„Chaos Descends“ Brachiale Musik – am Rand der Zivilisation

Uli John Roth (Ex-Scorpions). Foto:  

Eines der ungewöhnlichsten Rockfestivals findet nördlich von Hof statt. Einen Konzertabend im Swimming-Pool inklusive.

 
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Bemerkenswert in gleich mehreren Beziehungen ist ein Open-Air-Festival, dass ab diesem Donnerstag und bis zum Samstag in einem ehemaligen DDR-Kinderferienlager in Crispendorf bei Schleiz über die Bühne gehen wird: das „Chaos Descends“.

Interessante Bands des extremen Metal weltweit werden dort, zwischen tiefen Fichtenwäldern, am Ufer des Flüsschens Wisenta, ihre Kunst zum Besten geben – sowie Besucherinnen und Besucher aus halb Europa beglücken, die es sich zwischen dem ehemaligen Swimming-Pool und der noch immer funktionierenden Pionier-Eisenbahn für ein paar Tage auf dem Zeltplatz gemütlich machen wollen.

Einer der zahlreichen Höhepunkte wird ein Auftritt des Scorpions-Musikers Uli Jon Roth sein, der an diesem Samstag dort gastiert: Auf den Scorpions-Alben „In Trance“, „Virgin Killer“ und „Taken by Force“ komponierte Roth rund 50 Prozent der Songs, die er übrigens auch zum größten Teil selbst mit Lyrics versah und einsang. Nach der kultigen Live-Doppel-LP „Tokyo Tapes“ verließ er die Scorpions in Richtung Solokarriere. Nicht nur Metallicas Kirk Hammett zählt Roth zu seinen Vorbildern.

Janina Reinhard vom Veranstalter-Team des „Chaos Descends“ meint dazu: „Wir freuen uns sehr auf Uli Jon Roth, da wir die alten Scorpions-Scheiben mit Hits wie ,Sails of Charon’ oder ,In Trance’ lieben.“

Doch das wird nicht das einzige Highlight im dunklen Tannenwald an diesem Wochenende bleiben: Mit der Band Negative Plane aus New York City spielt in Crispendorf ein Überflieger des Black Metal zwei exklusive Shows in Deutschland: das neue Album „The Pact“ sowie ein Set mit alten Songs. Und mit Black Curse aus Denver/Colorado (Death/Black Metal) sowie Concrete Winds aus Helsinki (Death Metal/Grindcore) haben sich zwei Combos angekündigt, die in ihren Genres sämtliche Grenzen niederreißen und in Schutt und Asche legen.

Selbstverständlich war und ist das „Chaos Descends“-Festival auf der Höhe der Zeit: „Mit Fvnerals, Spirit Possession, Adorior und Messa haben wir geballte Frauenpower am Start“, weiß Janina Reinhard. „Und mit Parish Proto-Metal, mit Obnoxious Youth Speed Metal und zwischendrin gibt es sanftere Klänge von Grave Pleasures. Wir haben wie immer Wert darauf gelegt, uns nicht zu wiederholen und nicht nur tourende Bands abzugreifen, sondern ein Line-up zusammenzustellen, das uns auch selbst zusagt.“ Bereits an diesem Donnerstagabend steigt traditionell eine Auftakt-Show mit zwei Bands, die im aufgelassenen Swimming-Pool des Ex-Ferienlagers wüten: den österreichischen Raw-Black-Metallern Brand und Obnoxious Youth.

Natürlich hat auch das „Chaos Descends“ mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges zu kämpfen. „Der Ticketkauf hat erst in den letzten Wochen so richtig Fahrt aufgenommen – was uns als Veranstalter nun sehr erleichtert“, erklärt Reinhard. Sie verweist darauf, dass mangelnder Ticketvorverkauf weniger Planungssicherheit bedeutet – und das ist generell ein Problem seit Corona. Es mussten deshalb bereits einige Festivals abgesagt werden, so die Veranstalterin.

In Crispendorf werden für den Freitag und den Samstag Tagestickets erhältlich sein – selbstverständlich kann man auch ein Wochenendticket erwerben. Nur eines sollte man beachten, wenn man erst in Schleiz von der Autobahn abbiegt und dann, nach dem Örtchen Crispendorf, kilometerweit in den tiefen Wald hineinfährt: Handy-Empfang gibt’s dort eher weniger – qualitativ hochwertigen Metal dafür umso mehr.

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