Wunsiedel/Marktredwitz Seniorenheim Siebenstern: Acht infizierte Senioren in Klinik

, Sarah Schmidt
Für die Bewohner und Pfleger der Seniorenheime ist die Lage angesichts der Corona-Pandemie äußerst schwierig. Symbolfoto: Marijan Murat/dpa Quelle: Unbekannt

Die Versorgung der Bewohner im Seniorenheim Siebenstern ist gesichert. Doch an anderer Stelle im Landkreis fehlt Personal: Das Gesundheitsamt sucht dringend Ärzte.

 
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Wunsiedel/Marktredwitz - Corona ist mit Macht zurück im Landkreis. Besonders schlimm ist der Ausbruch im Seniorenheim Siebenstern in Marktredwitz. Laut der aktuellen Meldung des Landratsamtes haben sich hier 40 Bewohner und neun Mitarbeiter mit dem Virus infiziert (am Donnerstag sind zu den 33 am Mittwoch bekannt gewordenen Fällen sieben weitere hinzugekommen). Wie Tomasz Tomczyk, Regional-Geschäftsführer der Dorea-Gruppe, zu dem das Haus Siebenstern gehört, im Gespräch mit der Frankenpost sagt, werden acht Bewohner im Klinikum behandelt. "Alle andere sind ohne Symptome oder haben nur leichte." Die infizierten Bewohner seien von den übrigen strikt isoliert und würden permanent beobachtet. "Wir messen zum Beispiel mehrmals die Temperatur der infizierten Frauen und Männer, um bei einer gesundheitlichen Veränderung schnell handeln zu können." Auch die neun positiv getesteten Mitarbeiter stünden unter Quarantäne. "Da wir in Marktredwitz ein großes Haus haben, ist es uns relativ einfach möglich, trotz des Ausfalls der Beschäftigten die volle Versorgung und Betreuung der Bewohner aufrechtzuerhalten."

Ein weiterer Todesfall

Das Landratsamt Wunsiedel hat am Donnerstagnachmittag 20 neue Coronafälle gemeldet. Ein weiterer Mensch ist gestorben, es handelt sich um eine 91 Jahre alte Frau mit Vorerkrankungen. Derzeit sind 143 Personen erkrankt; 972 gelten als genesen. Seit Beginn der Pandemie sind 1164 Personen positiv auf das Virus getestet worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 156,9. Sieben der neuen Fälle stehen mit dem Ausbruchsgeschehen im Haus Siebenstern in Marktredwitz in Zusammenhang. Es handelt sich um weitere positiv getestete Bewohner des Hauses. Bei einem Fall vom Mittwoch handelt es sich um eine Schülerin der Realschule Marktredwitz. 27 Schüler und fünf Lehrkräfte sind in Quarantäne.

Im Landkreis Tirschenreuth sind elf neue Fälle hinzugekommen. Bei einem handelt es sich um eine bereits unter Quarantäne stehende Kontakt-1-Person zu einem infizierten Fall.

Seit dem Vortag sind 13 neue positive Corona-Fälle aus dem Landkreis Bayreuth und fünf aus der Stadt Bayreuth gemeldet worden. Damit sind im Landkreis am Donnerstag 144 und in der Stadt Bayreuth 113 Personen nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert. Insgesamt 15 Patienten, davon 13 aus Stadt und Landkreis Bayreuth, werden stationär in einer Klinik wegen Covid-19 behandelt. 28 Patienten aus dem Landkreis sowie zwölf aus der Stadt Bayreuth sind bisher an den Folgen der Infektionskrankheit verstorben.

In der Seniorenresidenz Siebenstern wohnen 120 Frauen und Männer. 65 Mitarbeiter sind in der Pflege beschäf tigt, überwiegend in Vollzeit. Laut Geschäftsführer Tomczyk herrscht trotz des heftigen Corona-Ausbruchs Ruhe im Haus. "Die Stimmung ist gut oder besser gesagt sehr konzentriert. Jeder weiß, was zu tun ist." Mittlerweile liegen auch die restlichen Ergebnisse des Reihentests der Mitarbeiter vor: Alle sind negativ.

