„Demo gegen Rechts“ Kundgebung in der Hofer Altstadt

 Wie in zahlreichen anderen deutschen Städten gingen auch in Hof am Samstag viele Menschen auf die Straße. Für die Kundgebung am Kugelbrunnen hatten sich mehrere Redner von verschiedenen Verbänden und Organisationen angemeldet.

 

 
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Ein breites Bündnis an zivilgesellschaftlichen Organisationen hatte zur „Demo gegen Rechts“ am vergangenen Samstag in die Hofer Altstadt eingeladen. Initiatorin war Lisa Bunzel, Sprecherin im Grünen-Ortsverband Helmbrechts. Nach ersten Einschätzungen des Pressesprechers der Polizei waren etwa 6000 Personen in der Altstadt zusammengekommen. „Das ist wahrscheinlich die größte Demo, die diese Stadt jemals hatte“, sagte Andreas Jahn, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostoberfranken. Vertreten war ein breites Spektrum an Demonstranten aus der Zivilgesellschaft. Viele waren privat da, andere gehörten Gewerkschaften und Parteien sowie Schulen an. Es fanden sich auch Zimmerleute oder Ordensschwestern.

Unter ihnen war unter anderem Nicole Sielski aus Naila. Sie demonstrierte für ihre Freunde mit Migrationshintergrund. Für die 52-Jährige war es die erste Demonstration ihres Lebens, Sielski hätte endlich ein Statement setzen wollen. „Wir fahren ins Ausland in den Urlaub, essen Döner und Pizza und Migranten arbeiten bei uns in der Pflege oder als Lehrer. Ohne Migration würde Deutschland einen Rückschritt machen“, sagt Sielski. Sie denkt, viele Bürger hätten bisher unterschätzt, wie gefährlich die AfD ist. Es habe die Correctiv-Enthüllungen gebraucht, um die Leute wachzurütteln.

Die Meinung vertritt auch Christl Schliesio: „Den Leuten war nicht klar, wie weit die AfD geht.“ Der Bericht habe außerdem gezeigt, wie stark die Unterstützung für die AfD ist. Ihr Mann Horst Schliesio sieht einen Grund dafür, weshalb gerade jetzt so viele Menschen auf die Straße gehen, in den Fehlern von etablierten Politikern. Die hätten die Situation als einen Spuk, der vergeht, heruntergespielt. Er fordert: „Die Politik muss wach werden, um unser Land aus der schwierigen Situation herausrauszubekommen und Populismus keinen Raum zu geben.“ Die Unzufriedenheit mit der Regierung dürfe kein Grund sein, AfD zu wählen.

Auch Ace Rinesch kam in die Altstadt, um sich gegen Rechtsextremismus und für die LGBTQ-Community einzusetzen. Er ist transsexuell, identifiziert sich als Mann. „Ich habe Angst, dass Transrechte durch die AfD eingeschränkt werden“, sagt Rinesch. Auch das Thema Migration ist ein Grund dafür, wieso er auf die Straße gehe. Migration sei wichtig für Deutschland, gerade wegen des Fachkräftemangels. Rinesch sagt aber auch: „In Sachen Integration muss sich etwas ändern. Migranten müssen Deutschen häufiger begegnen und andersrum. Das tun sie oft nicht, weil Geflüchtete in einem Viertel wohnen, das abgeschottet ist.“ Weiter sagt er: „Kein Mensch verlässt freiwillig seine Heimat. Wir können nicht gegen Menschen sein, die zur Flucht gezwungen sind.“  Die AfD wolle ein nationalsozialistisches Deutschland zurück. So eine Partei dürfe es nicht geben.

Eva Döhla betont, dass sie nicht nur als Hofer Oberbürgermeisterin zur Demonstration kam, sondern auch als Frau: „Die AfD hat ein Frauenbild der 50er-Jahre. Keine Frau und kein Mensch, der für Gleichstellung steht, kann sich das bieten lassen“, sagt Döhla. Sie zeigt sich begeistert über die Teilnahme der Hofer: „Ich bin stolz darauf, wie sich diese Stadt heute zeigt. Hof ist bunt.“

Initiatorin Lisa Bunzel sagte nach Ende der Demonstration, den Tränen nahe: „Ich bin so begeistert, wie viele Menschen ich dazu animieren konnte mitzumachen. Ich bin geflasht.“

Den 27. Januar haben die Veranstalter nicht ganz zufällig als Datum für die Demo ausgewählt. Diesen Tag hat im Jahr 1996 der damalige Bundespräsident Roman Herzog als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus initiiert. Die Veranstaltung verlief friedlich.

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