Brunnenfest Wunsiedel im Ausnahmezustand

Peter Perzl

Das Brunnenfest stellt Rekorde auf. Es war garantiert das heißeste. Vielleicht kamen auch so viele Besucher wie noch nie in die Stadt.

 
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Ein heißer Sommertag mündet in eine magische Nacht: Das Wunsiedler Brunnenfest 2022 wird in jeder Hinsicht in positiver Erinnerung bleiben und wohl in die Annalen eingehen. Nach „zwei Light-Versionen“, wie ein sichtlich glücklicher Bürgermeister Nicolas Lahovnik auf einem bereits zu diesem frühen Zeitpunkt prall gefüllten Marktplatz in seiner mitreißenden Eröffnungsrede formulierte, freue er sich auf das erste großes Fest mit seiner „fantastischen Historie“ unter seiner Regentschaft. Es herrschte wahrlich Ausnahmezustand am Marktplatz, in der Breiten Gasse und am angrenzenden Gabelmannsplatz, wo kaum mehr ein freies Plätzchen zu ergattern war. Aber auch über die Maximilianstraße wälzten sich die Besuchermassen aus nah und fern. So werden wohl geschätzte 10 000 Leute, vielleicht auch mehr, unterwegs gewesen sein - mindestens aber so viele, wie der Ort Einwohner hat.

35 Brunnen sind geschmückt

Stets im Fokus: die 35 liebevoll und akribisch mit Blumen und Motiven geschmückten und in der gesamten Stadt verteilten Brunnen in der Sechsämterstadt. Förmlich zum Greifen: der Hunger auf Leichtigkeit und Lebensfreude bei Jung und Alt. Bereits nach kurzer Zeit hielt es keinen mehr auf den Sitzen. Es wurde ausgelassen getanzt, gesungen und geschunkelt, ob bei Live-Musik, den Stimmungshits zweier DJs oder härteren Klängen.

Entsprechend lange Schlangen bildeten sich vor den zahlreichen Verpflegungsstationen, wo nicht nur das Bier in Strömen floss. Der Gang dahin gestaltete sich mitunter zum Hindernislauf. Und als die Dämmerung über Wunsiedel hereingebrochen war und Spots und Nebelmaschinen die begehrtesten Ecken der Stadt in eine zauberhafte, mitunter mystische Atmosphäre tauchten, erreichte die Stimmung ihren Siedepunkt.

Versteckte Botschaften

Nur gut, dass es auch Kontraste und Orte der Besinnung, aber auch mit richtig wohltuender Kühle, gab, wie in der St. Veit-Kirche, die das Thema „Kraft zum Leben“ bei ihrer „Offenen Tür“ vertiefte. Dazu passten auch das Thema „Ukraine-Krieg“ und das Sehnen nach Frieden, dem sich das Team des Gymnasiums auf seinen Brunnen, dem vor der Schule und im Pausenhof, gewidmet hatte. Entsprechend versehen mit Botschaften und hunderten von manuell geformten Figuren, die eine Bevölkerung darstellen, der wenig bis gar nichts und vielleicht nur ihr Leben geblieben ist. Toll gemacht und mit viel Liebe zum Detail! Ernste Themen freilich auch, die dazu animieren sollten, darüber nachzudenken, wie gut es vielen trotz aller Einschränkungen immer noch geht.

Märchenbrunnen als Highlight

Zweifelsohne ein Brunnen-Highlight: der ungemein aufwendig gestaltete Märchenbrunnen am Koppetentor, der unter dem Motto „Trolle unter uns“ stand und sicher auch für einen Besuch des Familienstücks auf der Luisenburg animieren sollte. Auf alle Fälle ein echter Hingucker. Außergewöhnlich auch das deutsch-tschechische Projekt, den Brunnen am Gabelmannsplatz von tschechischen und deutschen Jugendlichen gemeinsam dekorieren zu lassen. Unterstützt vom JuKu-Mobil, Bürgerforum und der Kunstschule aus der Partnerstadt Ostrov.

Und es gäbe noch viele weitere Brunnen, die es verdient hätten, an dieser Stelle besonders erwähnt zu werden. Doch bei dieser Anzahl, die sich durch das gesamte Stadtgebiet zieht, ist das fast unmöglich.

Dass alles nur funktionieren kann, wenn Anwohner, Institutionen, Einrichtungen und Vereine an einem Strang ziehen, sei noch einmal extra betont. Genauso wie die wochenlange „besondere Organisation“ und Koordination durch Melanie Wehner-Engel.

Und so verdient das Brunnenfest 2022 in jeder Hinsicht den von Lahovnik frenetisch geforderten „donnernden Applaus“ – auch von unserer Seite.

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