Blick in die Partnerstadt Bevölkerungszuwachs in La Mure

Gerhard Schützenmeier
Am 31. August 1931 wurde die überlebensgroße Reiterstatue Napoleons am Lac de Laffrey, einem der Gletscherseen der Matheysine, aufgestellt. Foto: /pr.

Die französische Partnerstadt von Marktredwitz blickt optimistisch in das neue Jahr. Bei allen Problemen kann man sich immer wieder über kleinere, aber richtungsweisende Erfolge freuen.

 
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Im Frühjahr 1997 wurde die Anthrazitmine von La Mure, die fast 200 Jahre lang Wirtschaftsmotor und wichtigster Arbeitgeber der Alpenregion gewesen war, stillgelegt.

Seither machen die Stadt und ihr Umland einen tiefgreifenden Strukturwandel durch. Wenngleich sich dieser langsamer vollzieht als erhofft, kann man erfreuliche Entwicklungen vermelden. So wurden 2023 der Wohnungsbau forciert, die Infrastruktur und der Dienstleistungssektor weiter ausgebaut. Dazu freut man sich über eine wachsende Gewerbe- und Handelsvielfalt. Von den umfangreichen Maßnahmen zur Instandsetzung, Verschönerung und barrierefreien Sanierung des historischen Stadtkerns überzeugte sich die Delegation aus Marktredwitz bei ihrem Besuch im Mai letzten Jahres. Dazu kommt die Erschließung zahlreicher kultureller Kleinodien und Naturschönheiten. Dank solcher Initiativen konnten gerade junge Leute und Familien an Ort und Stelle gehalten und sogar aus dem Ballungsraum Grenoble in die Matheysine gelockt werden. Dies belegen neue Bevölkerungszahlen. Demnach leben im Stadtgebiet von La Mure derzeit 5101 Bewohner. Zum Vergleich: vor zwei Jahren war man mit 4971 Einwohnern unter die Grenze von 5000 gefallen.

Napoleons Koffer

Die größten Hoffnungen setzt man nach wie vor in die Tourismusbranche. Im Informationsmagazin der Stadtverwaltung „Le Breuil“ informierte Bürgermeister Eric Bonnier, dass die Stadt zwei Schilder mit der Aufschrift „Commune de la Route Napoléon“ aufstellen durfte. Diese längst überfällige Entscheidung hatte die A.N.E.R.N getroffen. Dabei handelt es sich um einen landesweit aktiven Verein gewählter Volksvertreter, der sich die Förderung der touristischen Entwicklung und der Denkmalpflege in den Kommunen entlang der Napoleon-Route von 1815 zur Aufgabe gestellt hat. Nach seiner Flucht von der Verbannungsinsel Elba nächtigte Napoleon auch in La Mure. Im Musée Matheysin ist noch ein eisenbeschlagener Koffer zu sehen, den Napoleon dort zurück lies.

Wenige Kilometer von La Mure entfernt ereigneten sich die dramatischen Szenen auf der „Prairie de la rencontre“ bei Laffrey, von amtlicher Seite als „Schauplatz der Geschichte ersten Ranges“ ausgewiesen. Nun ist La Mure auch sichtbar eine von 42 Gemeinden, die für Geschichtsbewusste von Interesse sind. Zusätzlich zu den Hinweisschildern, die an den Ortseinfahrten aufgestellt wurden, hat die Stadt zwei überdimensionale „Totempfähle“ geordert, auf denen ein Bild Napoleons und der kaiserliche Adler (der Marsch ging auch als „Adlerflug“ in die Geschichte ein) eingraviert sind.

Bei Motorradfahrern beliebte Route

La Mure liegt an der Nationalstraße RN 85, die auf einer Länge von 340 Kilometern von Golfe-Juan nach Grenoble führt. Seit 1932 ist die vor allem bei Motorradfahrern beliebte, landschaftlich äußerst attraktive und abwechslungsreiche Strecke, heute weithin bekannt ist als Route Napoléon, Touristenattraktion und außergewöhnliches Kulturerbe. Nun erhoffen sich Handel und Gaststättengewerbe in La Mure und den Gemeinden des Plateaus von dieser willkommenen Werbung vermehrte Aufmerksamkeit und höhere Umsätze.

Die „Begegnung“ bei Laffrey

Napoleons Rückkeh
Nach seinem Exil auf der Insel Elba landete Napoleon Bonaparte am 1. März 1815 mit etwa 1100 Getreuen in Golfe-Juan, mit dem Ziel, die Herrschaft in Paris zurückzuerobern. Um das Risiko blutiger Zusammenstöße mit den Regierungstruppen zu vermeiden, wählte er die bergige Route über Sisteron, Gap und La Mure, wo ihm am 6. März ein triumphaler Empfang bereitet wurde. Am folgenden Tag erwartete die Truppe nördlich von La Mure das einzige Hindernis. Der Kommandant der 5. Armeedivision hatte den Befehl erhalten, Napoleon aufzuhalten. Bei Laffrey ging das Regiment in Stellung. Als sich die beiden Marschkolonnen einander näherten, befahl Napoleon seinen Grenadieren, die Waffen zu senken. Er ging auf die royalistische Truppe zu mit den Worten: „Soldaten der Fünften, ich bin euer Kaiser, erkennt ihr mich nicht?“ Dann öffnete seinen Mantel und rief: „Wenn unter euch ein Soldat ist, der seinen Kaiser töten möchte, hier bin ich!“ Daraufhin liefen die Königlichen mit dem Jubelschrei „Es lebe der Kaiser“ über. Am selben Abend erreichte die nunmehr kleine Armee Grenoble. Am 20. März begann Bonapartes Herrschaft der Hundert Tage.

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