Unternehmen beklagen sich: Bei Digitalisierung gibt es viel aufzuholen - Oberfranken

Unternehmen beklagen sich Bei Digitalisierung gibt es viel aufzuholen

Christopher Michael 22.12.2022 - 15:40 Uhr

Die Unternehmen in Oberfranken klagen über langsames Internet. Darüber hinaus erhoffen sich die von der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken befragten Unternehmen mehr Hilfe beim Abrufen von Fördergeldern und der Verbesserung der IT-Sicherheit.

Jedes sechste Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth klagt über zu langsames Internet, das nicht dem tatsächlichen Bedarf entspricht, oder überhaupt keinen Breitbandzugang. Das geht aus der jüngsten Umfrage zur Digitalisierung der Kammer hervor. Dabei sind mangelndes oder langsames Internet nur zwei von vielen Herausforderungen, denen sich die Betriebe stellen müssen. „Aus Sicht der Unternehmen fehlt es oft an den richtigen Rahmenbedingungen für eine digitale Transformation“, stellt die IHK hierzu fest.

Ganz oben auf der Wunschliste der Unternehmer an die Politik stehen neben dem Ausbau der bereits angesprochenen Breitbandinfrastruktur, die 64 Prozent der Befragten forderten, ein besserer Zugang zu Fördermitteln und Unterstützung beim Vorantreiben der Informationssicherheit (jeweils 38 Prozent), um neue Geschäftsmodelle und innovative Technologien umsetzen zu können. Den Unternehmen fehlt es laut stellvertretendem IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm oft an klaren Rahmenbedingungen. Diese seien aber notwendig, um rechtliche Unsicherheiten zu minimieren und um mutiger bei der Einführung neuer digitaler Technologien zu werden.

Die Digitalisierung in den Unternehmen sei kein Selbstzweck, sondern diene dem Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit, wird Brehm in einer Mitteilung der Kammer zitiert. Flexibilisierung (85 Prozent), aber auch Potenziale zur Kostensenkung (46 Prozent), Kundenbindung (40 Prozent) und strategische Überlegungen (37 Prozent) seien aus Sicht der Unternehmen die Hauptgründe für das Vorantreiben der Digitalisierung. Für die kommenden drei Jahre setzen die Unternehmen laut IHK-Umfrage vor allem auf Investitionen in künstliche Intelligenz (33 Prozent), in Edge-Anwendungen (26 Prozent) und ins Internet der Dinge (23 Prozent).

Wie Peter Belina, Sprecher der Kammer, auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt, sind Maschinen dank oben genannter Edge-Anwendungen „dezentral in der Lage, Entscheidungen zu treffen, etwa bei der Qualitätssicherung“. Zum Beispiel erfassen Kameras während der Produktion, ob ein Produkt den Qualitätsstandards entspricht, und sortieren in Echtzeit alle Produkte aus, wo das nicht der Fall ist. Es brauche keinen Umweg über ein Rechenzentrum.

„Die Herausforderungen, denen sich die Unternehmen stellen müssen, sind vielschichtig“, macht Ralph Buus, Digitalisierungsreferent der IHK für Oberfranken, deutlich. „Neben Zeitmangel sind die Komplexität des Themas, Kosten und Aufwand, aber auch entstehende Abhängigkeiten die größten Herausforderungen seitens der Unternehmen für eine erfolgreiche Digitalisierung.“

Ein Viertel der Unternehmen sieht laut IHK-Erhebung auch eine große Herausforderung darin, dass die Mitarbeiter die Digitalisierung annehmen. „Gehen die Mitarbeiter den Weg nicht mit, lässt sich die Digitalisierung in einem Unternehmen nicht erfolgreich umsetzen“, betont Buus.

Eine „digitale Denkweise“ ist für 72 Prozent der Befragten eine wichtige Kompetenz von Führungskräften und Mitarbeitern, die weiterentwickelt werden müsse. Jeweils knapp die Hälfte der Unternehmen sehen außerdem bei der Datenkompetenz, beim Umgang mit digitalen Technologien und bei der IT-Sicherheit noch Luft nach oben.

Was das Thema Digitalisierung in Deutschland im Allgemeinen angeht, hängt die Bundesrepublik nach jüngsten Zahlen des Statistikdienstleisters Statista weit hinterher und befindet sich gerade mal im europäischen Mittelfeld. Spitzenreiter sind Finnland, Dänemark, die Niederlande und Schweden. Deutschland landet dagegen nur auf Rang 13. Leitartikel Seite 4