Schneller Draht zum Arzt
Auch Pflegeheime im Landkreis wählen immer häufiger den virtuellen Arztkontakt, um auf kurzem Weg Fragen zu klären. „Wenn ein Pfleger zum Beispiel bei einem Bewohner einen Ausschlag feststellt, kann er diesen fotografieren und das Bild dem Arzt schicken. Dieser gibt eine erste Diagnose ab und befragt gegebenenfalls den Bewohner per Video-Chat zusätzlich“, erläutert Fischer. Dies spare Zeit und weite Fahrtwege.
Genau dies treibt Heike Syma um. Wir sind im Landkreis Wunsiedel noch ziemlich gut und flächendeckend mit Hausärzten versorgt. Nicht so gut sieht es bei den Fachärzten aus. Häufig müssen ältere Leute, die nicht mobil sind, daher sehen, wie sie in die größere Stadt zum Experten kommen. Hier ist der Arzt-Patienten-Kontakt via Smartphone oder Computer ungemein hilfreich und erleichtert das Leben.“
Die Corona-Pandemie hat die Telemedizin in den vergangenen Monaten regelrecht befeuert. Wenn Patienten in Quarantäne waren und das Haus nicht verlassen durften, bot sich der Video-Chat geradezu an.
Allerdings, und das ist in der digitalen Welt der Knackpunkt, muss das System absolut sicher vor Missbrauch sein. „Wir haben eine Software entwickelt, die alle Belange des Datenschutzes erfüllt. Die Kassenärztliche Vereinigung (KVB) hat sie zertifiziert“, sagt Fischer. Das grüne Licht der KVB erleichtert den Ärzten auch die Abrechnung der Sprechstunde. Dies war bislang nur mit viel Mühe möglich.
So viele Vorteile die Telemedizin hat, manchmal geht es schlicht darum, drei Semmeln, ein Brot und einen Kasten Wasser ins Haus zu bringen. Dazu vielleicht noch ein Shampoo und Duschgel oder die vom Arzt verschriebenen Medi-kamente. Hier kommt in Wunsie-del das Lieferdienst-Modellprojekt von Oberfranken offensiv ins Spiel. Für Heike Syma ist es das entscheidende Puzzleteil, das bislang ge-fehlt hat.
Schon lange analoger Einkaufsservice
„Wir vom Mehrgenerationenhaus kaufen seit Langem für unsere älteren Bürger ein und bringen ihnen die Waren anschließend mit dem Bür-gerbus nach Hause. Aber das funktioniert bislang rein analog. Die Senioren rufen bei uns an und geben ihren Einkaufszettel durch“, sagt Heike Syma.
Weit besser sei es jedoch, wenn die älteren Bürger zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Wünsche an das Team des Mehrgenerationenhauses übermitteln können. Dies erleichtere die Planungen und Organisation ungemein. Heike Syma hofft nun, dass das im Herbst startende Angebot gut angenommen werde. „Wir wollen unsere älteren Mitbürger ein gutes Leben in Wunsiedel ermöglichen.“
Am kommenden Montag bietet das Wunsiedler Mehrgenerationenhaus den Seniorinnen und Senioren eine Schulung in Telemedizin an. Das ist der Wunsiedler Beitrag zum bundesweiten Aktionstag „Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus. Miteinander – füreinander“.
Oberfranken offensiv hat Wunsiedel übriges als Modellkommune für den digitalen Einkaufsservice unter anderem wegen der vielen bereits vorhandenen Angebote für Senioren ausgewählt.