Fichtelgebirge Zwei Frauen für ein besseres Klima

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Claudia Bierbaum (links) und Jessica Zeh sind die neuen Klimaschutzmanagerinnen im Landkreis. Der Leiter der Entwicklungsagentur Fichtelgebirge, Thomas Edelmann (Zweiter von links), und Landrat Dr. Karl Döhler haben die beiden Fachfrauen im Landratsamt willkommen geheißen. Foto: Matthias Bäumler Quelle: Unbekannt

Der Landkreis will den Ausstoß von Treibhausgasen weiter reduzieren. Dazu sollen Unternehmen und ein ausgeklügeltes Radwegenetz beitragen.

 
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Weißenstadt - Claudia Bierbaum geht mit gutem Beispiel voran: Die junge Frau fährt fast jeden Tag mit dem Fahrrad von Weißenstadt nach Wunsiedel zur Arbeit. Sie sieht das Fichtelgebirge als eine klasse Fahrradregion mit enormem Potenzial. Claudia Bierbaum und ihre Kollegin Jessica Zeh sind seit Oktober Klimamanagerinnen im Landkreis. Die beiden Expertinnen sollen in den kommenden drei Jahren dazu beitragen, die Treibhausgase in der Region zu reduzieren.

"Der Landkreis hat ein Klimaschutz- und ein Radwegekonzept erstellt. Beides soll nun umgesetzt werden", umreißt Landrat Dr. Karl Döhler grob das Aufgabengebiet der beiden Frauen. Dass der Klimaschutz in die Entwicklungsagentur Fichtelgebirge integriert ist, hat auch handfeste wirtschaftliche Gründe. "Hier geht es ebenso um Forschung und Entwicklung wie um Innovationen. Wir erhoffen uns natürlich auch positive Effekte für unsere Unternehmen und Gemeinden", sagt Thomas Edelmann, Leiter der Entwicklungsagentur.

So will Jessica Zeh, die unter anderem einen Bachelor in Management erneuerbarer Energien hat, in erster Line Ansprechpartnerin für Unternehmen und Kommunen sein, wenn es um Energieeinsparung geht. "Dabei werde ich sicherlich gefragt sein, die Akteure zu Investitionen zu motivieren. Vielen ist sicherlich noch nicht klar, dass nachhaltiges Wirtschaften langfristig Kosten senkt." Ihr geht es dabei zunächst um die Bereiche Strom, Wasser und Mobilität. Schon in den kommenden Tagen wird die aus Feilitzsch stammende Managerin ihre Tour durch die Rathäuser starten und den Bedarf und die Wünsche in den Kommunen eruieren. Jessica Zeh: "Ich will konkrete Projekte initiieren. Aber dazu benötige ich ein Netzwerk mit allen Beteiligten Stellen und Betrieben. Meine Aufgabe ist die einer Dienstleisterin, die hilft, die geeigneten Förderprogramme zu finden und anzuzapfen."

Auch die Bürger will die Fachfrau motivieren, ihren Energiebedarf zu reduzieren. Schon in den kommenden Wochen will sie eine kostenlose Klimaschutzberatung im Landratsamt anbieten.

Einen dicken Packen Papier als Arbeitsgrundlage hat Claudia Bierbaum vor sich liegen. In den vergangenen Monaten haben alle 17 Städte und Gemeinden im Landkreis die Lücken im regionalen Radwegenetz beschrieben. Wie sich herausgestellt hat, sind das eine ganze Menge. "Hier sind nicht die touristischen Wege gemeint, sondern jene, die Bürger nutzen, wenn sie mit dem Fahrrad in die Arbeit fahren", erläutert die Klimaschutzmanagerin. Sollte es gelingen, mehr Menschen dazu zu bewegen, ihr Auto stehen zu lassen und auf das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, könnten der Kohlendioxidausstoß um bis zu 30 Prozent verringert werden. "Doch dazu bedarf es attraktiver Anbindungen von einem Radweg zum nächsten, Lückenschlüsse, damit man nicht plötzlich auf einer vielbefahrenen Straße landet, und sicherer Abstellmöglichkeiten für Fahrräder."

Derzeit wirkt das Radwegenetz im Landkreis wie ein Flickenteppich. Die Kommunen haben gut und gerne hundert kleine Projekte ausgearbeitet, mit denen das Netz geschlossen werden könnte. Was in der Theorie noch überschaubar wirkt, ist in der Praxis eine Sisyphos-Arbeit. In vielen Fällen sind zum Beispiel private Grundstücke betroffen, die für den Ausbau der Wege benötigt werden. Da die Kommunen in der Region durch die Bank finanziell blank sind, muss Claudia Bierbaum auch Fördertöpfe finden, damit die Bauarbeiten finanziert werden können. Zunächst wird auch sie die Bürgermeister besuchen. "Ich will, dass möglichst schnell die ersten Lücken geschlossen werden und etwas vorangeht."

Ein immer bedeutenderes Thema ist die E-Mobilität. "Hierbei will ich mich um die notwendige Infrastruktur kümmern", sagt die aus dem Erzgebirge stammende Klimaexpertin, die einen Master in Geografie vorzuweisen hat. Noch gibt es erst vereinzelt Ladestationen für Elektroautos oder E-Bikes. Dies soll sich in Zukunft ändern. "Denn E-Mobilität kann gerade im ländlichen Raum gut funktionieren, wo viele Menschen auf ihr Auto nicht verzichten können."

Dass sich auch längere Strecken mit dem Fahrrad bewältigen lassen, beweist Claudia Bierbaum. Landrat Karl Döhler könnte sich, wie er sagte, das Pendeln mit dem Fahrrad von seinem Wohnort Habnith nach Wunsiedel ebenfalls vorstellen. "Ich würde aber ein E-Bike vorziehen", sagt er.

E-Mobilität kann gerade im ländlichen Raum funktionieren.

Klimaschutzmanagerin Claudia Bierbaum

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