Geflügelpest im Landkreis Kulmbach Sperrbezirk rund um Waldau

Schilder wie diese werden derzeit in einem Umkreis von drei Kilometern um Waldau aufgestellt. In einem kleinen Stall ist unter Enten und Gänsen die Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, ausgebrochen. Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Enten und Gänse in einem kleinen Stall haben sich mit der gefährlichen Tierseuche infiziert. Von Vorsichtsmaßnahmen sind nun mehr als 400 Geflügelhalter im Umkreis betroffen.

 
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Neudrossenfeld/Waldau - Jetzt ist nur wenige Tage, nachdem das Veterinäramt für den gesamten Landkreis Kulmbach (wie berichtet) die Stallpflicht für Geflügel verfügt hatte, der Ernstfall eingetreten: In einem Geflügelbestand in Waldau ist die Vogelpest ausgebrochen. Die vier Gänse und fünf Enten, die in dem kleinen Stall gehalten worden waren, sind an der Krankheit verendet beziehungsweise wurden inzwischen gekeult.

In einem Radius von drei Kilometern rund um Waldau wird nun ein Sperrbezirk eingerichtet. Der Umkreis von zehn Kilometern gilt von Mittwoch an als Beobachtungsgebiet. Betroffen davon sind aufgrund der Lage von Waldau auch Teile des Bayreuther Landkreises und des Stadtgebiets von Bayreuth, wie der Leiter des Kulmbacher Veterinäramts, Dr. Andreas Koller am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung sagte.

Es hatte sich angebahnt: Nach dem Fund eines toten Schwans im Thurnauer Schlossweiher  und diversen weiteren betroffenen Wildvögeln in Nachbarkreisen hatten sich alle oberfränkischen Veterinäre geeinigt, Stallpflicht für alle Geflügelhaltungen zu verhängen, um zu verhindern, dass der tödliche Erreger auch in Nutztierhaltungen eindringt.

Doch zumindest für einen kleinen Stall in Waldau kam die Verfügung zu spät. Bereits am vergangenen Dienstag sei die Meldung eingegangen, dass vier Gänse verendet seien, eine Ente habe Krankheitsanzeichen aufgewiesen. Aufgrund der Beschreibung des Krankheitsverlaufs habe das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL ) offiziell einen Verdachtsfall bestätigt. Daraufhin seien am Freitag die noch lebenden Tiere aus dem Waldauer Bestand gekeult und der gesamte Stall desinfiziert worden, informiert der Amtstierarzt. Zugleich seien die Tiere auch ans Friedrich-Löffler-Institut zur Untersuchung eingesandt worden.

Die Bestätigung kam am Montagmorgen um 9.30 Uhr: Die Enten und Gänse waren tatsächlich infiziert. Damit war der Fall eines Ausbruchs gegeben. Zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen greifen jetzt, die der Gesetzgeber für einen solchen Fall vorsieht. Am Landratsamt wurde bereits am Montag eine weitere Allgemeinverfügung erlassen, die die genauen Sperrgebietsverläufe und auch die Beobachtungszonen ausweist. Die Verfügung gilt von Mittwoch an, nachdem sie umgehend bekanntgemacht worden ist.

Auf das Veterinäramt kommt nun eine Menge Arbeit zu. 90 Betriebe, in denen Geflügel gehalten wird, sind den Amtstierärzten innerhalb des Sperrbezirks bekannt. Überall, wo Enten gehalten werden, müssen Proben gezogen werden. Bei Hühnerställen genügt es, wenn die Veterinäre den Bestand anschauen. 22 der Betriebe haben die Amtstierärzte bereits besucht. Die restlichen Ställe sollen nun ebenfalls schnellstmöglich aufgesucht werden. Rund 5000 Tiere in diesem drei Kilometer-Radius sind betroffen.

