Erdähnlicher Planet Gliese-12b Ist dieser Exoplanet für Menschen bewohnbar?

Markus Brauer
Der 40 Lichtjahre entfernte Exoplanet Gliese-12b ist etwa so groß wie die Venus und könnte eine lebensfreundliche Umwelt aufweisen. Foto: © Nasa/JPL-Caltech/R. Hurt (Caltech-IPAC)/CC-/4.0

Forscher haben in "nur" 40 Lichtjahren Entfernung von der Erde einen erdähnlichen Planeten entdeckt. Das internationale Team ist überzeugt, eine der bislang vielversprechendsten Fährten zu einem potenziell bewohnbaren Exoplaneten zu verfolgen.

 
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Astronomen haben schon einige Exoplaneten in der Nähe unseres Sonnensystems entdeckt, darunter auch mehrere potenziell habitable – also bewohnbare – Gesteinsplaneten. Dazu gehören etwa die Supererde Proxima Centauri b um unseren nächsten Nachbarstern, einige der Erd-Zwillinge um den 40 Lichtjahre entfernten Zwergstern Trappist-1 oder der 31 Lichtjahre entfernte Planet Wolf 1069b.

Jetzt ist ein weiterer heißer Kandidat dazugekommen: Gliese-12b. Zwei internationale astronomische Teams haben diesen Exoplaneten in "nur" 40 Lichtjahren Entfernung von der Erde entdeckt. Der mithilfe der Nasa- und Esa-Weltraumteleskope TESS und CHEOPS aufgespürte Himmelskörper ist etwa so groß wie die Venus und umkreist einen kühlen Roten Zwergstern.

Ihre Studie ist im Fachmagazin „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ veröffentlicht.

Explaneten sichtbar zu machen ist schwierig

Erst seit gut zweieinhalb Jahrzehnten ist der Nachweis von immer mehr Exoplaneten – dass heißt Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, die über erdähnliche Bedingungen verfügen könnten – möglich.

Allerdings haben viele dieser „nahen“, potenziell erdähnlichen Welten einen Nachteil: Sie verraten sich nur durch kaum sichtbare Verschiebungen im Lichtspektrum ihres Sterns, ziehen aber von der Erde aus gesehen nicht direkt vor ihrem Stern vorüber. Dadurch können Astronomen sie nicht mit der sogenannten Transitmethode untersuchen, die mehr Aufschluss über ihre Atmosphäre geben könnte.

  • Info: Bei der Transitmethode muss sich der Planet einmal während der Umrundung des Sterns genau vor diesem befinden und eine halbe Umdrehung später genau hinter dem Stern. Gerade solche Analysen wären für die Suche nach einer Biosignatur und damit Spuren außerirdischen Lebens auf diesen Planeten wichtig.

Gesteinsplanet zwischen Venus und Erde

Umso interessanter ist Gliese-12b. Weil dieser Stern nur 27 Prozent der Sonnengröße und 60 Prozent ihrer Wärmeabstrahlung hat, liegt seine habitable Zone entsprechend nah am Stern.

Mögliche Größen von Gliese-12b im Vergleich zur Erde. Sein Aussehen hängt davon ab, ob er eine Atmosphäre besitzt oder nicht. Foto: © Nasa/JPL-Caltech/R. Hurt (Caltech-IPAC)/CC-by 4.0

Deswegen könnte dieser Exoplanet auch lebensfreundlich sein. Zwar umkreist der Venus-Zwilling (Exo-Venus) seinen Stern mit einer Umlaufzeit von 12,8 Tagen sehr nah. Er erhält aber nur 1,6-mal so viel Strahlung wie die Erde und nur rund 85 Prozent der Einstrahlung unserer Venus.

„Damit läge Gliese-12b in Bezug auf seinen Strahleneinfall zwischen Erde und Venus“, erklärt Shishir Dholakia von der University of Southern Queensland im australischen Toowoomba. „Er könnte daher ein wertvolles Bindeglied zwischen diesen beiden Planeten unseres Sonnensystems bilden.“

Potenziell lebensfreundlicher Planet

Der nahe Exoplanet könnte den bisherigen Untersuchungen zufolge lebensfreundlich sein. Die Astronomen schätzen die Durchschnittstemperatur von Gliese-12b auf rund 42 Grad. Das ist zwar deutlich wärmer als die irdischen 15 Grad, könnte aber noch mild genug sein, um flüssiges Wasser auf der Planetenoberfläche zu ermöglichen.

Ob das der Fall ist, hängt jedoch davon ab, ob diese Exo-Venus eine Atmosphäre besitzt oder nicht, wie die Astronomen hinzufügen. „Atmosphären fangen Wärme ein und können daher – je nach Typ – die Gleichgewichtstemperatur substanziell verändern“, erläutert Dholakia.

Temperatur liegt zwischen Erde und Venus

Bei der Venus in unserem Sonnensystem sorgte beispielsweise ein galoppierender Treibhauseffekt der Atmosphäre dafür, dass sie sich von einer einst lebensfreundlichen, wasserreichen Welt in eine unbewohnbare, trockene Hitzehölle verwandelte.

„Weil Gliese-12b in Bezug auf seine Temperatur zwischen Erde und Venus liegt, könnte seine Atmosphäre viel darüber verraten, wie sich die Habitabilität eines Planeten im Laufe der Zeit entwickeln kann“, erläutert Co-Erstautorin Larissa Palethorpe von der University of Edinburgh und dem University College London.

Perfekte Lage für astronomische Beobachtungen

Gliese-12b umkreist seinen Stern in dr Weise, dass er von der Erde aus gesehen direkt vor ihm vorüberzieht. Er ist bei diesem Transit daher gut zu beobachten. Die Astronomen sehen in dieser Exo-Venus den erdnächsten, mildtemperierten, erdgroßen und mittels Transit beobachtbaren Exoplaneten, den man bisher entdeckt hat.

„Gliese-12b repräsentiert eines der bisher besten Ziele, um zu untersuchen, ob erdgroße Planeten um kühle Zwergsterne ihre Atmosphären behalten können“, unterstreicht Dholakia.

„Wir kennen nur eine Handvoll erdähnlicher Planeten mit milden Temperaturen, die nahe genug sind und die die Kriterien für eine Transmissionsspektroskopie erfüllen“, ergänzt Koautor Michael McElwain vom Goddard Space Flight Center der Nasa. Gliese-12b sei der bisher nächstgelegene und vielversprechendste Kandidat.

Keine Strahlenduschen vom Mutterstern

Die neue Exo-Venus ist auch deswegen so spannend, weil ihr Mutterstern keine Anzeichen für starke Strahlenausbrüche zeigt, wie dies sonst bei Roten Zwergsternen häufig der Fall ist. Auch unser nächster Nachbarstern Proxima Centauri überzieht seine Planeten regelmäßig mit energiereichen Schüben todbringender UV-Strahlung.

Solche Strahlenduschen verringern die Chance auf lebensfreundliche Umweltbedingungen und damit die potenzielle Entwicklung von außerirdischem Leben . Umso interessanter, so das Fazit der Forscher, ist ein Exoplanet ohne solches „Störfeuer“.

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