Protest in Himmelkron Streit um Gewerbegebiet nimmt wieder Fahrt auf

Werner Reißaus
Der Protest gegen das geplante Gewerbegebiet in Himmelkron lebt wieder auf. Bürger machten ihrem Unmut vor der Gemeinderatssitzung am Dienstag Luft und verfolgten aufmerksam den Sitzungsverlauf. Foto: /Werner Reißaus

Zwei Firmen stellen sich dem Himmelkroner Gemeinderat vor. Sie wollen sich auf der möglichen neuen Gewerbefläche ansiedeln. Doch das birgt auch Sprengstoff.

 
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Himmelkron - Der Protest gegen das geplante weitere Gewerbegebiet in Himmelkron reißt auch nach dem Bürgerentscheid nicht ab. Nur ein Tagesordnungspunkt stand am Dienstag auf der Tagesordnung des Gemeinderats, der dürfte Gesprächsstoff für noch viele Sitzungen bieten. Knapp 20 Bürgern aus der Gemeinde verfolgten die Präsentation zweier Firmen. Doreen Woller aus Lanzendorf und Florian Friedel aus Bayreuth stellten ihre Planungen für eine Gewerbeansiedlung vor. Am Ende signalisierte das Gremium gegen die Stimmen von Wilhelmine Denk, Nicole Heydemann und Frank Günther (alle BZH) den beiden Firmen, dass bei einer Realisierung des Gewerbegebietes nördlich der B 303 grundsätzlich eine entsprechende Grundstücksfläche zugesichert wird.

Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) teilte zunächst mit, dass die Vorstellung der ersten Ergebnisse der Marchbarkeitsstudie für das geplante Gewerbegebiet von der Tagesordnung genommen werden musste, weil das beauftragte Büro noch nicht alle Ergebnisse einarbeiten konnte. Schneider ging auch kurz auf die Demo ein, die vor der Sitzung des Gemeinderates im Pausenhof der Grundschule Himmelkron stattfand: „Die Art und Weise hat mich befremdet, aber sie ist demokratisch legitimiert. Ich freue mich, dass sich mit Autoteile Woller und Juratherm Unternehmen vorstellen, die interessiert sind, sich im möglichen Gewerbegebiet niederzulassen.“ Das Thema Gewerbegebiet beschäftigt die Gemeinde schon seit vielen Jahren. Der Bürgermeister beschränkte sich darauf, stichpunktartig auf die Entwicklung seit dem Bürgerentscheid einzugehen, der knapp zugunsten des Gewerbegebiets ausgegangen ist. Es sei deutlich geworden, dass die Bürger zuerst eine Regelung für die Entschärfung der Verkehrsproblematik an der B 303 wollen.

Doreen Woller stellte das Unternehmen „Autoteile Woller“ vor, dass sie bereits mit ihrem Ehemann in Lanzendorf betreibt. Die Investitionskosten bezifferte Woller auf 1,56 Millionen Euro. Was die Arbeitsplätze angeht, sind vier Vollzeitplätze und mehrere Teilzeitarbeitsplätze geplant.

Florian Friedel stellte die Juratherm GmbH vor, ein Unternehmen in der innovativen Speichertechnik, dass 2001 von seinem Vater Gerhard Friedel in Bayreuth gegründet wurde. Für das starke Wachstum des Unternehmens sei der Bau von drei Hallen mit einer Fläche von rund 33 000 Quadratmetern geplant. Friedel: „Neben der Firmenzentrale der Juratherm sollen auch weitere Unternehmen, an denen ich beteiligt bin, die Räumlichkeiten nutzen. Es soll eine Art kleines Gründerzentrum entstehen mit Open Work Spaces und guter Vernetzung. Wir denken, dass wir so auch den innovativen Jungunternehmern ein Stück helfen können.“ Langfristig gehe es um rund 150 Arbeitsplätze. Die Investitionen werden sich um 20 bis 30 Millionen Euro bewegen.

Für die CSU-FWG Fraktion eröffnete Sebastian Herrmann die Aussprache: „Die Diskussionen um die Erweiterung des Gewerbegebietes laufen sehr kontrovers, mitunter durch die Gegner auch unsachlich, umso erfreulicher ist es für uns, dass beide Unternehmen dennoch an ihren Planungen am Standort Himmelkron festhalten.“ Himmelkron sei ein Premiumstandort. Die Ansiedlung auf der geplanten Fläche biete viel Perspektive für die Gemeinde. Die CSU/FWG stehe nicht für eine Politik der Angst, sondern dafür, dass Lösungen geschaffen werden. „Wir bezeichnen unsere Heimat nicht als Mülleimer der Nation, sondern setzen uns für sie ein. Wir spalten nicht die Gemeinschaft, sondern nehmen die Diskussion auf und suchen Kompromisse.“

Dritter Bürgermeister Peter Aßmann stellte fest, dass das Ergebnis des Bürgerentscheides mit der Weiterplanung des Gewerbegebietes Nord nach wie vor bindend ist. Beide Firmen würden gut nach Himmelkron passen.

Manuel Gumtow bezog für die Freien Wähler Stellung. Den beiden Unternehmen dankte er: „ Uns hat ihre Vorstellung sehr gut gefallen. Wir unterstützen die Ansiedlung.“ Die Verkehrserschließung des Gebietes könne mit dem geplanten Kreisel sichergestellt werden.

Wilhelmine Denk (BZH) räumte ein, dass die beiden Firmen aus ökologischer Sicht auch den Vorstellungen ihrer Fraktion entsprechen, nur sollte man für eine Ansiedlung Ausschau nach Randflächen im Gemeindebereich halten. Sollte das Gebiet bebaut werden stelle sich die Frage: „Wo kriegen die Bauern dann ihr Futter für die Tiere her?“

Sehr kritisch setzte sich Uwe Täuber (CSU) mit dem Flyer der BZH-Fraktion „Raubbau an der Natur“ auseinander und sprach von Bürgertäuschung, die seiner Meinung nach nicht zu übertreffen sei. Frank Günther gab für die Bürgerliste Zukunft Himmelkron zu verstehen, dass das Gewerbegebiet „Himmelkron Nord“ ein Wendepunkt für Himmelkron und die Gemeinde ökologisch überbelasten wird: „Noch weniger Flächen, die Regenwasser aufnehmen, geringere Neubildung von Grundwasser, mögliche Überschwemmungen, weniger Futterflächen für die Landwirtschaft, mehr LKW, mehr CO2, mehr Luftverschmutzung, mehr Logistik.“

Günther stellte auch die Frage, ob die Arbeitsplätze, die hier entstehen, nicht nur verlagert werden und gab zu bedenken, ob diese Arbeitsplätze „den langfristigen und irreparablen Schaden, den das Gewerbegebiet allen zufügt, aufwiegen“. Die Gemeinde Himmelkron hat nach Ansicht Günthers anderes verdient. Gestalten heiße nicht zubetonieren. „Die bestehenden Gewerbeflächen sind völlig ausreichend.“

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