Ausflugs-Tipp im August Die Jungfrau mit den tödlichen Stacheln

Schauerliches Hinrichtungswerkzeug: Die Eiserne Jungfrau aus dem Rothenburger Kriminalmuseum kann man aufklappen – im Inneren hat sie tödliche Stacheln. Foto:  

Im Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber kann man in die Rechtsprechung in Mittelalter und früher Neuzeit eintauchen. Dazu gehören auch kuriose Folterwerkzeuge.

 
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Hof - Der Mythos von einer perfiden Nürnberger Hinrichtungsmaschine hat im 19. Jahrhundert weltweit die Runde gemacht: Eine Eiserne Jungfrau soll es da geben, die ihre Opfer umarmt und mit Stacheln in ihrem Körper durchbohrt. Heute ist dieses Hinrichtungswerkzeug, die „Eiserne Jungfrau“, im Mittelalterlichen Kriminalmuseum Rothenburg ob der Tauber zu sehen. Ihr Anblick lässt einen noch heute erschaudern – so wie der vieler anderer Ausstellungsstücke, die im Museum von Folter und von Recht und Ordnung längst vergangener Zeiten erzählen. Das Rothenburger Kriminalmuseum gilt als Europas größtes Museum zur Rechtskunde und bietet sich an als Ausflugsziel für unerschrockene Geschichtsinteressierte Die Eiserne Jungfrau ist wohl das berühmteste Exponat: Ihr Inneres ist gespickt mit Stacheln – damit sollen einst Menschen zur Strafe zerquetscht worden sein. Sie war so bekannt, dass selbst der irische Schriftsteller Bram Stoker – Schöpfer des Dracula – ihr eine Gruselgeschichte gewidmet haben soll. Sie stammt wohl aus dem Nürnberg des 16. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt und um 1900 in die USA verkauft. In den 1960er-Jahren kam sie wieder nach Mittelfranken ins Museum in Rothenburg. Erst hier wurden die gefährlichen Stacheln entdeckt und untersucht. Dabei kam heraus, dass es sich wohl um Bajonette aus den Napoleonischen Kriegen handelt. Die Stacheln wurden also erst nachträglich angebracht. Man vermutet, dass die Eiserne Jungfrau also ganz ursprünglich nicht als Hinrichtungswerkzeug gedacht war, sondern ohne Stacheln bei Schandstrafen eingesetzt wurde – umhüllt von ihr sollten die Verurteilten öffentlich gedemütigt werden.

Von Schandmasken hat das Kriminalmuseum noch mehr zu bieten: Eine Maske mit herausgestreckter Zunge etwa wurde geschwätzigen Frauen aufgesetzt, ein Hahnenkopf war als Strafe für allzu selbstverliebte Männer bestimmt .

Das Museum stellt aber solcherlei Schauerlichkeiten nicht nur aus, sondern informiert auch über die Rechtsprechung dieser Zeiten. Gefoltert wurde nicht willkürlich, erfährt man im Museum, so hatte die Justiz der frühen Neuzeit durchaus strenge Regeln für Gerichtsverfahren .

Neben den ganzen Horrorwerkzeugen gibt es im Museum auch amüsantere Kuriositäten zu sehen, etwa lederne Keuschheitsgürtel mit Lochmuster und ausgestanzten Herzchen verziert und natürlich mit Vorhängeschloss versehen.

Anfahrt nach Rothenburg

Nach dem Museumsbesuch kann man seine Nerven mit einem Bummel durch die berühmte Altstadt wieder beruhigen und dabei auch dem Weihnachtsladen von Käthe Wohlfahrt einen Besuch abstatten. Das Kriminalmuseum in der Burggasse 3-5 ist geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr. Rothenburg erreicht man mit dem Auto am besten über die A 9 nach Nürnberg und dann über die A 6 und A 7 – oder alternativ über Bamberg und dann die B 505 und B 470. Etwa zweieinhalb Stunden muss man für die Fahrt einplanen.

www.kriminalmuseum.eu

Was kann man diesen Sommer unternehmen? Die Redaktion stellt im August in einer losen Folge Ziele vor, die nicht zwingend direkt vor der Haustür liegen, sich aber dennoch gut in einen Tagesausflug packen lassen.

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