Trotzdem gibt es in Deutschland jährlich 75.000 Todesfälle, die mit Alkohol in Verbindung stehen. Allerdings sei diese Zahl mit Vorsicht zu genießen, denn sie stamme aus dem Jahr 1991, wie Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, ergänzte.
Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, betonte, es sei schwer zu bewerten, ob Verbote das einzig Zielführende sind: „Weil Menschen sich ungern Dinge wegnehmen lassen, die ihnen Spaß machen.“ Eher sollten bewusste Entscheidungen gefördert werden. Hensel plädierte für eine genauere„Risikokommunikation“. Gerade in den Medien sei einiges „überdramatisiert“ – bei Alkohol ebenso wie bei manchen Lebensmitteln.
„Die Mehrheit der Menschen ist in der Lage, selbst zu entscheiden, Verbote führen nicht weiter“, ist auch Kristine Lütkes (FDP) Meinung. Sie ist Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag und plädierte dafür, die Bürger besser über ihre Gesundheit aufzuklären, damit diese selbstbestimmt entscheiden, wie sie mit Alkohol umgehen. Christine Röger, Leiterin des Kompetenzzentrums für Ernährung, widersprach strickt: Aus ihrer täglichen Arbeit der Ernährungserziehung an Schulen weiß sie, dass solche Präventionsbotschaften nur schwer ankommen.
Brauer-Verband gegen weitere Regulierungen
Die Verbandsvertreter hingegen lehnte weitere Regulieren klar ab. Julia Busse, Geschäftsführerin für Politik und Recht des Deutschen Brauer-Bunds meinte, Erwachsene in den Jugendschutz einzubeziehen, ginge zu weit. „Was wir brauchen, ist vor allem gute Aufklärung, um die Menschen zu überzeugen. Alkohol und Gesundheit, das ist kein Feld für noch mehr Regulierung.“
Der zweite Kulmbacher Bierrechtstag habe gezeigt, welcher enorme Handlungsdruck auf die Branche zukommt, fasste Lebensmittelrechtler Kai Purnhagen die Veranstaltung zusammen. „Umso wichtiger ist es, dass sich Wissenschaft, Politik und Praxis konstruktiv austauschen und in den Gesetzgebungsprozess einbringen. Nur so können sinnvolle Regeln geschaffen werden.“