Hof - Der Mythos von einer perfiden Nürnberger Hinrichtungsmaschine hat im 19. Jahrhundert weltweit die Runde gemacht: Eine Eiserne Jungfrau soll es da geben, die ihre Opfer umarmt und mit Stacheln in ihrem Körper durchbohrt. Heute ist dieses Hinrichtungswerkzeug, die „Eiserne Jungfrau“, im Mittelalterlichen Kriminalmuseum Rothenburg ob der Tauber zu sehen. Ihr Anblick lässt einen noch heute erschaudern – so wie der vieler anderer Ausstellungsstücke, die im Museum von Folter und von Recht und Ordnung längst vergangener Zeiten erzählen. Das Rothenburger Kriminalmuseum gilt als Europas größtes Museum zur Rechtskunde und bietet sich an als Ausflugsziel für unerschrockene Geschichtsinteressierte Die Eiserne Jungfrau ist wohl das berühmteste Exponat: Ihr Inneres ist gespickt mit Stacheln – damit sollen einst Menschen zur Strafe zerquetscht worden sein. Sie war so bekannt, dass selbst der irische Schriftsteller Bram Stoker – Schöpfer des Dracula – ihr eine Gruselgeschichte gewidmet haben soll. Sie stammt wohl aus dem Nürnberg des 16. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt und um 1900 in die USA verkauft. In den 1960er-Jahren kam sie wieder nach Mittelfranken ins Museum in Rothenburg. Erst hier wurden die gefährlichen Stacheln entdeckt und untersucht. Dabei kam heraus, dass es sich wohl um Bajonette aus den Napoleonischen Kriegen handelt. Die Stacheln wurden also erst nachträglich angebracht. Man vermutet, dass die Eiserne Jungfrau also ganz ursprünglich nicht als Hinrichtungswerkzeug gedacht war, sondern ohne Stacheln bei Schandstrafen eingesetzt wurde – umhüllt von ihr sollten die Verurteilten öffentlich gedemütigt werden.