Im Beobachtungsgebiet mit einem Radius von zehn Kilometern werden nun alle 320 bekannten Halter vom Veterinäramt angeschrieben und gebeten, einen Fragebogen auszufüllen und zurückzusenden, erklärt Andreas Koller. Die Zahl von rund 15 .000 Hühnern, Enten, Gänsen, Puten und sonstigem Geflügel sind den Behörden in dieser Zone bekannt. In beiden Zonen gilt ein Verbringungsverbot für Geflügel

Der Landkreis wird schnellstmöglich an der äußeren Grenze der drei Kilometer-Zone Schilder aufstellen, die auf die Situation hinweisen.

Wer tote Wildvögel, besonders Wasser- und Greifvögel findet, wird gebeten, die Tiere nicht zu berühren und auch nicht zu bewegen und das Veterinäramt zu verständigen.

Verdachtsfall am Schlossweiher bestätigt

Thurnau hat den Schwan als Wappentier. Einer der stolzen Vögel auf dem Schlossweiher ist an der Geflügelpest gestorben.

Thurnau - Der Verdachtsfall hat sich bestätigt. Der Schwan, der in der vergangenen Woche tot auf dem Wasser des Thurnauer Schlossweihers entdeckt worden war, ist tatsächlich an der Geflügelpest gestorben. Das hat eine Untersuchung des Tiers im Friedrich-Löffler-Institut ergeben.  Bislang sind die vier anderen Schwäne, die auf dem Schlossweiher ihr Zuhause haben, noch nicht betroffen.

Vorsorglich habe die Gemeinde aber die beide Tiere, die besonders eng mit ihrem infizierten Genossen zusammen waren, separiert, sagt Bürgermeister Martin Bernreuther. In der Gemeinde hofft man nun, dass die anderen Schwäne glimpflich davonkommen. Mehr kann für die Schwäne nicht getan werden.

Die Haltung der Schwäne auf dem Schlossweiher ist nicht so einfach.  Schwäne sind Wildvögel, die gern auch mal weiterziehen, wenn sie ausgewachsen und flugreif  geworden sind. In früheren Jahren  wurden auch in Thurnau den Schwänen die Flügel gestutzt, um zu verhindern, dass sie den Weiher verlassen.

Doch das, betont der Bürgermeister, entspreche in keiner Weise mehr dem, was die heutigen Regeln des Tierschutzes angeht. Schon lang geht natürlich in Thurnau niemand mehr den Schwänen ans Gefieder. Das laut Bürgermeister Bernreuther immer wieder zur Folge, dass die Schwäne einfach fortfliegen.

In früheren Jahren wurden die Höckerschwäne, die in erwachsenem Alter eine Flügelspannweite von 2,40 Meter erreichen, immer wieder eingefangen, wenn sie zum Beispiel nach Berndorf „umgezogen“ waren. Doch das ist, wie der Bürgermeister berichtet, eine sehr aufwendige Angelegenheit und eigentlich auch nicht im Sinn der Tiere.

Und als die Schwäne vor einigen Jahren bis auf einen gleich alle weitergezogen und in der Umgebung nicht wieder auffindbar waren, hatte die Gemeinde sogar aus Erfurt zwei Tiere „eingeflogen“.
Es ist ein Spagat, vor dem die Gemeinde steht. Auf der einen Seite haben die Schwäne auf dem Schlossweiher eine große Tradition. Viele Thurnauer, aber auch Besucher des Orts, genießen den Anblick der  prächtigen Tiere, die auf dem Weiher vor der Kulisse des Schlosses ihre Runden ziehen. Eltern besuchen die Schwäne mit ihren Kindern und bringen Futter mit.

Nun hat die Geflügelpest einem der Tiere das Leben gekostet. Ein Bauhofmitarbeiter hat den toten Schwan aus dem Wasser geholt und ins Veterinäramt nach Kulmbach gebracht. Man wusste um die Gefährdung durch die tödliche Infektionskrankheit.

In Thurnau fragt sich der Bürgermeister, ob die Schwäne auf Dauer auf dem Schlossweiher zu halten sind. Man habe inzwischen, weil auch das gefordert wird, einen Unterschlupf gebaut. Aber  das mache die Tiere längst nicht standorttreu. „Die Tiere ziehen weiter“, weiß der Bürgermeister. Dann wurden bislang neue Schwände beschafft. „Aber man muss überlegen, ob man das auf Dauer machen kann.“  

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