Bei Marktredwitz Brücke auf der B 303 über die Bahn wird abgerissen

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Das 63 Jahre alte Bauwerk bei Marktredwitz ist so marode, dass sich eine Sanierung nicht mehr rentiert. Die Autofahrer müssen sich längere Zeit mit Verzögerungen arrangieren.

 
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Die Bediensteten des Staatlichen Bauamtes beobachten dieser Tage den Wetterbericht besonders genau. Schon am Montag beginnen die Bauarbeiten für eine neue Brücke auf der Bundesstraße 303 über die Bahnlinie Weiden-Oberkotzau – ungewöhnlich früh im Jahr. Aber anders geht es nicht, die Termine sind eng gesetzt. Das Bauwerk befindet sich etwa auf Höhe des Hotels Triebel im Stadtteil Eigenheim in Marktredwitz. Bereits am Montag soll es laut Staatlichem Bauamt mit den Vorbereitungen an der Baustelle losgehen. Daher müssen sich die Autofahrer auf der nördlichen Seite der B 303 (von Arzberg Richtung Marktredwitz) auf eine auf drei Meter eingeengte Fahrbahn einstellen.

„Die bisherige Brücke stammt aus dem Jahr 1960 und ist in keinem guten Zustand. Die Prüfungen haben ergeben, dass ein Abriss und ein Neubau weit wirtschaftlicher ist als eine Sanierung“, sagt auf Nachfrage ein technischer Mitarbeiter der Bayreuther Behörde. So sei es in jüngster Zeit immer wieder zu Abplatzungen an den Pfeilern gekommen. „Dadurch liegt teilweise der Bewehrungsstahl frei und korrodiert. Für die Reparaturarbeiten müssen die Handwerker regelmäßig in den Bahnbereich, das ist natürlich keine gute Situation. Das Gute am Neubau: In Zukunft wird kein Unterhalt an den Pfeilern mehr notwendig sein.“ Die neue Brücke kommt ohne die Stützen aus, sie wird aus Verbundfertigteilträgern aus Stahl hergestellt. Letzterer ist laut dem technischen Mitarbeiter beschichtet und korrosionsgeschützt. Auf dem Stahlrahmen ist ein Betonfertigteil aufgebracht. Darauf kommt schließlich der Asphalt. Vor Ort muss nur ein geringer Anteil des Bauwerks betoniert werden.

Da die Fahrbahn auf der bisherigen Brücke etwas schmäler ist als die übrige Straße, musste der Verkehr behutsam mit Betonplanken auf die Engstelle geleitet werden. Dieses Problem wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Bäume sind bereits gefällt

Vor Kurzem haben die Handwerker die Bäume östlich der Brücke auf der nördlichen Seite gefällt. „Ab Montag entfernen wir die Wurzelstöcke. Auf dieser Fläche bauen wir anschließend die Behelfsfahrbahn“, erklärt der Ingenieur. In der darauffolgenden Woche sperrt das Staatliche Bauamt die nördliche Fahrbahn (von Arzberg Richtung Marktredwitz). Eine Ampelanlage regelt ab diesem Zeitpunkt den Verkehr, sodass es ab und an zu längeren Stauungen und Verzögerungen kommen kann.

Wie der Experte der Behörde erläutert, sind die Brückenbauarbeiten von langer Hand vorbereitet. Vor drei Jahren seien bereits mit der Bahn die Termine abgesprochen worden, an welchen Tagen der Zugverkehrt kurzzeitig eingestellt wird. Das enge Zeitkorsett sei ein Grund dafür, dass die Bauarbeiten bereits so frühzeitig im Jahr beginnen. „Natürlich müssen wir immer das Wetter mit einrechnen. Im Februar sind noch heftige Schneefälle möglich. Dadurch kann es immer mal wieder zu Verzögerungen kommen.“

Da pro Tag Tausende Autos und Lastwagen auf der B 303 unterwegs sind, ist auch der Bau der Behelfsfahrbahn und der Interimsbrücke über die Bahngleise nicht ohne. Immerhin müssen beide Bauwerke über Monate der Belastung standhalten. Hierfür sind auch umfangreiche Erdarbeiten vorgesehen. Diese werden bis Ende Juni dauern. So lange bleibt die Strecke halbseitig gesperrt. Grundsätzlich wäre auch eine Umleitung durch das Marktredwitzer Stadtgebiet möglich gewesen, dies wollten aber sowohl das Staatliche Bauamt als auch die Große Kreisstadt vermeiden.

Aus nach 63 Jahren

Im zweiten Halbjahr wird die bisherige Brücke abgerissen. Auch hierfür sind alle Arbeiten und Termine mit der Bahn exakt abgestimmt. Obwohl sie eigentlich erst 63 Jahre „auf dem Buckel“ hat, erstaunt der Zustand

sogar Laien. Teilweise sind größere Betonteile herausgebrochen, sodass die Stahlbewehrung offen zutage tritt. An manchen Stellen scheint das Bauwerk regelrecht zu zerbröseln – eine Folge von Salz, Wasser und Frost.

27 Meter lange Brücke

Noch in diesem Jahr soll die neue, insgesamt 27 Meter lange, Brücke über der Bahnstrecke montiert werden, wenngleich die gesamten Arbeiten bis Mai 2024 laufen. In einer Art Nacht- und Nebelaktion werden mit Hilfe riesiger Lastenkräne sämtliche Teile einschweben und von den Handwerkern zusammengebaut. Allein der Schwertransport der Stahl- und Betonteile ist eine logistische Herausforderung und muss mit der Stadt Marktredwitz und der Bahn abgestimmt werden.

Die Anmutung der Brücke ändert sich für die Autofahrer nicht allzu sehr, außer da sie etwas breiter sein wird. Auf der Unterseite der Fahrbahn ist allerdings einiges anders: Es wird keine Pfeiler mehr geben – diese standen bisher ziemlich nah an den Bahngleisen. An einigen Stellen ist beim Neubau auch die blau gestrichene Stahlkonstruktion zu sehen.

Im Erhaltungsprogramm des Bundes

Das Staatliche Bauamt Bayreuth bewertet regelmäßig sämtliche Brücken in ihrem Zuständigkeitsgebiet nach dem jeweiligen baulichen Zustand und aktualisiert dabei fortwährend die Liste der anstehenden Sanierungs- oder Erneuerungsarbeiten. „Die Brücke auf der Bundesstraße 303 über die Bahnlinie ist im Erhaltungsprogramm des Bundes vertreten. Jetzt hat ihr Neubau die Prioritätsstufe erreicht, die Gelder können fließen, damit kann es losgehen“, erklärt der Ingenieur des Bauamtes.

Am Montag geht es zunächst den letzten Baumstümpfen neben der Brücke an den Kragen, ein Bagger wird sie ausbuddeln. Die Behörde bittet die Autofahrer nicht nur um Verständnis, wenn es wegen der Arbeiten zu kurzzeitigen Stauungen kommt, sondern auch um erhöhte Aufmerksamkeit im Baustellenbereich.

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