Deutsch-Deutsches Museum Baubeginn in „Little Berlin“

Im einst geteilten Dorf Mödlareuth wird sich in diesem Jahr viel tun: Mit der Umgestaltung der Außenanlagen beginnt der Ausbau des Deutsch-Deutschen Museums.

 
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Mödlareuth - Mit der Umgestaltung der Außenanlagen des Deutsch-Deutschen Museums in Mödlareuth hat ein lange geplantes Projekt endlich seinen Anfang gefunden. Das Ziel: Die Geschichte der deutsch-deutschen Teilung soll noch greifbarer werden. Im Jahr 2025, so der Plan, wird ein Museumsneubau mit völlig neu konzipierter Dauerausstellung eröffnen. Die Modernisierung und Neukonzeptionierung des Außenbereichs ist vorher an der Reihe.

Bei einem Pressegespräch im Museum am Dienstagnachmittag haben die Verantwortlichen die Pläne für diesen ersten Abschnitt der Arbeiten konkretisiert. Neun Rednerinnen und Redner waren gekommen – schließlich sind an dem grenzüberschreitenden Projekt zahlreiche Akteure in Bayern und Thüringen, auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene beteiligt, finanziell und in verschiedenen Gremien. Insgesamt 30-köpfig sei das Planungsteam, berichtete Christine Schmölzer-Glier, Fachbereichsleiterin für Hochbau am Hofer Landratsamt. Elf Planungsbüros seien beauftragt.

Noch in diesem Monat sollen die Rodungsarbeiten für den Außenbereich abgeschlossen sein. Im November, hoffen die Verantwortlichen, wird die neu konzipierte Anlage in Betrieb gehen. Es geht dabei auch darum, den tatsächlichen Grenzverlauf im einst geteilten Dorf deutlicher darzustellen und von zusätzlichen Exponaten auf dem Gelände wie dem markanten Wachturm abzugrenzen, die erst nach der Wiedervereinigung im Zuge der Einrichtung des Museums ihren Weg dorthin gefunden haben. Letztere sollen in einem Bereich von 200 Metern insgesamt fünf Kilometer Grenzverlauf in gestauchter Form darstellen. Der Bereich, in dem sie sich befinden, wird 50 Zentimeter tiefer liegen als das Gelände darum herum. Mit der Geländemodellierung geht es im April los. Ab Juni entsteht hinter der Brücke, die von Richtung Dorfteich gen Ausstellungsgelände führt, ein kleiner Platz.

Den einstigen Standort der Mauer werden außerhalb des noch erhaltenen Mauerstücks weiße Kacheln kennzeichnen, die auf dem Boden durch das Gelände verlaufen. Eine durchlaufende Linie würde zu sehr das Trennende symbolisieren, erklärte der Hofer Landrat Oliver Bär. In Mödlareuth jedoch wolle man sich auf das Verbindende konzentrieren. An 14 Stationen auf dem Museumsgelände und im Dorf stellen Schautafeln – niedrig gehalten, um den Blick auf Exponate und Gebäude nicht zu verstellen – Informationen bereit.

Die bislang geschotterten Wege werden asphaltiert. Hiermit geht es im Juli weiter. Ihr neuer Verlauf knickt immer wieder leicht ab. Dabei habe man sich am Knick im erhaltenen Mauerstück orientiert, der sich später auch, so hat es der Architekt geplant, in der Gestaltung des Museumsneubaus wiederfinden soll, dessen Bau voraussichtlich im nächsten Jahr beginnt. Die Holzkonstruktionen der Brücken weichen solchen aus Edelstahl. Auch die Untere und Obere Mühle sollen in das Museumskonzept eingebunden werden – als „Orte der Freiheit“, wie Ludwig Unger sie nannte, der als Vertreter der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit im Museumsbeirat sitzt. An ihnen gelang es Menschen, dem SED-Regime zu entkommen. Der Bereich der Untern Mühle wird ab September erschlossen. Die Besucherführung durch das Außengelände soll den Besuchern einen Weg durch die Ausstellung anbieten, aber auch Freiräume für die individuelle Gestaltung des Rundgangs lassen.

Zudem möchte man im Zuge des Ausbaus auch den Besucherverkehr langfristig besser steuern. Etwa hierzu habe man die Bürger des Dorfes zu einem Gespräch ins Museum eingeladen, berichtete Töpens Bürgermeister Alexander Kätzel.

Das gesamte Vorhaben wird mindestens 15 Millionen Euro kosten. Angesichts der jüngsten Baupreissteigerungen wird diese Summe wohl noch einmal deutlich ansteigen. Die Kosten allein für den Außenbereich betragen 2,8 Millionen Euro.

Geld, das, den Worten der am Pressegespräch Beteiligten nach, gut investiert sein dürfte. Sie waren sich einig: Nirgendwo im Land zeigten sich die Auswirkungen der einstigen Teilung so deutlich wie im auch „Little Berlin“ genannten Mödlareuth. Ludwig Unger plädierte dafür, die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner, in der sich die Geschichte der DDR als solche spiegelt, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Denn Opfer seien nicht nur die gewesen, die etwa bei einem Fluchtversuch zu Schaden kamen – sondern auch jene, die im Grenzland lebten. Für sie sei vieles noch schwieriger gewesen als in anderen Teilen der DDR. Dass dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, dabei soll auch das neu gestaltete Museum helfen.

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