Festival Mediaval Oberfranken feiert das doppelte Mittelalter

Christopher Michael und Sandra Hüttner

Das Festival Mediaval in Selb und das Jubiläumsburgfest in Lichtenberg locken Tausende Fans der Mittelalter-Szene in die Region. Lagerleben, Musik und Markttreiben entführen die Menschen in eine andere Welt.

 
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Gut 1000 Jahre umspannt die Zeit, die von der Geschichtswissenschaft gemeinhin als das Mittelalter bezeichnet wird. Vom ausgehenden fünften Jahrhundert rund um den Fall des Oströmischen Reiches bis hin zur Entdeckung Amerikas 1492 oder dem Beginn der Reformation 1517. Die Übergänge sind fließend. Dass es aber ein doppeltes Mittelalter gibt, und dass dieses keine 50 Kilometer voneinander entfernt liegt, das steht in keinem Lehrbuch.

Gleich zweifach haben Menschen eben dieses Mittelalter – oder besser gesagt: ihre Interpretation dieser Zeit – in Oberfranken an diesem Wochenende hochleben lassen. Während in Selb im Landkreis Wunsiedel Tausende Besucher nach zwei Jahren Zwangspause zurück auf den Goldberg pilgerten, um dort das Festival Mediaval zu feiern, luden die Lichtenberger im Landkreis Hof zum Jubiläumsburgfest ein.

Obwohl es mitunter nass zur Sache ging und strömender Regen auf die Besucher in Selb niederprasselte, ließen sich diese nicht unterkriegen. Anstelle Trübsal zu blasen oder über das Wetter zu schimpfen, feierten die Mittelalterfans auf dem Festival Mediaval einfach weiter. Zwar waren Regenponchos und Schirme nicht ganz stilecht, dafür blieben die Besucher darunter trocken. Und schließlich konnten sich die Besucher auf dem weitläufigen Gelände auch gut unter einem der Zelte oder Bäume unterstellen.

Regen prallt an guter Laune ab

„Sehr geil, sehr geil, sehr geil“, entgegnet daraufhin auch ein junger Besucher aus Österreich im Piratenoutfit auf die Frage, wie ihm das Festival denn bisher gefalle. Der Regen prallt an der guten Laune einfach ab. Und so mancher teilt sich eng umschlungen sogar den kleinen Ein-Personen-Regenschirm und tauscht Zärtlichkeiten aus, während die Musiker das Ihre dazu beitragen, die Stimmung hochzuhalten. „Es herrschte geniale Stimmung“, sagte Veranstalter Karlheinz „Bläcky“ Schwarz. „Selbst im Regen waren die Menschen happy, versammelten sich vor den Bühnen und verkrochen sich nicht etwa“, ergänzt er.

Das Festival Mediaval lebt neben seiner reichen Musiktradition, in der bislang kaum eine Größe der Szene nicht zum Zug gekommen wäre, vor allem von der Stimmung abseits der großen Bühnen: auf den Kleinkunstbühnen, auf dem Handwerkermarkt, im Lager, in allen kleinen Gassen und Winkeln des Goldberg-Geländes. Dort, wo die Lagerfeuer prasseln und sich die Menschen in Decken und Felle gehüllt Geschichten erzählen und sich in eine Zeit Hunderte Jahre entfernt zurückversetzen.

Tausende Besucher im Frankenwald

Nur wenige Dutzend Kilometer entfernt lud Lichtenberg zur mittlerweile 20. Auflage des dortigen Burgfestes ein. Allein am Samstagabend waren 3500 Besucher dem Ruf gefolgt. Am Sonntag sollen es nochmals mindestens ebenso viele gewesen sein. „Es passt wieder alles und wir sind sehr zufrieden, und nach zwei Jahren der Abstinenz genießen wir noch einmal mehr unser Burgfest“, schwärmte Stefan Eckardt, Vorsitzender der Burgfestfreunde im Gespräch mit unserer Zeitung.

Im Gegensatz zum Festival Mediaval tritt hier im Frankenwald die musikalische Komponente etwas in den Hintergrund, liegt der Fokus mehr auf regionalen Gruppen und dem Markttreiben rund um die Burg.

Ein Fest für Musiker aller Nationen

Für das nächste Festival Mediaval planen die Organisatoren eine Veranstaltung so international wie nie zuvor. Und anders als in diesem Jahr. „Es wird der Gegenpart zum harten Rock- und Metal-Special sein“, sagt Veranstalter Schwarz im Gespräch mit unserer Zeitung am Festivalsonntag. Unter dem Ober-Motto „Folk of the World“ sammeln die Veranstalter Musiker mit Wurzeln in den traditionellen Spielarten ihrer jeweiligen Länder, die etwa die Klänge Afrikas, der mongolischen Steppe, der Grünen Insel oder den Fjorden Skandinaviens nach Selb holen. Im Gegensatz zu den sonst üblichen drei Festivaltagen hängen sie da den Donnerstag als Zusatztag mit dran. „Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, 30 Folk-Bands aus 30 Folk-Richtungen zu präsentieren“, sagt Schwarz. 25 davon stehen jetzt bereits fest. Headliner für den Samstagabend wird Afro Celt Sound System aus London mit einem Schwerpunkt auf traditionellem irischen Folk und westafrikanischer Musik sein.

INFO: Weitere Bilder des Festival Mediaval sowie des Jubiläumsburgfestes in Lichtenberg finden Sie auf der Internetseite unserer Zeitung.

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