Goldbergsee Vom Galgenberg zum Bade-Idyll

Bruno Preißinger

Der Goldbergsee feiert heuer sein 100. Jubiläum als Badesee. Bereits viele Generationen haben darin das Schwimmen gelernt. Nur eines findet man dort wohl nicht.

 
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Der Goldbergsee besteht 110 Jahre. Seit 100 Jahren wird im ehemaligen Steinbruch gebadet. Eine Sprengung hat im Jahre 1912 den damaligen Steinbruch am Goldberg bei Marktschorgast unfreiwillig geflutet. Ob am Goldberg jemals nach dem wertvollen Metall geschürft wurde, ist unsicher, auch wenn eine Sage davon erzählt. Eine „Goldgrube“ – wenn auch ganz anderer Art- ist das Gelände mit seinem smaragdgrünen See, den Schwimmbecken und großzügigen Liegewiesen aber heute auf jeden Fall.

Zehntausende pilgern im Sommer zu dem idyllischen Naturbad, um sich`s gut gehen zu lassen. Mehr als 1,3 Millionen Mark hat die Gemeinde 1998 in die Anlage investiert. In eine traumhafte Landschaft eingebettet, gehen hier Natur, Kultur und Sport eine gelungene Symbiose ein.

Der Goldberg ist aber nicht nur eine Oase für Sonnenanbeter und Badenixen. Er dient auch Kulturveranstaltungen als reizvoller Rahmen. Im August 1980 fand hier die erste Serenade mit Mitgliedern des Bayreuther Festspielorchesters statt. Zwölf Mal sind diese Abende am See mit großem Erfolg unter der Leitung namhafter Hügel-Dirigenten, wie Daniel Barenboim oder James Levine, wiederholt worden.

Nach jahrzehntelanger Pause wurden die einst legendären Serenaden am Goldbergsee wieder belebt. So findet am Dienstag, 9. August 2022 die zweite Taff (Team aktiver Festspielförderer) - Festspielnacht am Goldbergsee statt.

Zurück zum Namen „Goldberg“, der 1755 erwähnt wurde. Eine Sage von Lehrer Karl Hubert Kapitza lässt zumindest vermuten, dass hier wohl irgendwann mal nach Gold gegraben wurde: „Hinter der Mühle an der Gefreeser Straße gruben vor langer Zeit einige Männer einen tiefen Gang in Richtung Goldberg. Unendlich mühsam war das Vorankommen in dem teils steinigen, teils felsigen Untergrund. Tief im Felsen fanden sie endlich schimmerndes Gestein. Gold!

Mit großem Eifer hackten und gruben sie nun Tag für Tag, bis ihnen jeweils fast die Lampe erlosch. Bis nahe unter den Gipfel hatten sie den Stollen schon vorgetrieben, als eines Tages urplötzlich ein kleines graues Männlein vor ihnen stand, das einen haarigen Mantel trug. Erschrocken hielten die Bergleute inne, schauten das Männlein mit großen Augen an und fragten, was es denn wolle. Das Männlein antwortete: „Leut` hört auf zu grobn! So viel Hoar ich o mein Mantl hob, so viel Joahr wird ihr ka Gold mehr finna!“ Sogleich war das Männlein verschwunden. Den Worten aber mochten die Männer nicht glauben. Unentwegt gruben sie weiter, fanden aber kein Körnchen Gold mehr. Entmutigt gaben sie eines Tages auf: „Gescheiter wär`s gewen, mir hättn gleich auf`s graue Männla ghört!“

Blut- und Halsgericht

Wo der idyllische Goldbergsee heute die Badegäste in Scharen anlockt, wurde früher manches Stück grausiger Ortsgeschichte geschrieben. Im 14. Jahrhundert war Marktschorgast Sitz eines Blut- und Halsgerichts. Der Galgen soll hier in der Nähe des Sees gestanden haben.

Später schufteten am Goldberg zahlreiche Arbeiter im Schweiße ihres Angesichts. Die Bayerische Basaltbausteingesellschaft unterhielt dort von 1898 bis 1908 einen Steinbruch. Im Jahr 1909 hat ihn die Gemeinde Marktschorgast übernommen. Das Jahr 1912 brachte schließlich das Aus für die Anlage. Nach einer Sprengung stürzten plötzlich große Wassermassen aus dem Felsgestein hervor, sodass der Steinbruch innerhalb kurzer Zeit überflutet war. Während sich die Arbeiter noch in Sicherheit bringen konnten, sollen ihr komplettes Handwerkszeug und die Schmalspurgleise samt Roll- und Kippwagen im Steinbruch geblieben sein. Auch eine Kiste mit 25 Flaschen Bier haben die Wassermassen angeblich unter sich begraben.

Zehn Jahre später wurde der mit Wasser gefüllte Steinbruch bereits als Badesee genutzt. In der von 1927 stammenden polizeilichen Vorschrift für das „Bad Goldbergsee“ heißt es zum Beispiel: „Das Baden des im Gemeindebezirk liegenden Gebirgssees wird nur für Schwimmer gestattet. Für vorkommende Unglücksfälle übernimmt die Gemeinde keinerlei Haftung. Die Badenden weiblichen Geschlechts haben einen Badeanzug, diejenigen männlichen Geschlechts eine Badehose zu tragen“. Einige Jahre warb die Gemeinde mit dem Familienbad „Gebirgssee Goldbergsee“. Nach dem Bau eines Nichtschwimmerbeckens im Jahr 1935 unmittelbar neben dem See wurde das Freibad zum Lieblingsplatz für Sommerfrischler. Von Jahr zu Jahr lockte das Freibad immer mehr Sonnenanbeter und Badegäste, insbesondere aus dem Bayreuther Raum. Selbst Wolfgang Wagner, der ehemalige Chef der Bayreuther Festspiele hat im Goldbergsee gebadet.

Hübsche Mädchen

Das Schwimmen haben viele im Goldbergsee gelernt. Einer ist Hans Hartmann aus Wasserknoden, das vor der Gebietsreform zum Landkreis Kulmbach gehörte. Der 84-jährige schwärmt heute noch: „Mit unserem Lehrer Friedrich Schlicht liefen wir im Sommer während der Schule zum See. Unsere ersten Schwimmversuche machten wir im Nichtschwimmerbecken, dann ging`s in den See. Einen ständigen Platz am Goldbergsee hatte der verstorbene Herbert Lauterbach, der viel zu erzählen wusste. „Tagsüber machte mein Onkel Peter Lauterbach seine Kontrollgänge im Auftrag der Gemeinde. Natürlich in Uniform. Er sorgte für Ordnung. Wenn es hieß, der ‚Peter kimmt‘, dann kehrte Ruhe und Anstand ein. Da hatten auch die fremden Gäste Schiss“. Die amerikanischen Soldaten etwa, die von den Einheimischen neidisch beäugt wurden. Denn sie hatten alles, was das Herz begehrt, auf ihrer Decke-„von Schokolade über Zigaretten bis hin zu hübschen Mädchen“.

Manche Sportstunde verbrachten die Schüler des 3. und 4. Schülerjahrgangs der Volksschule Marktschorgast vor den Sommerferien mit ihrem Sportlehrer im solarbeheizten Nichtschwimmerbecken. Die Badesaison 2022 am Goldbergsee wird traditionsgemäß an Christi Himmelfahrt Bürgermeister Marc Benker eröffnen. Er kündigte schon an: „Zum hundertsten Geburtstag des Goldbergsees wird die Marktgempeinde Marktschorgast für tolle Überraschungen sorgen“.

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