Flüchtlinge 57 Ukrainer wohnen jetzt in der Jugendherberge

Tischtennisplatten in regem Gebrauch: die Jugendherberge Hof. Foto: /privat

Der jüngste Gast ist sechs Monate alt: Vorwiegend Frauen mit Kindern sind seit dem Wochenende in der Hofer Beethovenstraße eingezogen. Die meisten besitzen nur, was sie am Leib tragen – Sachspenden sind also herzlich willkommen. Nur bitte keine Waschmaschinen mehr.

 
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Am Sonntag und Montag haben sich die Zimmer der Hofer Jugendherberge gefüllt: 34 Menschen kamen mit dem Bus aus dem Ankerzentrum für Asylbewerber in Bamberg, der Rest ist mit privaten Autos hergebracht worden. „Vorwiegend sind Frauen mit Kindern hier, das jüngste sechs Monate alt – Männer haben wir nur vier oder fünf, die mit ihrer Familie ausreisen durften“, sagt Herbergsleiter Rudolf Gulau. „Wir haben es geschafft, dass jede Familie ein Zimmer für sich hat, dass sich also keine fremden Menschen Schlafräume teilen müssen.“ Jetzt beginnt das große Ausstatten.

„80 Prozent der Menschen besitzen nichts außer das, was sie am Leib tragen. Sie fragen nach Schlafanzügen, Schlappen, Wechselklamotten im Allgemeinen.“ Und für alles, was Duschgel, Zahnpasta, Badetücher, Unterwäsche und Co. betrifft, wird die Jugendherberge gerade zum Umschlagplatz: „Die Hofer bringen uns unfassbar viele Dinge vorbei – und das ist großartig und vor allem sehr dringend benötigt. Die Leute hier haben wirklich nichts.“ So sei man dankbar für alles, was man gespendet bekomme, gerade für Kleidung oder Hygieneartikel. Denn die meisten der Neuankömmlinge könnten sich nicht mal einen Kaugummi kaufen.

Das ukrainische Geld, das sie bei sich tragen, könne kaum bis gar nicht umgetauscht werden hierzulande. In Sachen Ernährung zumindest sind die Menschen allerdings gut versorgt: „Sie bekommen bei uns Frühstück, Mittag- und Abendessen, und Obst und Getränke stehen sowieso immer bereit“, erklärt Rudolf Gulau. Die Herberge sei ja gerade auf diese Art von Gästen ausgelegt – und man habe auch darauf verzichtet, die Zimmer komplett voll zu machen. „Die Leute sollen erst einmal unter sich sein und zur Ruhe kommen können.“ Die Kinder spielten Volleyball im Garten oder nutzen Kicker, Tischtennisplatte und Co. im Keller – sie sind nun erst einmal in Sicherheit. Wie es dann weitergeht für die einzelnen Menschen, wird sich zeigen: Wie berichtet, tagen am Freitag das bayerische Kultusministerium und die Schulämter zum Thema Schulunterricht, die Stadt Hof hat eine Arbeitsgruppe für die Kinderbetreuung von jüngeren Flüchtlingen eingerichtet. Was Rudolf Gulau – er spricht Russisch, kann sich also gut verständigen mit den Gästen – auffällt: „Die Menschen sind so dankbar, sie bedanken sich so herzlich für die viele Hilfsbereitschaft.“ Da sei er selbst völlig überwältigt davon, was die Hofer den Menschen zuteil werden lassen: „Hier kommen permanent Hofer, die etwas vorbeibringen. Und wir konnten bisher immer alles direkt an die Leute weitergeben – weggeworfen oder aufgehoben haben wir noch nichts.“ Nur in einer Sache bittet er, nicht mehr aktiv zu werden: Am Montag hatte die Frankenpost berichtet, dass sich die Jugendherberge möglicherweise noch eine Waschmaschine anschaffen müsse für so viele Menschen. Bis Dienstagmittag hatte sie vier gute Geräte geschenkt bekommen, sie sind bereits angeschlossen.

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