Das spürt auch Henry Schramm. Im Gespräch mit Pascal Ostwald erfährt er von dessen Aufgaben, die Präzision und Verlässlichkeit erfordern. „Ich mag es, wenn ich feste Aufgaben habe,“ verrät der 24-Jährige aus Kulmbach. „Den Job gebe ich nicht mehr her!“
Zuvor hat er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung und später einem Supermarkt gearbeitet. Die Aufgaben haben ihn aber nicht genug gefordert. Er führt sein Leben weitestgehend selbstständig, wird durch die Diakonie Kulmbach in seiner eigenen Wohnung begleitet und fährt jeden Tag um 5 Uhr morgens mit dem Fahrrad zur Jugendwerkstatt. Zur Arbeit. Zur „ganz normalen“ Arbeit.
„Arbeit 4.0 all inclusive soll vor allem auch zeigen, dass eine Behinderung nicht standardisierbar ist“, erklärt Inklusionsfachkraft Malte Schwarzer. „Auch Menschen mit Behinderung haben ganz viele Fähigkeiten, die für Stellen auf dem Arbeitsmarkt sehr nützlich sind. Und es nicht zwangsläufig so, dass die Menschen besonders viel Zeit oder Fürsorge brauchen.“
Die Nachfrage an einem solchen Angebot als sogenannter „Anderer Leistungsanbieter“ ist groß: Seit vielen Jahren erhält die Diakonie Kulmbach Anfragen von Menschen mit Behinderung, ihren Angehörigen oder gesetzlichen Betreuern nach geeigneten Arbeitsplätzen in Firmen der regionalen Wirtschaft, in der Diakonie oder der Jugendwerkstatt.
Diese nun bedienen zu können, freut auch Dekan Friedrich Hohenberger als 1. Vorstand der Diakonie Kulmbach: „Im Bereich Inklusion hat sich in den letzten Jahren schon viel im Bewusstsein der Bevölkerung getan. Da wächst eine Generation heran, die Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft integrieren möchte!“
Das Bundesteilhabegesetz hat die rechtlichen Grundlagen für diese Alternative zur Beschäftigung in einer klassischen WfbM geschaffen. Der Bezirk Oberfranken unterstützt Arbeit 4.0 und war an der Konzeptentwicklung beteiligt. Zudem fördert er die Arbeit der Jugendwerkstatt im Rahmen der Eingliederungshilfe mit jährlich knapp 10 000 Euro pro Beschäftigtem. Im kommenden Jahr sind es bereits 50 000 Euro.