Mit großem Eifer hackten und gruben sie nun Tag für Tag, bis ihnen jeweils fast die Lampe erlosch. Bis nahe unter den Gipfel hatten sie den Stollen schon vorgetrieben, als eines Tages urplötzlich ein kleines graues Männlein vor ihnen stand, das einen haarigen Mantel trug. Erschrocken hielten die Bergleute inne, schauten das Männlein mit großen Augen an und fragten, was es denn wolle. Das Männlein antwortete: „Leut` hört auf zu grobn! So viel Hoar ich o mein Mantl hob, so viel Joahr wird ihr ka Gold mehr finna!“ Sogleich war das Männlein verschwunden. Den Worten aber mochten die Männer nicht glauben. Unentwegt gruben sie weiter, fanden aber kein Körnchen Gold mehr. Entmutigt gaben sie eines Tages auf: „Gescheiter wär`s gewen, mir hättn gleich auf`s graue Männla ghört!“
Blut- und Halsgericht
Wo der idyllische Goldbergsee heute die Badegäste in Scharen anlockt, wurde früher manches Stück grausiger Ortsgeschichte geschrieben. Im 14. Jahrhundert war Marktschorgast Sitz eines Blut- und Halsgerichts. Der Galgen soll hier in der Nähe des Sees gestanden haben.
Später schufteten am Goldberg zahlreiche Arbeiter im Schweiße ihres Angesichts. Die Bayerische Basaltbausteingesellschaft unterhielt dort von 1898 bis 1908 einen Steinbruch. Im Jahr 1909 hat ihn die Gemeinde Marktschorgast übernommen. Das Jahr 1912 brachte schließlich das Aus für die Anlage. Nach einer Sprengung stürzten plötzlich große Wassermassen aus dem Felsgestein hervor, sodass der Steinbruch innerhalb kurzer Zeit überflutet war. Während sich die Arbeiter noch in Sicherheit bringen konnten, sollen ihr komplettes Handwerkszeug und die Schmalspurgleise samt Roll- und Kippwagen im Steinbruch geblieben sein. Auch eine Kiste mit 25 Flaschen Bier haben die Wassermassen angeblich unter sich begraben.
Zehn Jahre später wurde der mit Wasser gefüllte Steinbruch bereits als Badesee genutzt. In der von 1927 stammenden polizeilichen Vorschrift für das „Bad Goldbergsee“ heißt es zum Beispiel: „Das Baden des im Gemeindebezirk liegenden Gebirgssees wird nur für Schwimmer gestattet. Für vorkommende Unglücksfälle übernimmt die Gemeinde keinerlei Haftung. Die Badenden weiblichen Geschlechts haben einen Badeanzug, diejenigen männlichen Geschlechts eine Badehose zu tragen“. Einige Jahre warb die Gemeinde mit dem Familienbad „Gebirgssee Goldbergsee“. Nach dem Bau eines Nichtschwimmerbeckens im Jahr 1935 unmittelbar neben dem See wurde das Freibad zum Lieblingsplatz für Sommerfrischler. Von Jahr zu Jahr lockte das Freibad immer mehr Sonnenanbeter und Badegäste, insbesondere aus dem Bayreuther Raum. Selbst Wolfgang Wagner, der ehemalige Chef der Bayreuther Festspiele hat im Goldbergsee gebadet.
Hübsche Mädchen
Das Schwimmen haben viele im Goldbergsee gelernt. Einer ist Hans Hartmann aus Wasserknoden, das vor der Gebietsreform zum Landkreis Kulmbach gehörte. Der 84-jährige schwärmt heute noch: „Mit unserem Lehrer Friedrich Schlicht liefen wir im Sommer während der Schule zum See. Unsere ersten Schwimmversuche machten wir im Nichtschwimmerbecken, dann ging`s in den See. Einen ständigen Platz am Goldbergsee hatte der verstorbene Herbert Lauterbach, der viel zu erzählen wusste. „Tagsüber machte mein Onkel Peter Lauterbach seine Kontrollgänge im Auftrag der Gemeinde. Natürlich in Uniform. Er sorgte für Ordnung. Wenn es hieß, der ‚Peter kimmt‘, dann kehrte Ruhe und Anstand ein. Da hatten auch die fremden Gäste Schiss“. Die amerikanischen Soldaten etwa, die von den Einheimischen neidisch beäugt wurden. Denn sie hatten alles, was das Herz begehrt, auf ihrer Decke-„von Schokolade über Zigaretten bis hin zu hübschen Mädchen“.
Manche Sportstunde verbrachten die Schüler des 3. und 4. Schülerjahrgangs der Volksschule Marktschorgast vor den Sommerferien mit ihrem Sportlehrer im solarbeheizten Nichtschwimmerbecken. Die Badesaison 2022 am Goldbergsee wird traditionsgemäß an Christi Himmelfahrt Bürgermeister Marc Benker eröffnen. Er kündigte schon an: „Zum hundertsten Geburtstag des Goldbergsees wird die Marktgempeinde Marktschorgast für tolle Überraschungen sorgen“.