Herr Doreth, Medi Bayreuth ist in der Basketball-Bundesliga derzeit Dritter. Wie oft blicken Sie in
diesen Tagen auf die Tabelle?

(lacht) Eigentlich nur nach Abschluss eines Spieltags, also meistens am Sonntagabend.

Nicht öfter?
Eigentlich nicht. Die genaue Anzahl unserer Siege interessiert mich im Moment gar nicht so sehr. Mich interessiert schon eher, wo wir im Vergleich zu Mannschaften stehen, mit denen wir uns normalerweise auf Augenhöhe befinden.

Sieben Mal in Folge hat Ihr Team gewonnen. Wie ist dieser Höhenflug zu erklären?
Bei uns hat es im Sommer viele Veränderungen gegeben. Es hat mit Raoul Korner auf der Trainerposition begonnen, danach kamen viele neue Spieler. Auch die gesamte Organisation im und um den Verein ist wesentlich professioneller geworden. Ich habe aber auch das Gefühl, dass in dieser Saison in der ein oder anderen Situation das Glück auf unserer Seite ist. Aber das kommt ja bekanntlich nur zu den Menschen, die es sich auch erarbeiten.

Darf Medi Bayreuth in dieser Verfassung schon als Spitzenteam bezeichnet werden?
Es ist doch klar, dass einige Anhänger jetzt sehr euphorisch sind. Das ist gut und muss auch so sein. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir nach acht Spieltagen auf dem dritten Tabellenplatz stehen. Bei aller Euphorie sollte aber auch nicht vergessen werden, dass es mal wieder schlechter laufen kann. Wir hoffen das zwar nicht, aber möglich ist es. Von daher ist es sicher nicht schlecht, auf dem Boden zu bleiben. Ich weiß: In Bayreuth besteht schnell die Gefahr, dass die Erwartungen von 0 auf 100 gehen. Ich habe aber das Gefühl, dass jeder Einzelne die Situation ganz gut einschätzen kann. Damit meine ich sowohl Anhänger als auch Spieler und Trainer.

Medi Bayreuth ist also noch kein Spitzenteam?
(kurze Pause) Wir arbeiten daran, dass aus Träumen Wirklichkeit wird.

Wie beschreiben Sie die Arbeit Ihres Trainers?
Unter Raoul Korner arbeiten wir unglaublich hart. Er bereitet alles haargenau vor, überlässt nichts dem Zufall. Als Spieler macht es einfach Spaß, ihm zuzuhören. Es herrscht eine sehr professionelle, aber auch menschliche Atmosphäre. Der Respekt untereinander ist im Team sehr groß – und das ist sehr wichtig, wenn man Erfolg haben will.

Wann werden in Bayreuth ambitioniertere Ziele ausgegeben?
Wir wollen bereits in dieser Saison in die Playoffs – und wir wollen bereits in dieser Saison in die Pokal-Qualifikation. Dafür treten wir doch in dieser Liga an. Ich habe schon vor einigen Monaten gesagt, dass es immer Ziel von Medi Bayreuth sein sollte, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Die Möglichkeiten sind an diesem Standort gegeben. Genauso müssen wir es versuchen, unseren dritten Tabellenplatz zu verteidigen. Wenn wir am Ende Sechster werden, ist es auch okay, aber wir müssen zumindest versuchen, uns da oben festzubeißen. Unser Anspruch muss es sein, jedes Spiel gewinnen zu wollen – ganz egal wie der Gegner heißt.

Es gibt eine bekannte Sportler-Floskel: „Wir denken von Spiel zu Spiel.“ Was halten Sie von dieser Aussage?
Das mag schon eine Standard-Antwort sein. Bei uns ist es tatsächlich so, dass wir unter der Woche im Training nur an den nächsten Gegner denken. Spielzüge, Videoanalysen, und so weiter – alles ist auf das nächste Spiel ausgelegt. Wenn ich dann aber zu Hause bin und zum Beispiel der FC Bayern München am Abend ein Eurocup-Spiel hat, frag ich mich schon, wie wir gegen diesen Gegner spielen würden. Es ist also nicht so, dass man ununterbrochen nur an den nächsten Gegner denkt, aber auf jeden Fall liegt der Hauptfokus auf der nächsten Aufgabe.

Sie empfangen am Sonntag um 15.30 Uhr die EWE Baskets Oldenburg (7.). Was haben Sie sich für dieses Duell vorgenommen?
Wir müssen die gleiche Leidenschaft und Intensität an den Tag legen wie in den vergangenen Heimspielen auch. Es werden automatisch Fehler passieren, weil die Oldenburger heißer Playoff-Kandidat sind und eine sehr starke Mannschaft haben. Aber wenn wir wieder füreinander kämpfen, haben wir sicher eine gute Chance. Wir sind dabei, einen genauen Gameplan für diese Partie zu entwickeln. Aber den will ich lieber nicht verraten.
Das Gespräch führte
Hannes Huttinger