Sollte tatsächlich einmal längere Zeit der Strom ausfallen, ist Wunsiedel schon jetzt relativ gut vorbereitet. Einige Aufgaben muss die Stadt allerdings noch erledigen.
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Dass angesichts der Energiekrise tatsächlich längere Zeit der Strom ausfällt, halten Experten zwar aktuell für unwahrscheinlich. Ausgeschlossen ist das Szenario aber nicht. „Im Fall der Fälle würden nicht nur die Elektrogeräte nicht mehr funktionieren, sondern auch die Heizungen. Zudem würde der Mobilfunk innerhalb kurzer Zeit zusammenbrechen“, so Lahovnik. Die Wunsiedler säßen demnach binnen Stunden in eiskalten Wohnungen und bekämen keine Informationen über die allgemeine Lage. „Umso wichtiger ist daher im Katastrophenfall eine sichere Anlaufstelle für unserer Bürger.“
Diese Anlaufstelle ist die Jean-Paul-Schule in der Egerstraße. Der unschlagbare Vorteil des geräumigen Gebäudes: Es wird mit Pellets beheizt, und von diesem Brennstoff gibt es in Wunsiedel riesige Mengen. „Wir müssen die Schule lediglich notstromfähig machen.“ Dazu seien einige kleinere Bauarbeiten notwendig, sodass die Jean-Paul-Schule derzeit noch nicht komplett als Krisen- und Zufluchtszentrum geeignet ist.
Sobald sie es ist, gibt es im Falle eines Blackouts hier alle notwendigen Informationen für die Wunsiedler. Auch eine medizinische Grundversorgung wäre für darauf angewiesene Patienten eingerichtet. Der „Leuchtturm Jean-Paul-Schule“, wie der Anlaufpunkt offiziell bezeichnet wird, öffnet, sobald der Strom auf breiter Ebene fünf bis sechs Stunden ausfällt.
Sollte dieser Fall bereits in wenigen Wochen eintreten, hat die Stadt schon jetzt mit der Dreifachturnhalle in der Jean-Paul-Schule einen alternativen, etwas kleineren Anlaufpunkt. Zumindest könnten sich all jene, die daheim ihre Wohnungen oder Häuser nicht mehr heizen können, hier aufwärmen. Die Führungsgruppen der Blaulicht-Organisationen und die Verantwortlichen der Stadt haben sich vor einiger Zeit getroffen und über den Blackout-Fall diskutiert. „Wir haben ein Konzept in der Schublade“, sagt Verwaltungsleiter Daniel Wolf. Jeder wisse Bescheid, wo die Rettungskräfte für die Einsätze zusammenkommen können. Alle Strukturen seien geklärt. Wichtig sei vor allem die Kommunikation. Nach schätzungsweise zwei bis drei Stunden wäre bei einem Blackout der Mobilfunk und mit ihm auch der Digitalfunk nicht mehr funktionstüchtig. „Die Geräte sind allerdings so konstruiert, dass damit auch herkömmlicher Funk möglich ist.“
Daniel Wolf und die technischen Experten gehen davon aus, dass die Wasserversorgung einige Tage lang funktionieren würde, „auch wenn natürlich für das Pumpen des Wassers in den Hochbehältern Strom notwendig ist“, Deshalb seien Stromaggregate notwendig. Davon gebe es ein größeres, das für die Jean-Paul-Schule geeignet sei, und ein kleineres für die Leitzentrale beim Energieversorger SWW. Dass die Stadt auf die Schnelle weitere Aggregate beschaffen könne, hält Bürgermeister Lahovnik für ausgeschlossen: „Der Markt ist derzeit leer, allein schon wegen des Ukrainekrieges.“
Stefan Frank (SPD) begrüßte das Konzept mit der Anlaufstelle Jean-Paul-Schule oder alternativ der Dreifachturnhalle, fragte sich aber, wie die Bürger davon erfahren. Er verwies daher auf Durchsagen der Feuerwehr im Stadtgebiet. Dies sei im Konzept mit enthalten, sagte Lahovnik. Mit dem Artikel in der Frankenpost und einem demnächst im Amtsblatt seien die Informationen schon mal gestreut, und viele Bürger wüssten Bescheid. Dennoch werde das nicht auf alle zutreffen, sodass hier die Feuerwehr ins Spiel komme. „Wir haben die Wehren vorsorglich angewiesen, immer darauf zu achten, dass die Fahrzeuge voll betankt sind. Auch werden wir einen Treibstoffvorrat anlegen.“
Ebenfalls anschaffen muss die Stadt noch einige Heizkanonen für die Wärmeversorgung der Dreifachturnhalle der Jean-Paul-Schule, damit diese tatsächlich als Wärmestube genutzt werden kann. Dies müsse daher kurzfristig geschehen. „Ich habe schon vor Kurzem mit der Rechtsaufsicht in Bay-
reuth gesprochen, die für die Investition Zustimmung signalisiert hat“, so Lahovnik. Der Stadtrat ermächtigte daher den Bürgermeister, für einen Betrag bis zu 35 000 Euro mobile Heizkanonen anzuschaffen. Beleuchtet wird die Halle im Krisenfall übrigens mit herkömmlichen Baustrahlern.