Barclay James Harvest Eine Legende auf der Plassenburg

Stephan Herbert Fuchs

Musik-Geschichte auf der Plassenburg: Barclay James Harvest war bei den Open-Airs zu Gast und sorgte für große Begeisterung. Im Mittelpunkt der Ovationen: Richard Leslie „Les“ Holroyd. Der 74-Jährige hat die Band einst mitgegründet.

 
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Ihr Berlin-Konzert 1980 machte sie unsterblich, die britische Rock-Band Barclay James Harvest. In keinem Teenager-Plattenschrank durfte das „Concert for the people“ fehlen, die Gruppe ist längst Kult. Damals war Barclay James Harvest am Zenit seines Erfolges. Heute, über 40 Jahre später, gibt es die Band noch immer. Auch wenn sie mittlerweile in zwei Teile zerfallen ist. Der Teil, in dem der Bassist, Songschreiber, Gründer und Sänger Les Holroyd als Frontman aktiv ist, war so etwas wie der Haupt-Act in diesem Jahr bei den Plassenburg Open Airs. Und die rund 1300 Fans, was so viel wie ausverkauft bedeutet, wurden nicht enttäuscht.

Barclay James Harvest, das ist britischer Progressive-Rock mit langen Stücken, sich scheinbar endlos aufbauenden Einleitungen und einem orchestral geprägten Stil. Nicht selten dauert ein Titel zehn bis zwölf Minuten. 1967 wurde die Band gegründet, 1998 kamen die jetzige Formation und Les Holroyd zusammen. Die Titel sind die gleichen geblieben: Allen voran der Welthit „Life is for living“, der fröhliche 80er Pop-Schlager, der natürlich auch im Schönen Hof der Plassenburg nicht fehlen darf und als letzte Zugabe in ganz eigenwilligem Arrangement erklingt. Dazu kommen echte BJH-Klassiker wie „Hymn“, „Mockingbird“, „Rock´n roll star“, „Love on the line“ oder „Victim of circumstance“. Aber auch neue Songs gibt es „Fly away“ beispielsweise, oder „Tonight is gonna be the night“ werden gespielt und zeigen, dass sich die Band durchaus auch musikalisch weiterentwickelt hat.

„BJH“, das sind aber vor allem die subtilsten Vertreter des Klassik-Rock-Genres, deren Klänge immer auch etwas Esoterisches haben. Doch sie können auch richtig rocken, wie die Performance auf der Plassenburg zeigte. Auch wenn neben Les Holroyd (74) keiner der Gründer mehr dabei ist, so sind es doch fabelhafte Musiker, die das Original-BJH-Feeling auf die Bühne zaubern: Mike Byron Hehir und Steve Butler an den Gitarren, Colin Browne an den Keyboards, und Louie Palmer am Schlagzeug. Breitwandformat hat das alles, großflächiger Keyboard-Sound mit fetten Synthie-Bässen und ausgeklügelten elektronischen Effekten.

Die Fans, teilweise von weither angereist, feiern ihre Helden. Les Holroyd und seine Musiker sind, wie ein Blick auf den Tourplan zeigt, noch immer pausenlos unterwegs. Ansage und Zwischentexte sind allerdings nicht so sein Ding. Er sagt nur das Allernötigste und lässt die Musik für sich sprechen. Wenn Les Holroyd zu Beginn die Frage stellt, ob jemand aus Tauberbischofsheim anwesend ist, dann deshalb, weil er selbst – man glaubt es kaum - seit Jahren in Tauberbischofsheim lebt.

Die CD mit dem legendären Berlin-Konzert, das damals eine viertel Million Zuschauer allein diesseits der Mauer anlockte, wurde noch immer am Merchandising-Stand verkauft und fand als ein Stück Musikgeschichte zum mit nach Hause nehmen auch diesmal wieder reißenden Absatz.

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