Soweit in groben Zügen das Konzept und der Stand des Wunsiedler Weges, der laut Krasser mittlerweile zu etwa 80 Prozent beschritten ist.
Aiwanger outet sich an jenem denkwürdigen Mittwochvormittag im Wirtschaftsministerium als großer Fan Wunsiedels. Klar, er lobt alle Preisträger und ist an allen Konzepten interessiert. Doch dann rutscht es ihm kurz hintereinander beim offiziellen Frage- und-Antwort-Gespräch auf der Bühne mit den Vertretern der übrigen Unternehmen oder Institute gleich zweimal heraus. „Dann müsst Ihr schauen, dass Ihr Euch mit Wunsiedel zusammentut“ und „Da wären die Wunsiedler die richtigen Partner für Euch“, sagt er im typischen niederbayerischen Aiwanger-Dialekt.
Für den Wirtschaftsminister ist Wunsiedel eine Art Schaufenster der Energiewende. „Es muss nicht jeder das Rad neu erfinden, wenn es in Wunsiedel ein gutes Modell für Kommunen, Energiegenossenschaften oder Stadtwerke gibt.“ Dem studierten Agraringenieur imponiert vor allem, dass sich die Wunsiedler nie beirren ließen. „Sie haben einfach gemacht, auch in einer Zeit, als es hieß, dies und das rechnet sich doch nicht.“
Wasserstoff-Thema nimmt Fahrt auf
Dass es sich rechnet, unabhängig von fossilen Brennstoffen und damit von anderen Ländern zu werden, zeigt sich angesichts der aktuellen Energiekrise immer deutlicher. Vor allem das Thema grüner Wasserstoff nimmt ungemein Fahrt auf. Damit haben selbst die Optimisten in Wunsiedel und bei Siemens nicht gerechnet, als sie vor Jahren auf das Edelgas als Energieträger der Zukunft setzten.
Das von Aiwanger angesprochene „Schaufenster Wunsiedel“ greift Bürgermeister Nicolas Lahovnik auf und erwähnt das Future-Energy-Lab mit einer interdisziplinären Forschung zu Fragen zur Energieversorgung, das in der Stadt entstehen wird. Parallel sei es das Ziel, bis in wenigen Jahren jedem Haushalt eine Alternative zum Gasanschluss in Form von Nahwärme oder Wasserstoff anbieten zu können. „Und in sechs Jahren könnten wir komplett unabhängig sein.“ Könnten deshalb, weil der Stadt unter anderem an der Netzstabilität gelegen ist.
Der Bayerische Energiepreis hat für die SWW vor allem einen symbolischen Wert, als Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Das Preisgeld in Höhe von 4000 Euro nimmt Krasser dennoch gerne für sein Unternehmen entgegen.
Erst vor wenigen Wochen war Krasser für die SWW einer der wenigen geladenen Gäste bei der 125-Jahr-Feier des Siemens-Konzerns in Berlin. Beim Festakt stand das Beispiel Wunsiedel mehrere Minuten im Mittelpunkt einer Präsentation. Da staunte sogar der Ehrengast: Bundeskanzler Olaf Scholz.