Frankenwald Brückengegner warnen vor Fass ohne Boden

Der Aussichtspunkt "König-David" im Höllental bei Naila lockt viele Gäste. Noch mehr sollen zwei riesige Hängebrücken ins Höllental ziehen. Quelle: Unbekannt

Ausufernde Kosten sieht die Initiative Höllental auf die Kommunen zukommen. In einem Brief an den Landrat und Kreistag machen sie auch ökologische Bedenken geltend.

 
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Frankenwald - Mit deutlich höheren Kosten als bislang für das Projekt Frankenwald-Brücken rechnet die "Initiative Höllental". Der Hofer Kreistag solle nun die Reißlinie ziehen. "Das Gesamtprojekt dürfte sich inzwischen auf eine Summe von 30 Millionen Euro zubewegen." Das schreibt die Initiative an Landrat Dr. Oliver Bär und an den Kreistag. Der Hintergrund: Das Gremium will in seiner Sitzung am Montag über die neuen Brücken-Pläne abstimmen.

Thema im Kreistag

Wer sich für die Frankenwaldbrücken interessiert, sollte am Montag, 3. Juni, die öffentliche Kreistagssitzung im Landratsamt besuchen. Auf der Tagesordnung steht ein "Sachstandsbericht und Entscheidung zum weiteren Vorgehen". Beginn ist um 14 Uhr.

350 Menschen haben den Brief laut der Initiative, die 1700 Menschen hinter sich wisse, unterschrieben. Die Kritiker der Brückenpläne warnen darin vor "ausufernden Kosten". Auf den Landkreis Hof und damit auch dessen Gemeinden würden aufgrund der "absehbaren Kostenexplosion und der sehr fraglichen Bezuschussung" Kosten in zweistelliger Millionenhöhe zukommen. "Aufgrund der Erfahrungen mit anderen Brücken ist bekannt, dass diese weit überwiegend von Tagesausflüglern bei schönem Wetter besucht werden. Es entstünden weder Dauerarbeitsplätze, noch fördere dies eine nachhaltige Tourismusinfrastruktur.

Bei der Zustimmung des Kreistags am 21. Juli 2017 sei zur Fortsetzung der Planungen betont worden, dass das Projekt jederzeit gestoppt werden könnte. Zwischenzeitlich hätten sich die damals vorgestellten Planungen und Rahmendaten stark verändert. Der wirtschaftliche Nutzen sei angesichts der zu erwartenden Höhe der Investitionssumme gering, aber der ökologische Schaden groß.

"Es liegt in Ihrer Verantwortung, die kommunalen Haushalte vor den ausufernden Kosten dieses Projekts zu schützen. Das Naturschutzgebiet Höllental und viele Bürger werden es Ihnen danken!", heißt es in dem Brief. Die Vertreter der Initiative zitieren auch die Frankenpost vom 20. April 2019. Dort war zu lesen, dass sich die Pläne sowohl für die Fußgängerhängebrücke im Höllental als auch für die Lohbachtalbrücke erheblich geändert haben.

Bereits in einem Brief aus dem Juni 2017 hätten die Brückengegner darauf aufmerksam gemacht, dass die Höllentalbrücke den Festlegungen und Zielsetzungen des Naturschutz- und Natura 2000 (FFH)-Gebiets widerspreche. Dies bereite nun erhebliche Schwierigkeiten. Statt der ursprünglich vorgesehenen Länge von 720 Metern werde inzwischen von über 1000 Metern gesprochen.

Weiter heißt es: "Ähnliche Probleme gibt es mit der unter Denkmalschutz stehenden Burgruine in Lichtenberg. War zunächst eine direkte Verbindung der Lohbachtalbrücke mit den Burganlagen geplant, soll die Aufhängung nun außerhalb und unterhalb der Burgmauern erfolgen." Dies werde weitere Erschließungsmaßnahmen nach sich ziehen, da die Lohbachtalbrücke barrierefrei ausgeführt werden soll.

Dass diese Änderungen massive finanzielle Auswirkungen haben, liegt auf der Hand. Bisher seien für das Gesamtprojekt Kosten von zehn bis zwölf Millionen Euro genannt. In Wuppertal seien für eine 700 Meter lange Brücke 15 Millionen Euro angesetzt worden. Da die Kosten mit zunehmender Länge exponentiell stiegen, rechnet die Initiative für die Höllentalbrücke mit einer Summe bis zu 30 Millionen Euro. "Es gibt starke Anzeichen, dass das Finanzvolumen auch dieses Projekts außer Kontrolle zu geraten droht. Stuttgart 21 und Flughafen Berlin sind die prominentesten abschreckenden Beispiele. Laut Mitteilung des bayerischen Wirtschaftsministeriums gebe es keine verbindliche Förderzusage, sondern nur ein Signal für eine finanzielle Unterstützung, wobei das Ministerium noch von zehn bis zwölf Millionen Euro ausgeht.

Auch wenn es mit sehr großem finanziellem Aufwand gelingen sollte, die naturschutzrechtlichen Vorgaben formal einzuhalten, werde es allein durch die zu erwartenden mehreren Hunderttausend Besucher pro Jahr zu einer erheblichen Schädigung des Schutzgebiets kommen. Dazu schreibt die Initiative: "Die Belastungen durch zunehmende Besucherzahlen nach der Grenzöffnung waren aber die Ursache für die Ausweitung des Naturschutzgebiets und der Stilllegung vieler Wanderwege im Höllental." Angesichts des Erfolgs des Volksbegehrens zur Verbesserung des Natur- und Artenschutzes, das laut Staatsregierung unverändert vom Landtag übernommen werden soll, erscheine das Vorhaben der Höllentalbrücke inzwischen äußerst fragwürdig.

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