ausgelaugt, mit leerem Blick auf den Rasen. Wohl wissend, dass er mit seiner Mannschaft womöglich die letzte Chance im Kampf um den Aufstiegsrelegationsplatz verspielt haben dürfte.

Der in seinem verschwitzten Trikot dasitzende Narr-Drechsel steht zugleich symbolhaft dafür, wie ausgezehrt Selbitz personell ist. Der Trainer wechselte sich nach der Halbzeit selbst ein, er kam für den schon angeschlagen ins Spiel gegangenen David Wich. "Er hätte gar nicht erst auflaufen dürfen", presste Narr-Drechsel hervor. Aber wie sonst elf Mann auf den Rasen bringen? Drei überraschende Abgänge, eine lange Verletztenliste. "Ohne Vieren" lässt sich vielleicht ein Skat gewinnen, ohne fünf potenzielle Startelfkandidaten ein Bezirksligaspiel eher nicht.

Und wenn dann noch auf der Gegenseite einer wie Lucas Köhler steht, schon zweimal nicht. Vier Tore machte der Münchberger Goalgetter und hat mit nun 19 Toren ligaweit nicht nur den eben in der Corona-Zwangspause abgewanderten Selbitzer Torjäger Albert Pohl (18 Treffer) überflügelt, sondern liegt damit nun auch im mannschaftsinternen Duell vor Thorsten Lang (17). Eintracht-Trainer Bächer, früher selbst einer, der wusste, wo das Tor steht, hat seine helle Freude ob dieses Sturmduos. "Wenn der eine nicht trifft, dann schießt eben der andere die Tore. Das hat der Lucas heute super gemacht", lobte er. Und nicht nur der Vier-Tore-Mann hatte Bächer überzeugt: "Es waren heute stabile 90 Minuten meiner Mannschaft, und die Tore fielen zum richtigen Zeitpunkt. Ich bin sehr zufrieden."

Und doch: Beide Mannschaften waren nur sehr schwer ins Spiel gekommen. Viele Fehlpässe prägten die erste halbe Stunde, Torchancen waren Mangelware. Die erste richtig große, verpasste der Selbitzer Lucas Herrmann, als er in der 24. Minute plötzlich allein vor FCE-Torwart Mario Möschwitzer aufgetaucht war, den Ball aber nicht an dem herauseilenden Keeper vorbeibrachte. Drei Minuten später dann der erste Auftritt von Lucas Köhler. Er verarbeitete eine schöne Flanke mit dem finalen Torschuss hoch ins Eck, unhaltbar für SpVgg-Torwart Andreas Schall. Beweglich, immer anspielbar und robust - Lucas Köhler war an diesem Tag ein ständiger Unruheherd für die Selbitzer Abwehr und nicht zu greifen. In der 34. Minute entwischte er an der Mittellinie Sebastian Szewzyk, steuerte allein auf Schall zu und verwandelte eiskalt - 2:0.

"Wir wollten nach der Halbzeit eigentlich Druck machen", sagte SpVgg-Trainer Narr-Drechsel. "Doch dann kriegst du gleich das dritte Tor - und es ist vorbei." Tatsächlich: Die Selbitzer Hoffnungen, dem Spiel vielleicht doch noch eine Wende zu geben, zerstoben bereits vier Minuten nach dem Seitenwechsel, als Lucas Köhler nach einer Ecke von Harald Fleischer knapp über der Grasnarbe in den Fünfmeterraum flog und per Kopf seinen dritten Treffer markierte. Münchberg kontrollierte das Spiel fortan, Selbitz fehlten ohne Durchschlagskraft im Sturm die Mittel, um den FCE noch einmal in Verlegenheit zu bringen.

Richtig bitter wurde es dann noch für die Gäste aus dem Frankenwald, nachdem Schiedsrichter Sandro Do Adro Mittelfeldakteur Lorenz Röthlingshofer wegen wiederholten Foulspiels mit der Gelb-Roten Karte vom Platz schickte. An einem Plastikstuhl neben der Trainerbank ließ er danach seinem ganzen angestauten Frust über die eigene Leistung und die nun doch hoffnungslose Unterlegenheit seiner Mannschaft freien Lauf - und trat ihn entzwei. So viel Feuer hätte sich Coach Narr-Drechsel auf dem Platz von seiner Mannschaft gewünscht. Doch an diesem Tag reichte es zu nicht mehr.

Münchberg schraubte in den Schlussminuten das Ergebnis in die Höhe. Kapitän Dennis Pajonk mit überlegtem Abschluss aus gut 18 Metern ins Tordreieck (82.) und abermals Lucas Köhler (88.) stellten auf 5:0. Thomas Schuberth-Roth

FC Eintr. Münchberg -

SpVgg Selbitz


5:0


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