Fichtelgebirge Kommentar schlägt hohe Wellen

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Oberbürgermeister Oliver Weigel postet einen Beitrag auf Facebook, was er kurz darauf bereut. Er befürchtet, dass er zu unrecht in die rechte Ecke gedrängt wird.

 
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Marktredwitz - Wie Millionen anderer Menschen auch hat der Marktredwitzer Oberbürgermeister Oliver Weigel in der vergangenen Woche den Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Talk-Sendung "Anne Will" verfolgt. Während sich die Kanzlerin unter anderem klar gegen einen Aufnahmestopp von Flüchtlingen ausgesprochen hat, muss in Weigel der Ärger hochgekommen sein. So zumindest lassen sich Kommentare auf Facebook interpretieren, die das Stadtoberhaupt noch während der Sendung auf Facebook gepostet hat. "Schaue Anne Will - fassungslos", lautete der erste Eintrag. Wenig später heißt es "Ich kann's nicht glauben, unfassbar" und zum Schluss "Wer soll das bezahlen?"

Weigel hat auf seine Postings sofort enorm viel Zuspruch erhalten. Innerhalb kurzer Zeit lederten mehrere Kommentatoren gegen Angela Merkel und den weiteren Zuzug von Flüchtlingen nach Deutschland.

Es hat aber auch andere Reaktionen gegeben. So meldeten sich mehrere Leser bei der Frankenpost und zeigten sich verwundert über die emotionalen Reaktionen des Stadtoberhaupts. Ein Marktredwitzer, der namentlich nicht genannt werden will, hat Weigels Post via Facebook als "niveaulos" kommentiert. Auf Nachfrage der Frankenpost sagt er, dass er in dem sozialen Netzwerk den Oberbürgermeister aufgefordert habe, eine Erklärung abzugeben. "Herr Weigel ist ja nicht irgendwer, sondern eine honorige Person. Deshalb könnten seine Kommentare dazu beitragen, die Stimmung aufzuheizen. Wenn er am Stammtisch mal eine unbedachte Bemerkung loslässt, ist das seine Sache und geht niemanden etwas an. Aber in der digitalen Öffentlichkeit erwarte ich mir von ihm schon einen sachlicheren Ton."

In etwa dies schrieb der Bürger auf Weigels Facebook-Seite. Der Oberbürgermeister hat allerdings schon am Tag nachdem er sich auf Facebook geäußert hat, sowohl seinen Beitrag als auch den des Bürgers gelöscht.

Ganz aus der Welt ist die Angelegenheit offenbar dennoch nicht. Zumindest hat Weigel mittlerweile ein persönliches Gespräch mit dem Marktredwitzer Bürger vereinbart.

Zu einer Stellungnahme war der Oberbürgermeister gestern nicht zu erreichen. Er ließ von Pressesprecherin Claudia Hiergeist ausrichten, dass er die Facebook-Kommentare gelöscht habe, weil er befürchtet, dass sich diese falsche Kreise zunutze machen könnten. "Herr Weigel hat Bedenken, dass er damit in die rechte Ecke gedrängt werden könnte. Allerdings, und darauf legt er größten Wert, gehört er da in keinster Weise hin." Weigel kenne natürlich die Flüchtlingsproblematik und nehme sie extrem ernst. Er sehe aber auch die Kosten, die das Land zu tragen habe.

Wie Claudia Hiergeist betont, hat an jenem Abend Weigel als Privatperson den Kommentar veröffentlicht und nicht als Oberbürgermeister und Stadtoberhaupt von Marktredwitz. Damit der Facebook-Post nicht unermessliche und unpassende Diskussionen auslöst, habe er die Einträge umgehend gelöscht.

Der Marktredwitzer Bürger, der Weigel öffentlich via Facebook kritisiert hatte und dessen Beitrag ebenfalls gelöscht worden ist, war darüber zunächst sehr verärgert. Mittlerweile sieht er die Angelegenheit entspannter. "Ich wollte damit den Oberbürgermeister sicherlich nicht schaden. Es kann jeden einmal passieren, dass er etwas unbedacht äußert oder in Facebook veröffentlicht." Er sehe seinen Kommentar als "erzieherische Maßnahme", sagt er. "Aber mit einem persönlichen Gespräch, das natürlich der Öffentlichkeit nichts angehe, ist die Sache dann auch wieder erledigt."

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