Islamischer Verein Muslime grüßen die Christen

Celal Öztürk. Foto: Matthias Bäumler

Vorsitzender Celal Öztürk freut sich über das gute Miteinander der Religionen in Marktredwitz. Er wünscht den christlichen Geschwistern eine friedliches Weihnachtsfest.

 
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Wäre Marktredwitz beispielgebend für die gesamte Erde, es wäre besser um sie bestellt. Nach wie vor sind Kriege und Unterdrückung auch religiösen Ursprungs, egal ob im Iran, in Israel und Palästina, in Afghanistan oder selbst innerhalb der Vereinigten Staaten, überall agieren religiöse Fanatiker höchst unselig. Anders in Marktredwitz. Hier leben die Menschen unterschiedlicher Religion friedlich und freundschaftlich miteinander.

Genau dieses Miteinander ist dem Vorstand des türkisch-islamischen Kulturvereins Marktredwitz besonders wichtig. So ist es ihm ein Anliegen, über die Frankenpost die „christlichen Geschwister“ zu Weihnachten zu grüßen und ihnen ein friedliches Fest zu wünschen.

Höchste Geschenke Gottes

„Die religiösen Hochfeste erinnern uns immer wieder an zentrale Themen der menschlichen Existenz. Neben der Begegnung mit Gott sind auch Menschenwürde und das menschliche Leben an sich von großer Bedeutung. Dies sind die höchsten Geschenke Gottes, sie sind uns anvertraut, so wie wir uns gegenseitig anvertraut sind“, sagt Celal Öztürk in seiner Grußbotschaft.

Die Verantwortlichen der türkisch-islamische Gemeinde Marktredwitz sind seit vielen Jahren um ein gutes Miteinander aller Glaubensrichtungen in der Stadt und Region bemüht. Daher laden sie zum Beispiel zum jährlichen Tag der offenen Tür neben der gesamten Bevölkerung immer auch explizit die Landräte und Bürgermeister ein, sich in der Moschee in der Kraußoldstraße umzusehen und ein Bild vom Leben der Gemeinde zu machen.

Die Achtung der Menschenwürde und des Lebens an sich sind nach Öztürks Ansicht nur durch Frieden, Toleranz und Zusammenhalt möglich. „Kinder, Frauen, Männer weltweit sehnen sich mehr denn je nach Frieden und nach Glückseligkeit – vor allem in den Krisen- und Kriegsgebieten.“ Daher stünden Christen, Juden und Muslime heute stärker denn je in gemeinsamer Verantwortung für Leben, Wohlergehen und Würde weltweit. Öztürk: „Die Diskussionen über Flüchtlinge und die daraus resultierende Haltung gegenüber den jeweils ,anderen’ als auch über die Zustände in den Herkunftsländern zeigen die Wichtigkeit der Beiträge von Religionen und der Kirchen für ein gemeinsames Miteinander.“

Landrats-Vater als Lehrherr

Vor allem in den Jahren vor Corona bereicherte der islamische Kulturverein immer wieder mehrmals jährlich mit unterschiedlichen Veranstaltungen das gesellschaftliche Leben in der Stadt. An einem „Tag der Kulturen“ lud die Gemeinde etwa schon mal zu einer großen Schlemmermeile mit türkischen und deutschen Spezialitäten in den Auenpark. Beinahe wie im Brennglas ist das gute Miteinander der Kulturen in Öztürks Bäckerei in der Dürnbergstraße zu erleben. Öztürk, der als Jugendlicher nach Deutschland kam, hier die Schule besuchte und sich bis zum Bäckermeister mit eigenem Betrieb hocharbeitete, pflegt auch in seinem Handwerk beide Traditionen. Dass es um die Allerheiligenzeit wie in katholischen Gegenden „Spitzeln“ gibt, ist ebenso selbstverständlich wie der weihnachtliche Stollen nach altem Rezept seines früheren Lehrherren Horst Berek, des Vaters des Wunsiedler Landrats Peter Berek. Natürlich kaufen die Kunden aller Religionen und Nationalitäten ebenso gerne Börek oder süße runde türkische Kringel.

Jetzt, an Weihnachten, ist dem Vorsitzenden des islamischen Kulturvereins das gute Miteinander auf gesellschaftlicher Ebene das größte Anliegen. „Die von Christen, Muslimen und anderen Religionsvertretern gelebten Werte, die für unsere christlichen Geschwister in der Weihnachtszeit ihren spirituellen Höhepunkt erreichen, sind von großer Bedeutung, um uns den Herausforderungen gemeinsam zu stellen und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Wir vom türkisch-islamischen Verein wünschen allen Christen ein gesegnetes Weihnachtsfest. Möge dieses Fest Anlass für Frieden, Freundschaft und Glückseligkeit auf der ganzen Welt und für die gesamte Menschheit sein“, schließt seine Grußbotschaft.

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