Kulmbach Die Ferkelerzeuger trifft es hart

Stephan Herbert Fuchs
Mit gemischten Gefühlen blicken die Kulmbacher Landwirte zum Erntedankfest in die Zukunft. Im Bild von rechts: Kreisobmann Wilfried Löwinger, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin Beate Opel und der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Foto: Stephan Herbert Fuchs

Zufrieden mit der Ernte - unzufrieden mit der Politik. Der Bauernverband zieht zum Erntedankfest gemischte Bilanz.

 
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Kulmbach - Auf eine knapp unterdurchschnittliche Ernte blicken die Landwirte im Landkreis Kulmbach zurück. "Die Bestände sind nicht überragend, aber trotz aller Wetterkapriolen können wir mit dem zurückliegenden Erntejahr zufrieden sein", sagt BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger kurz vor dem Erntedankfest, das heuer Corona-bedingt nicht, wie ursprünglich geplant, in großem Rahmen gefeiert werden kann.

Erntedank sei eines der größten Feste in der Landwirtschaft. Es habe nach wie vor seine Berechtigung, auch wenn die Regale voll sind, sagt Löwinger. Das zurückliegende Erntejahr sei von einer so großen Frühjahrstrockenheit geprägt gewesen, dass man im April und Mai noch mit sehr gemischten Gefühlen auf die weitere Entwicklung blicken musste. "Eine Frühjahrstrockenheit in derart ausgeprägter Form hatten wir noch nie", erklärt der Kreisobmann. Nachdem in den Sommermonaten die ganz große Hitze ausgeblieben sei, habe man aber wieder zuversichtlich nach vorne blicken können.

Als Sorgenkind bezeichnete Löwinger die Wintergerste mit minderen Erträgen. Zufriedenstellend sei die Situation dagegen beim Mais und beim Grünland. Nachdem der erste Schnitt katastrophal gewesen sei, habe der zweite und dritte Schnitt wieder einigermaßen Erträge gebracht, sodass genug Futter für den Winter da ist.

So zufrieden die Bauern mit der Ernte sind, so unzufrieden sind sie mit dem politischen Umfeld. "Wir sind auf dem besten Weg, die Landwirtschaft und vor allem die Tierhaltung hierzulande kaputtzumachen", meint Löwinger. Schuld daran seien politische Entscheidungen, die in keiner Weise mehr der Praxis entsprechen und von den Landwirten nicht mehr nachvollzogen werden können. Als Beispiel nannte er die Nutztierverordnung, die längst nicht mehr mit der Praxis vereinbar sei. Das Gleiche gelte für die Düngeverordnung oder für das Kastrationsverbot.

Schließlich müssten alle Bauern, aber ganz besonders die Schweinehalter und Ferkelerzeuger derzeit die Zeche für den "Tönnies-Skandal" zahlen. Die Preise seien im Keller, und jetzt müssten die Landwirte auch noch mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest kämpfen. "Das hat das Fass jetzt wirklich zum Überlaufen gebracht", sagt Löwinger. Dabei habe man noch Glück im Unglück gehabt, dass es eineinhalb Jahre dauerte, bis die für den Menschen völlig ungefährliche Tierseuche nach Deutschland übergeschwappt ist. Löwinger geht davon aus, dass aufgrund der aktuellen Entwicklungen im kommenden Jahr 50 Prozent aller Ferkelerzeuger aufgeben werden.

"Wir wissen, was wir an unseren Landwirten haben", stellte sich Landrat Klaus Peter Söllner demonstrativ an die Seite der Bauern. Söllner bedauerte, dass es heuer keine Erntedankveranstaltungen gibt, seien sie doch immer die beste Werbung für die Landwirtschaft gewesen. Die Bauern im Kulmbacher Land arbeiteten mit höchster Verantwortung und versorgten die Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln. "Für uns im ländlichen Raum ist die Landwirtschaft ein ganz wichtiger Partner."

Bewahren und erhalten, das gelte für den Bauernstand seit Jahrhunderten, sagte Kreisbäuerin Beate Opel. Die Auflagen und Verordnungen seitens der Politik seien nicht nur kaum umzusetzen, sie würden auch die Bauernfamilien extrem belasten. Der Kreisbäuerin zufolge zeigt Corona auch, dass man auf die einfachen Dinge des Lebens wieder mehr Wert legen und nicht immer nach "größer, besser und weiter" streben sollte. Für Beate Opel ist Corona-Krise insofern besonders belastend, da Landfrauenarbeit praktisch zum Erliegen gekommen ist. "Ich vermisse meine Landfrauen sehr", sagte sie und kündigte für das Winterhalbjahr zumindest wieder Treffen auf kleinerer Ebene an. Der Bauernverband sei trotz Corona stets für seine Mitglieder da gewesen, betonte BBV-Geschäftsführer Harald Köppel. Die Geschäftsstelle sei stets offen gewesen und die Online-Bewältigung aller Aufgaben habe besser funktioniert als zunächst gedacht. Gleichwohl gab auch Köppel zu bedenken, dass viele persönliche Kontakte auf der Strecke geblieben seien.

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