Ramadan und Fasten in den Weltreligionen Warum fasten gläubige Menschen?

Markus Brauer
Fasten ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg zur spirituellen Reinigung und Versicherung im Glauben. Foto: Imago/Zoonar

Fasten ist trendy: einfaches Leben, Konsumverzicht, weniger ist mehr. Beim religiösen Fasten geht es aber um mehr: Buße, Nähe zu Gott, Besinnung auf den Glauben und Suche nach den Quellen des Lebens.

 
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Nichts essen und nichts trinken, vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang – und das 30 Tage lang: Für weltweit rund 1,9 Milliarden Muslime beginnt am 10. März der Fastenmonat Ramadan. Meist treffen sich die Gläubigen nach Sonnenuntergang zum Iftar, dem Fastenbrechen, und zum nächtlichen Gebet in der Moschee. Familie und Freunde sitzen bis spät in der Nacht zusammen.

Der Blick auf die Fastenriten in den fünf großen Weltreligionen – Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus – zeigt die ethnologische, kulturelle und spirituelle Vielfalt des Fastens:

Christentum

Im Christentum beginnt die 40-tägige Fastenzeit (lateinisch: „Quadragesima“) am Aschermittwoch, an dem der Priester im Gottesdienst das Aschekreuz auf die Stirn der Gläubigen zeichnet. Foto: dpa
  • Reinigung: Der Nahrungsverzicht hatte ursprünglich keine Lifestyle-Komponente. Durch Enthaltsamkeit und Gebet soll der Mensch Buße für sein sündiges Leben tun und die Nähe zu Gott suchen. Fasten ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg zur spirituellen Reinigung und Versicherung im Glauben.
  • Fastenzeit: Im Christentum beginnt die 40-tägige Fastenzeit (lateinisch: „Quadragesima“) am Aschermittwoch, an dem der Priester im Gottesdienst das Aschekreuz auf die Stirn der Gläubigen zeichnet. Sie endet am 40. Tag, dem Gründonnerstag, an dem früher die Büßer wieder zum Empfang der Kommunion zugelassen wurden.

Islam

Während des Monats Ramadan sind Muslime verpflichtet von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang zu verzichten. Foto: dpa
  • Säulen des Glaubens: Die Einzigkeit Gottes und die Hingabe an seinen Willen sind zentraler Inhalt des Islam, der auf fünf Säulen ruht: Glaubensbekenntnis (Shahada), fünfmaliges täglich zu vollziehendes Gebet (Salat), Abgabe an die Armen (Zakat), Pilgerfahrt nach Mekka (Haddsch) und das religiöse Fasten im heiligen Monat Ramadan (Saum).
  • Verzicht: Während des Monats Ramadan sind Muslime verpflichtet von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang zu verzichten. Sie dürfen weder Speisen und Getränke zu sich nehmen noch rauchen. Daneben gibt es im Islam noch das Sühnefasten sowie einzelne Fastentage wie etwa Ashura, den zehnten Tag des ersten Monats im islamischen Kalender.

Judentum

Gläubige Juden folgen Gottes Ruf, indem sie sein ewiges Gesetz des Fastens und Ruhens am Versöhnungstag Jom Kippur befolgen. Foto: dpa
  • Jom Kippur: Gott Jahwe hat Israel nach jüdischem Glauben zu seinem auserwählten Volk bestimmt. Die Gläubigen folgen Gottes Ruf, indem sie sein ewiges Gesetz des Fastens und Ruhens am Versöhnungstag Jom Kippur befolgen.Jom Kippur (wörtlich: Tag der Sühne) ist der höchste Feiertag im Judentum. Er wird traditionell im September oder Oktober begangen. Zugleich ist er einzige jüdische Ruhe- und Fastentag, der in der Tora – den ersten fünf Büchern der hebräischen Bibel – erwähnt wird.

Buddhismus

Weder Völlerei noch völliger Verzicht um des Verzichtens willen werden von Buddhisten als sinnvoll erachtet. Foto: A/FP
  • Entsagung: Nach buddhistischer Vorstellung erlöst sich der Mensch selbst – durch Entsagung, Meditation, gute Werke- und Fasten. Um zu entsagen, verzichten Mönche und Nonnen täglich nach zwölf Uhr Mittags auf jegliche Nahrung. Zusätzlich gibt es noch monatliche Fastentage.
  • Meditation: Der Buddhismus ist eine religiöse Weltanschauung der Mitte. Er lehrt weder Extreme noch Selbstkasteiung. Weder Völlerei noch völliger Verzicht um des Verzichtens willen ist sinnvoll. Allerdings erleichtert weniger zu essen die Mediation und Versenkung. Mit vollem Bauch denkt es sich eben nicht nur langsamer

Hinduismus

Der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel richtet sich bei Hindus nach Familienbräuchen, den Vorgaben von Gurus und Sadhus (heilige Männer). Foto: dpa
  • Bräuche: Für gläubige Hindus ist das Fasten ein wesentlicher Bestandteil ihres Daseins. Der völlige oder zeitweise Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ist allerdings nicht generell wie im Islam geregelt, sondern richtet sich nach Familienbräuchen, den Vorgaben von Gurus und Sadhus (heilige Männer).
  • Veganismus: Viele Hindus leben vegan, was gemäß der hinduistischen Karma-Lehre als gute Tat gilt. Da jeder auch als Tier wieder geboren werden kann, ist es das höchste Gebot, alles Lebendige zu schonen.

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