Gewalt in Familien Kinderschutz-Zentrum startet Aktion

Kinder sind durch Gewalt in Familien besonders gefährdet. Foto: piabay

Kinder leiden besonders unter Gewalt in Familien. Das Kinderschutz-Zentrum hat deshalb eine Aktion gestartet, um Betroffene zu unterstützen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Es ist still. Zu still. Eigentlich sollten Marias (Name geändert) Ohren die Stille nach der Auseinandersetzung gerade wohltun. Aber die Stille macht einsam. Einsam mit dem, was sie gerade gesehen und gehört hat. Worüber niemals jemand spricht. Man sieht und hört sie selten, doch sie ist da: Partnerschaftsgewalt belastet Familien und insbesondere Kinder, auch in Kulmbach, Bayreuth, Hof oder einfach überall.

Kinder werden Zeugen der Gewalt

Partnerschaftsgewalt in verschiedensten Formen betrifft nicht nur Eltern, sondern mindestens ebenso die Kinder. Das ist auch in Kulmbach und überall so. Deshalb beteiligt sich das Kinderschutz-Zentrum der Geschwister-Gummi-Stiftung an der Aktionswoche „Gemeinsam gegen Partnerschaftsgewalt und die Auswirkungen auf die betroffenen Kinder“ der Kinderschutz-Zentren. „Jeder glaubt, dass die Kinder von all dem nichts mitbekommen“, weiß Andrea Krüger, Bereichsleiterin „Ambulante Hilfen“. „Aber das ist nicht so.“

Von den Schlägen und Tritten, von den Demütigungen und Drohungen oder anderen Handlungen werden Kinder in vielen Fällen Zeugen. Kinder können von ihren Versuchen berichten, die Gewaltaktionen zu beenden, oder von ihren Verstecken, in denen sie Schutz suchten und dennoch alles hörten oder spürten. Gesprochen wird über das Erlebte selten, oftmals werden vorsichtige Vorstöße dementiert: „Ach, das war doch gar nicht schlimm. Das passiert nicht wieder. Oder „Der Papa würde so etwas doch nie machen“, berichtet Andrea Krüger. Für die Kinder bringt das noch mehr Verwirrung mit sich. Sie haben Angst, sind wütend oder verzweifelt, fühlen sich ohnmächtig und hilflos, schuldig und alleingelassen. Das alles führt zu Beeinträchtigungen in ihrer Entwicklung und kann auch langfristige Folgen haben.

Mit dem Thema der Partnerschaftsgewalt haben die Mitarbeiter des Fachbereichs Familie und Erziehung der Geschwister-Gummi-Stiftung immer wieder zu tun. Häufig erleben die Fachkräfte, dass Eltern annehmen, ihre Kinder würden von den Auseinandersetzungen nichts mitbekommen. Die Eltern glauben, Gewalt läuft versteckt und eher im Verborgenen ab, wenn Kinder schlafen oder nicht zu Hause sind.

Gefahr für die Entwicklung

Tatsächlich hören, sehen und spüren Kinder jedoch sehr gut, was zwischen den Eltern vor sich geht und erleben die Partnerschaftsgewalt nicht selten hautnah mit. Das belastet die betroffenen Kinder und kann sich negativ auf ihrer Entwicklung auswirken. Die meisten Kinder trauen sich nicht, diese Problematik anzusprechen. Sie fühlen sich mitschuldig, schämen sich oder haben Sorge und Ängste, was passieren könnte, wenn sie sich einer Vertrauensperson wie beispielsweise der Klassenlehrer anvertrauen.

Partnerschaftsgewalt kommt in allen gesellschaftlichen Schichten und ethnischen Zugehörigkeiten vor und betrifft sowohl Frauen als auch Männer. In akuten Gefahrensituationen bietet die Polizei Hilfe. Sie ist gesetzlich dazu verpflichtet, auf einen Notruf hin sofort zu kommen. Sie wird diesen Einsatz dokumentieren und diese Aufzeichnungen auf Anfrage den Gerichten (Strafgerichte und Zivilgerichte) übermitteln. Wenn eine strafbare Handlung, wie zum Beispiel eine Körperverletzung, Nötigung, Vergewaltigung oder Freiheitsentziehung, vorliegt, muss die Polizei eine Anzeige aufnehmen.

Beratungstag soll Betroffenen helfen

Doch oftmals verhindern Scham und Ohnmacht der Betroffenen solche Maßnahmen. Ein Beratungstag des Kinderschutz-Zentrums am Freitag, 22. Oktober, am Schießgraben 7 in Kulmbach soll helfen: Von 9 bis 14 Uhr können hier Betroffene Rat und Zuspruch vertraulich und auch anonym erhalten. Eine telefonische Beratung unter 09221 / 82 82 82 ist ebenfalls möglich. Die Fachkräfte können einfühlsam auf die individuelle Situation und Bedürfnisse der Betroffenen eingehen. Bei dieser Veranstaltung gilt die 3G-Regel. Teilnehmende werden gebeten, entsprechende Nachweise bereit zu halten. red

Autor

Bilder