Die Verantwortlichen des Seniorenheims sind in ständigem Austausch mit dem Gesundheitsamt. "Wir setzen alle von den Experten angeordneten oder vorgeschlagenen Maßnahmen um", sagt der Geschäftsführer. Wie sich Bewohner und Mitarbeiter haben anstecken können, kann er sich nicht erklären. "Aber wie man an den Fällen in anderen Einrichtungen sieht, sind Infektionen auch bei hohen Hygienestandards möglich." In den vergangenen Tagen und Wochen ist es in Seniorenheimen in Waldershof, Konnersreuth und Mitterteich zu Corona-Ausbrüchen gekommen.

Ein Hotspot in einem Seniorenheim ist für alle Betroffenen tragisch, aus Sicht des Infektionsschutzes allerdings einfacher einzugrenzen als ein diffuses Ausbruchsgeschehen, wie es zuletzt im Landkreis Wunsiedel immer wieder auftrat. Wie Landratsamts-Sprecherin Anke Rieß-Fähnrich auf Nachfrage mitteilte, empfehlen die Verantwortlichen des Gesundheitsamtes bei Corona-Infektionen in Altenheimen unterschiedliche Maßnahmen, je nach den Gegebenheiten vor Ort. "Von der Umstrukturierung der Dienstpläne bis hin zu Umbelegungen innerhalb der Einrichtung zum Zwecke der Isolation ist alles denkbar."

Im Gesundheitsamt läuft bei jeder Corona-Infektion eine regelrechte Maschinerie an, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu halten. "Unser Team im Gesundheitsamt arbeitet seit Beginn der Pandemie mehr oder weniger dauerhaft am Limit. Bislang ist es unter sehr großem Einsatz aller Beteiligten immer gelungen, alle Kontaktpersonen zuverlässig nachzuverfolgen", sagt Anke Rieß-Fähnrich. Das gelinge aber nur, weil die Mitarbeiter teilweise auch an sieben Tagen in der Woche im Einsatz seien. Im Moment gelinge die Nachverfolgung noch. Die Kontaktaufnahme zu einer positiv getesteten Person geschehe immer umgehend. "Die Bearbeitung eines solchen Index-Falles ist mitunter sehr komplex und kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen." Innerhalb von 24 Stunden müssen auch diejenigen kontaktiert werden, die ein hohes Infektionsrisiko haben, also zum Beispiel Familienmitglieder von Infizierten.

Momentan sind in der Kontaktverfolgung des Wunsiedler Gesundheitsamtes 25 Frauen und Männer beschäftigt, davon ist die Hälfte in Teilzeit tätig. Laut Anke Rieß-Fähnrich werden derzeit fünf weitere, befristete Stellen in diesem Bereich besetzt. "Mehr Personal wäre im Landkreis aber auch an anderer Stelle wünschenswert. Der Bedarf besteht neben der Kontaktverfolgung vor allem auch im Kernteam, das die Hauptlast der Pandemie-Bekämpfung trägt. Dringend benötigen wir Ärzte sowie Hygienekontrolleure."

Drastisch gestiegen sind innerhalb eines Tages die Corona-Zahlen im Raum Hof: 94 Menschen wurden positiv getestet, 52 in der Stadt, 42 im Landkreis, das ist ein Höchstwert der Neuinfizierten. Dadurch ist die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis auf 184 und in der Stadt sogar auf 211 gestiegen. 1753 Menschen in Stadt und Landkreis sind aktuell in Quarantäne.

Claudia Köppel, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes in Hof, spricht von einem "erheblichen Infektionsgeschehen". Es gebe nicht die Quelle, von der die Infektionen ausgingen. "Mittlerweile sind es so viele kleine Quellen, sodass die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, leider nicht mehr gering ist."

Auch in der Stadt Hof ist ein Seniorenheim von einem Corona-Ausbruch betroffen. Wegen der gestiegenen Infektionszahlen mussten sich im Hofer Alten- und Pflegeheim "Haus am Klosterhof" alle 141 Bewohner und 140 Mitarbeiter testen lassen, da am vergangenen Wochenende ein Bewohner positiv getestet wurde. Mittlerweile sind sieben weitere Bewohner sowie ein Mitarbeiter Corona-positiv. Dem Vernehmen nach sind alle Betroffenen symptomfrei.

Wie im Seniorenheim Siebenstern in Marktredwitz haben auch in dem Hofer Heim derzeit Besucher keinen Zutritt mit Ausnahme der Sterbebegleitung.

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