An diesem Mittwoch in Hof Gespräch über den Krieg vor unserer Haustür

Esther Bauerle

Warum uns der Ukraine-Krieg alle noch immer angeht, soll ein Gespräch an diesem Mittwoch, 23. August, in Hof beleuchten. Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist in der Freiheitshalle zu Gast.

 
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„Kiew ist näher als Madrid“, sagt Gisela Strunz, Vorsitzende der Hermann-und-Bertl-Müller-Stiftung, und meint damit, dass sich der Ukraine-Krieg vor unserer Haustüre abspielt. Nicht nur symbolisch. Strunz erzählt von ukrainischen Flüchtlingskindern, die in Hofer Schulen Hitlergrüßen begegnen, und von ihren Eltern, deren Autos mit Steinen beworfen werden.

Das soll sich ändern. Deshalb lädt das Hofer Netzwerk für die Ukraine zum Sommergespräch ein. Dazu kommt Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags. Moderieren wird die Veranstaltung Marcel Auermann, der Chefredakteur unter anderem der Frankenpost. Das Netzwerk will mit der Veranstaltung Bürger, die nichts mehr über den Krieg hören wollen, abholen: „Wir möchten ein Signal setzen“, sagt Strunz.

Nach Angaben von Bärbel Uschold, der Integrationslotsin der Stadt Hof, leben weit über 1000 Geflüchtete in Hof. Mittlerweile haben sie ihre eigenen Wohnungen, möchten bleiben, erzählt Strunz. Iryna Rudniewa ist eine der Ukrainerinnen in Hof. Sie berichtet bei der Veranstaltung über ihre Flucht von Donezk nach Hof.

Rudniewa spricht gut Deutsch, interessiert sich für die deutsche Kultur und besucht gerne den Hofer Zoo. Sie möchte nicht zurück: „Ich möchte meinen Sohn schützen“, sagt sie. Mischa ist 16 Jahre alt und geht in die elfte Klasse des Jean-Paul-Gymnasiums. Nach dem Abitur möchte er an einer deutschen Uni studieren. Strunz versteht das: „Wohin sollen sie? Das Zuhause, der Kindergarten, die Schule – alles zerstört.“

Deshalb setzt sich die Mutter mit dem Hofer Netzwerk für das neue Leben der Ukrainer in Hof ein und unterstützt die Bürger, die noch in der Ukraine leben. Zum Beispiel einen Freund, der an der Front kämpft, obwohl er das nicht müsse, da er drei Kinder hat. „Wenn ein Mann drei Kinder hat, darf er fliehen“, informiert Strunz. Ihn und seine 20-köpfige Truppe stattete das Netzwerk unter anderem mit Gegenständen wie Schlafsäcken, Handschuhen, Unterwäsche, Kopfhörern und Spritzen aus.

Iryna Rudiewa und die anderen Ukrainerinnen in Hof erhalten Deutschunterricht. Das Hofer Netzwerk hilft ihnen bei ihrem Weg zur Integration und unterstützt aktuell vor allem beim Umzug. 50 000 Euro kosteten die Hilfen bisher. Geld, das durch Spenden zusammenkam und an das Spendenkonto der Hermann-und-Bertl-Müller-Stiftung geht. Die Spenden nehmen ab, was laut Strunz wohl das wachsende Desinteresse am Krieg zeigt.

Mit dem Sommergespräch wolle sich das Netzwerk noch stärker engagieren. Deshalb initiierte Strunz die Podiumsdiskussion mit einem direkten Brief an Strack-Zimmermann. „Sie ist eine der engagiertesten Politikerinnen und eignet sich daher ideal“, sagt Strunz und betont, dass es sich nicht um eine politische Veranstaltung handle. Jeder darf ohne Anmeldung kommen.

Wann?  Die Podiumsdiskussion findet am kommenden Mittwoch, 23. August, ab 19 Uhr im Festsaal der Freiheitshalle Hof statt. Jeder kann vorbeikommen.

Wie? Nachdem Mariia Shevchenko aus Kiew einen Filmausschnitt über den Ukraine-Krieg gezeigt hat, spricht Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Das Thema lautet „Der Ukraine-Krieg – Zeitenwende und Zukunftsperspektiven für ein wehrhaftes Europa“. Zudem erzählt Iryna Rudniewa ihre Fluchtgeschichte nach Oberfranken. Der Abend endet mit einem Netzwerktreffen im Foyer der Freiheitshalle.

Wer? Den Abend veranstaltet das Hofer Netzwerk für die Ukraine; es wird unterstützt von der Hermann-und-Bertl-Müller-Stiftung, dem Bayreuther Institut für Soziologie und Sozialpolitik (BISO), dem Nordoberfränkischen Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde, dem Freundeskreis Evangelische Akademie Tutzing, der Katholischen Erwachsenenbildung in Stadt und Landkreis Hof, der Evangelischen Erwachsenenbildung Hof-Naila, der Diakonie Hochfranken, dem Caritasverband Stadt- und Landkreis Hof, dem Transitverlag Berlin, der Kreisgruppe Hochfranken des Verbands der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, den Internationalen Hofer Filmtagen, der VHS Hofer Land sowie Demokratie leben in der Mitte Europas.

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