Die Mitgliedschaft ist offen für alle Süchtigen, die Teilnahme ist anonym. So wird gewährleistet, dass niemand befürchten muss, wegen der Teilnahme an Meetings wegen des Konsums illegaler Drogen strafrechtlich belangt zu werden.
Sucht belastet das Umfeld
Die Sucht und die Probleme haben Walters Umfeld belastet. „Meine Familie war sozial am Ende, meine Frau war ein Wrack und sie war kurz davor, mich zu verlassen.“ Auch die Kinder hätten unter den Streitereien der Eltern und der Abwesenheit des Vaters gelitten, der dauernd in Kliniken behandelt werden musste. Wer erst einmal auf die schiefe Bahn geraten ist, kommt schwer wieder aus dem Teufelskreis zwischen Drogenrausch und Entzugserscheinungen heraus. Walter hofft dennoch, dass er anderen Betroffenen helfen kann, indem er die Botschaft der Narcotics Anonymous auch in Hof weitergibt.
Der Bedarf ist da
„Die neue Selbsthilfegruppe schließt eine Versorgungslücke“, erläutert Christiane Rothemund von der Suchtberatung der Diakonie Hochfranken. Die Zahl der Klienten sei seit Jahren gleichbleibend, das seien mehrere Hundert Menschen – Menschen, die wegen legaler oder illegaler Drogen Probleme haben, aber auch Menschen, die von stoffunabhängiger Sucht betroffen sind, etwa von Essstörungen. Zwei Drittel von ihnen seien Frauen, ein Drittel Männer. „Die Frauen tun sich schwerer, Hilfe zu holen. Dabei ist es wichtig, so früh wie möglich Unterstützung zu bekommen“, erläutert Rothemund. Die meisten Klienten kommen mit einer Alkoholproblematik, junge Leute sind eher von Cannabis oder Crystal abhängig. „Wichtig ist uns die Entstigmatisierung des Themas“, sagt Rothemund.
Die Ursachen sind vielfältig
Woran merkt man aber, dass man süchtig ist? Dafür gibt es mehrere Kriterien: Der Betroffene verliert die Kontrolle über die Menge des Konsums, er erleidet soziale Folgeschäden wie Ärger in der Familie oder Führerscheinverlust. Der Süchtige entwickelt eine Toleranz – das heißt, er braucht immer mehr vom gleichen Suchtmittel, um die gleiche Wirkung zu erzielen, und er bekommt Entzugserscheinungen.
In Gesprächen wird individuell den Ursachen auf den Grund gegangen. Oft sind es Schicksalsschläge oder ausweglose Situationen. Aber auch die Herausforderungen der Leistungsgesellschaft lassen viele Menschen zu Drogen greifen. Zusammen mit dem Berater wird die Funktion des Suchtmittels ergründet: Wird die Droge konsumiert, um Stress abzubauen? Dann können zum Beispiel Verhaltensänderungen im Alltag helfen, den Stress anders zu bewältigen: etwa mit einem Hobby, Yoga oder Spaziergängen. Die Suchtberatung vermittelt aber auch an stationäre Therapie in Kliniken.
Selbsthilfegruppen sind im Netzwerk des Suchthilfesystems eine wichtige Stütze. „Die Selbsthilfegruppen sind ein stabilisierender Faktor, ein Anker. Die Menschen wollen es schaffen, bis zum nächsten Treffen clean zu bleiben“, sagt Rothemund. Zwar gebe es in Hof bereits Selbsthilfegruppen für Suchtprobleme wie den Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe oder Almed. Diese beschäftigten sich aber hauptsächlich mit Alkoholproblematiken. In der NA sind dagegen auch illegale Drogen Thema. „Es braucht ein Netzwerk und individuelle Beratungsprozesse, um eine Sucht zu bewältigen.“